Russland verliert 15.000 Panzer und Fahrzeuge im Ukraine-Krieg – Putins Soldaten jetzt auf Pferden unterwegs

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Russland muss im Ukraine-Krieg improvisieren. Wegen der vielen Verluste an Kampffahrzeugen greifen die Truppen sogar auf Pferde als Fortbewegungsmittel zurück.

Kiew – Auf den ersten Blick könnten die Aufnahmen auch wie von einem privaten Ausflug in die Natur unter Freunden wirken. Zwei Männer sitzen auf Pferden und reiten auf einem matschigen Weg zwischen Wiesen entlang und scheinen sich entspannt zu unterhalten. Allerdings tragen sie Militärkleidung und Sturmhauben. Am Ärmel ist ein Z zu erkennen – das Symbol für die von Wladimir Putin befohlene und ursprünglich auf drei Tage angelegte militärische Spezialoperation, die im Rest der Welt als Ukraine-Krieg bekannt ist. Und schon unzählige Menschen auf beiden Seiten das Leben gekostet hat.

Das 59-sekündige Video verbreitet unter anderem Anton Gerashchenko beim Twitter-Nachfolger X. Dazu schreibt der ehemalige Berater des ukrainischen Innenministeriums: „‚Die zweitbeste Armee der Welt‘ in ihrer ganzen Pracht. Zurück zu den Zeiten des Russischen Reichs – komplett mit Kavallerie und dem Rückgriff auf Vertreter von Minderheiten als Kanonenfutter.“

Russische Soldaten auf Pferden: Männer aus Nordosten des Landes kämpfen für Putin in Ukraine

Bei den Männern handele es sich um Bürger aus der Republik Sacha, die im nordöstlichen Teil des asiatischen Russlands liegt. „Eine Region, die reich an natürlichen Ressourcen ist“, lässt Gerashchenko wissen: „Jetzt führen die Ureinwohner von Sacha in der Ukraine einen Krieg mit gestohlenen Pferden, während Moskau seine Staatskassen mit den Einnahmen aus Diamanten, Gold, Gas und Öl füllt.“

Pferd statt Panzer: Wegen der immensen russischen Verluste im Ukraine-Krieg schwingen sich Wladimir Putins Soldaten in die Sättel. © IMAGO / Pacific Press Agency, Screenshot Twitter/@Gerashchenko_en

Die beiden Soldaten, die im Namen Putins durch die Ukraine reiten, scheinen zumindest bester Laune zu sein. Der Mann an der Kamera lobt seinen Kameraden als „guten Reiter“ und stellt fest, dass er ein gehorsames Pferd hat. Allerdings beschwert sich der andere nach einiger Zeit: „Diese Pferde sind zu langsam.“ Die Antwort des ersten: „Nur, wenn sie traben.“ Am Ende lächelt er nochmal in die Kamera.

Pferde im Ukraine-Krieg: X-User machen sich über russische Armee lustig

Wie die beiden Männer an die Pferde kamen, wird nicht aufgelöst. Allerdings wird in den Kommentaren einiges an Hohn und Spott über die russische Armee ausgeschüttet. So schreibt ein User, dass prorussische Accounts seit drei Jahren betonen würden, Russland habe noch gar nicht wirklich mit seinem Angriff auf die Ukraine begonnen: „Jetzt, da die Kavallerie kommt, werden sie gezwungen sein, zu sagen, Russland habe losgelegt, oder?“

Ein anderer frotzelte: „Wann erfolgt der Kavallerieangriff gegen Panzer? Und bei wem kann ich meine Bingokarte gegen eine neue eintauschen?“ Letzteres ist eine Anspielung auf die mittlerweile bei überraschenden Entwicklungen gebräuchliche Redewendung: „Das hatte ich nicht auf meiner Bingokarte.“ Viele Kommentatoren fühlen aber auch einfach nur mit den beiden Pferden, die sicher nicht ahnen, in welcher Gefahr sie sich mit ihrer menschlichen Fracht befinden.

Russische Verluste im Ukraine-Krieg: Putins Produktionsanlagen sorgen nicht für genug Nachschub

Die von zwei ehemaligen Mitarbeitern des Recherchenetzwerks Bellingcat betriebene Open-Source-Webseite Oryx listet bereits mehr als 20.000 verlorene Fahrzeuge Russlands im Zuge der Invasion auf. Mehr als 15.000 davon wurden zerstört, darunter mehr als 2600 Panzer.

Forbes rechnet vor, dass die russischen mechanisierten Regimenter jährlich 6000 gepanzerte Fahrzeuge verloren hätten. Da würden auch die Produktionsanlagen in Putins Reich kapitulieren. So würden pro Jahr etwa 200 neue BMP-3-Kampffahrzeuge und 90 neue T-90M-Panzer sowie einige hundert weitere gepanzerte Fahrzeuge wie BTR-82-Radkampffahrzeuge gebaut werden.

Luftaufnahme von einem Zivilfahrzeug im Gelände
Diese Flucht ist gleich beendet: Eine Drohne filmt die Fahrt von russischen Soldaten in einem Lada. © Screenshot Twitter/@moklasen

In den ersten beiden Kriegsjahren habe Moskau zudem Fahrzeuge aus Zeiten des Kalten Krieges reaktiviert. Doch auch dieser Vorrat gehe langsam aber sicher zur Neige. Die Verluste Russlands sind immens.

Russland im Ukraine-Krieg: Soldaten greifen in Zivilfahrzeugen an

Das US-Magazin schrieb erst einige Tage zuvor darüber, dass russische Soldaten bei ihren Einsätzen auf Zivilfahrzeuge zurückgreifen würden, wie auf Drohnenaufnahmen zu sehen ist. Besonders beliebt sei dabei das kompakte Modell Lada Schiguli.

Es handele sich im Grunde um selbstmörderische Angriffe, denn natürlich sind die Insassen dem gegnerischen Beschuss schutzlos ausgeliefert. Im vergangenen Herbst seien es noch Einzelfälle gewesen, die sich auf schlechter ausgerüstete Regimenter schieben ließen. Doch längst sei die Zahl sprunghaft angestiegen. (mg)

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