Zähes Nachspiel um die Lieberhof-Pacht
Wirt Johannes Rabl hatte den Lieberhof 2019 für 20 Jahre gepachtet. Tatsächlich räumte er den Gasthof schon diesen Sommer, mit dem früheren Eigentümer streitet er sich vor Gericht. Es geht um nicht gezahlte Pacht und Corona-Hilfen, zudem um eine ungenehmigte Wohnnutzung. Das Gericht will Ende Januar entscheiden.
Tegernsee – „Auf ewige Zeiten“ solle der Lieberhof eine Gaststätte bleiben – unter dieser Bedingung hatte die Stadt Tegernsee das Anwesen, dessen Geschichte bis in die Blütezeit des Klosters zurückreicht, im Jahr 1933 an privat verkauft. An der Vorgabe hat sich bis heute nichts geändert. Als Eigentümer Hans Hailer den denkmalgeschützten Berggasthof versilbern wollte – damals war von 17 Millionen Euro die Rede –, grätschte die Stadt dazwischen und sicherte sich per Satzung ein Vorkaufsrecht. Man war in Sorge, dass ein Superreicher sich dort einen Landsitz einrichtet und das Anwesen als Gasthof verloren ist.
Baurechtlich ist das Grundstück als Sondergebiet Fremdenverkehr nur für die touristische Nutzung ausgewiesen. Nachdem ein Verkauf des Lieberhofs nun diesen Einschränkungen unterliegt, war Hailer glücklich, als Wirt Johannes Rabl 2019 den Lieberhof zusätzlich zum Leeberghof als Pächter übernahm. Der Vertrag sollte 20 Jahre lang gelten.
Verhandlung vor dem Landgericht
Doch inzwischen darf die Beziehung zwischen Hailer und Rabl als zerrüttet bezeichnet werden. Wie berichtet, fand jüngst im Landgericht München II eine Güteverhandlung statt, bei der es aber zu keiner Einigung kam. Hailer fordert Pachtzahlungen aus der Coronazeit ein. „Wir haben im Lockdown keine Pacht gezahlt, weil sie da nicht fällig war“, meint Rabl dazu. Hailer wiederum verweist darauf, dass der Pächter schließlich Corona-Hilfen erhalten habe. Bei der Verhandlung kündigte das Gericht an, die Höhe und Verwendung dieser Hilfen zu prüfen. Nach im Internet frei zugänglichen Daten sind an die Leeberghof Betriebs GmbH in den Corona-Jahren insgesamt über rund eine Million Euro Unterstützungsgelder geflossen. Nach Auskunft des Landgerichts wird das Verfahren mündlich fortgesetzt. Eine Entscheidung ist für Ende Januar angekündigt.
Unterbringung von Personal nicht erlaubt
Ein Thema war bei der Verhandlung auch die – nicht genehmigte – Nutzung des Lieberhof-Anwesens als Wohnraum für Mitarbeiter des Leeberghofs und des Lieberhofs. Am 13. Juni 2024 forderte das Landratsamt Miesbach Rabls Latona GmbH auf, die Vermietung von Personalzimmern freiwillig zu unterlassen, ansonsten müsse die Behörde auf „förmliche, kostenpflichtige“ Maßnahmen zurückgreifen. Eine Genehmigung der Personalzimmer sei nicht möglich, weil die Stadt Tegernsee einer Wohnnutzung nicht zustimme.
Stadt lässt keine Wohnnutzung zu
„Wir müssen da sehr aufpassen“, erklärt Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) den harten Kurs der Stadt in Sachen Wohnnutzung im Lieberhof. Der hängt eng mit der eingangs beschriebenen Vorgeschichte zusammen. Die Stadt hat einen scharfen Blick darauf, dass der Gasthof als solcher erhalten bleibt. Die Vorkaufssatzung gelte weiterhin, erklärt Hagn: „Und wir werden die Option auch ziehen, wenn es nötig ist.“ Aktuell vertraue man darauf, dass der neue Eigentümer Dirk Budde den Lieberhof nach der Sanierung wie angekündigt wieder als Gasthof öffne. Der Unternehmer aus Hessen ist bereits dabei, ein Raumkonzept für den teils denkmalgeschützten Lieberhof zu entwickeln. Budde hat wie seine Frau Maria ein Faible für historische Gebäude. Im Sommer dieses Jahres kaufte er Hailer die Immobilie ab, kurz darauf stimmte Rabl der Auflösung des Pachtvertrags zu. Rabl will sich nach eigener Aussage auf seine Aufgabe als Wirt des Forsthauses Valepp konzentrieren. Investor und Partner für dieses Projekt ist FC-Bayern-Torwart Manuel Neuer.
Lieberhof wird saniert
Unterdessen treibt Budde die Sanierung des aktuell geschlossenen Lieberhofs voran. Anfang Dezember finde ein Ortstermin statt, an dem auch Kreisbaumeister Christian Boiger teilnehme, berichtet er. Dort sei darüber zu reden, welche Umbauten trotz Denkmalschutz möglich seien. „Wir machen auf jeden Fall eine Nutzung für den Gast“, versichert Budde. Allerdings werde sich das neue Gastronomiekonzept des Lieberhofs vom früheren unterscheiden. Dessen Entwicklung sei erst möglich, wenn der Rahmen mit den Genehmigungsbehörden abgesteckt sei. „Wir wollen aber, dass jeder auf der Terrasse ein Glas Wein trinken kann.“