Die Elektro-Busse des chinesischen Herstellers Yutong können von China aus angehalten oder unbrauchbar gemacht werden. Zu diesem besorgniserregenden Ergebnis kam jetzt eine umfangreiche Untersuchung in Norwegen. Der chinesische Hersteller kann jederzeit aus der Ferne auf die vollständigen Diagnosedaten des Busses zugreifen, alle seine Parameter sowie alle Fehler und Probleme einsehen. Er könne zum Beispiel die Fahrertüren öffnen oder schließen und sie sogar verriegeln, heißt es in dem Bericht. Das norwegische Verkehrsministerium wurde über die Tests informiert.
Laut einem Bericht des österreichischen "Standard" werden in Schweden seit dem Frühjahr 2025 keine E-Busse mehr aus China eingesetzt. Ein Grund dafür seien Befürchtungen gewesen, dass China sensible Daten sammle. In einer Stellungnahme, die FOCUS online vorliegt, sagt Yutong, dass man mit dem Fernzugriff nicht die Fahrt selbst, etwa die Bremsen, beeinflussen könne. Man halte sich an die im jeweiligen Einsatzland gültigen Datenschutzbestimmungen und nur die Kunden des Herstellers hätten Zugriff auf die Daten. Die Stadtwerke im österreichischen Amstetten, die ebenfalls Yutong-Busse einsetzen, teilen auf Anfrage mit: "Unsere Busse sind nicht Teil der systemkritischen Infrastruktur und nicht in Notfall- oder Krisenpläne eingebunden. Daher besteht im Krisenfall aus unserer Sicht keine sicherheitsrelevante Gefährdungslage."
Auch chinesische PKW mit zahlreichen Überwachungs-Funktionen
Norwegen gilt als Vorreiter der Elektromobilität. Durch eine Mischung aus Anreizen und Klima-Strafsteuern werden norwegische Bürger praktisch gezwungen, nur noch E-Fahrzeuge zu kaufen, auch wenn es ein direktes Verbot für Benzin- und Dieselfahrzeuge nicht gibt. Neben PKW gilt das auch für Busse. In Deutschland sind Elektro-Busse ebenfalls auf dem Vormarsch, da viele Städte und Gemeinden damit ihren ehrgeizigen Klima-Zielen näher kommen können.
Chinesische Hersteller sind dafür gut positioniert, da deren Fahrzeuge günstiger sind als E-Busse von europäischen Herstellern wie Mercedes oder VDL. China-Hersteller wie Yutong sind international mit ihren Elektro-Bussen extrem erfolgreich, etwa in afrikanischen Staaten, in Pakistan, in Spanien oder eben in Skandinavien.
In China gibt es totale Kontrolle
Die Frage ist, welches Risiko man bei der Liaison mit den Chinesen eingeht. China ist eine Diktatur und Datenschutz spielt in dem Land entsprechend überhaupt keine Rolle. In einigen Regionen wurden bereits sogenannte "Social Scoring"-Systeme getestet, bei denen die Menschen Minuspunkte bekommen, wenn sie bei Rot über die Ampel gehen oder auf sozialen Netzwerken etwas posten, das der Regierung nicht passt. Wer zu viele Minuspunkte hat, wird eingeschränkt - zum Beispiel darf er die Bahn nicht mehr nutzen.
Verbindet man Sozialkreditsystem und Mobilität, lassen sich unliebsame Bürger noch viel weiter einschränken - und das E-Auto ist dafür perfekt: Wer nicht spurt, dem könnte Peking einfach die Ladekarten oder Lade-Apps sperren. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass Europa sich mit seiner Klima-Politik in die komplette Abhängigkeit von Batterien und "grünen" Technologien aus China begeben hat, wird die Dimension des Problems deutlich.
USA greifen gegen chinesische Spionage-Technik durch
In den USA reagiert man auf diese Risiken besonders sensibel und dürfte sich durch die Berichte aus Norwegen bestätigt fühlen. Die USA wollen ab 2027 bestimmte Technologien aus China verbieten, darunter zählen auch Funktionen für vernetzte Fahrzeuge. Beschlossen wurde das bereits von der früheren US-Regierung unter Präsident Joe Biden. Das Verbot zielt auf die Software und die Hardware moderner Autos, die es ermöglichen, sich mit persönlichen Geräten der Fahrer, anderen Fahrzeugen sowie Einrichtungen der US-Infrastruktur und deren Herstellern zu verbinden. „Es braucht nicht viel Fantasie, um zu verstehen, wie ein ausländischer Widersacher mit Zugang zu diesen Informationen eine ernsthafte Gefahr für unsere nationale Sicherheit und die Privatsphäre der US-Bürger darstellen könnte“, sagte 2024 die damalige Handelsministerin Gina Raimond und bezog sich darauf, dass Autos mittlerweile mit Kameras, Mikrofonen und GPS-Tracking unterwegs sind.
Kamera-Überwachung des Fahrers
Die Enthüllungen aus Norwegen sollten auch PKW-Nutzer hellhörig machen. Chinesische PKW, vor allem E-Autos, werden seit vielen Jahren in Deutschland verkauft und Hersteller wie BYD gewinnen stetig Marktanteile hinzu. Neben den auch bei anderen Herstellern üblichen und teils von der EU vorgeschriebenen Assistenz- und Überwachungssystemen verfügen viele chinesische Autos über ausgefeilte Innenraum-Überwachungssysteme. Dabei werden das Gesicht und die Augenbewegungen des Fahrers permanent per Kamera gescannt. Wer sein Smartphone mit dem Auto verbindet, überträgt dann auch noch sensible persönliche Daten ans Fahrzeug. Die Autohersteller betonen immer wieder, sich bei der Verarbeitung von Nutzerdaten an geltendes Datenschutzrecht zu halten. Ob das im Einzelfall immer so ist, weiß der Kunde letztlich nicht.
Auch in der EU drohen massive Datenkraken
Das Datenschutz-Problem betrifft aber nicht nur Autos aus China. Auch in der EU sammeln seit einigen Jahren alle PKW beispielsweise die Verbrauchsdaten jedes einzelnen Neuwagens. Grundlage dafür ist die sogenannte OBFCM-Verordnung. In Verbindung mit Bewegungsprofilen ließen sich solche Daten je nach Gesetzeslage jederzeit nutzen. Auch hier bietet die europäische Klima-Politik ein Einfallstor: Führt man die schon jetzt ermittelten Verbrauchsdaten und Bewegungsprofile zusammen, ließe sich eine neue CO2-Steuer erheben, bei der jeder Autofahrer für jeden einzelnen gefahrenen Kilometer auf jeder Straße bezahlen muss, je nachdem, wie viele Emissionen er damit angeblich produziert hat. Einen weiteren Vorwand für mehr Überwachung bietet die Verbrechensbekämpfung. Schon vor mehr als zehn Jahren wurden in Großbritannien Dokumente geleakt, die darauf hindeuteten, dass europäische Polizeibehörden gern für Neuwagen einen Stopp per Fernsteuerung implementieren würden.
Datenflut bietet Vor- und Nachteile
Die Medaille hat freilich auch eine andere Seite. Zum einen hat man jetzt in der EU - ganz im Gegensatz zu China - immerhin die Möglichkeit, sich die von seinem Auto gespeicherten Daten auch herausgeben zu lesen (wie das geht, lesen Sie hier). Auch Werkstätten können so leichter auf Herstellerdaten zugreifen, was gerade bei den komplizierten, aber abgeschotteten Steuerungs- und Batteriemanagement-Systemen von Elektroautos vorteilhaft ist. Und: Viele Komfort- und Entertainmentfunktionen sowie Software-Updates für Autos werden überhaupt erst dadurch möglich, dass die Fahrzeuge ständig "online" sind. Am Ende entscheidet also auch der Nutzer selbst darüber, welche Funktionen er nutzen will und welche persönlichen Daten er dafür herausgeben möchte.
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