500 Jahre Antlaßschützen in Benediktbeuern: Tausende Gäste und Söder beim Patronatstag am Wochenende

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Die Antlaß- und Gebirgsschützenkompanie Benediktbeuern-Ried stellte sich zuletzt 2019 zum Gruppenfoto auf. © Festschrift

Die Antlaßschützenkompanie Benediktbeuern-Ried feiert ihren 500. Gründungstag. Sie zählt damit zu den ältesten in Bayern. In den kommenden Tagen gibt es zahlreiche Veranstaltungen, die größte ist der Patronatstag am 4. Mai. Für die Konzerte in den Tagen zuvor gibt es noch Karten.

Benediktbeuern - Vor 500 Jahren waren die Zeiten dramatisch. Von Westen her versuchten die aufständischen Allgäuer Bauern, nach Altbayern vorzudringen. Auch im Süden aus Richtung Scharnitz brodelte es, denn im Inn- und Achental rebellierten die Erzknappen. „Vor diesem Hintergrund lässt sich der Einsatz von wehrfähigen und gebirgstüchtigen Männern zum Schutz der Heimat im damaligen Klostergericht Benediktbeuern ableiten“, erklärt Erwin Pecho in der Festschrift, die aus Anlass des Jubiläums jetzt erschienen ist. Neben Pecho wirkte auch Georg Rauchenberger daran mit. Der Altbürgermeister ist seit 1973 im Vorstand der Kompanie und hält am 3. Mai den Festvortrag.

Die Gründung einer Wachmannschaft für das Klostergebiet im Jahr 1525 wurde von Abt Matthäus Reuchlin in einem Brief an Herzog Ludwig X. festgehalten. 1695 errichtete Abt Eliland II. formell die Benediktbeurer Schützenbruderschaft. Das „Schützen Büech“ wird heute im Rathaus aufbewahrt.

Dieses Bild aus dem Jahr 1891 ist eines der ältesten Fotos von der Kompanie. Es entstand zur Erinnerung an den Festzug zum 70. Geburtstag seiner könglichen Hoheit, Prinz Luitpold von Bayern, in München.
Dieses Bild aus dem Jahr 1891 ist eines der ältesten Fotos von der Kompanie. Es entstand zur Erinnerung an den Festzug zum 70. Geburtstag seiner königlichen Hoheit, Prinz Luitpold von Bayern, in München. © Festschrift

Daher stammt die Bezeichnung „Antlaß“

In den vergangenen Jahrzehnten engagierte sich der überregional geschätzte, 2019 verstorbene Salesianerpater Leo Weber stark für die Dokumentation der Geschichte der Gebirgsschützen. Die Bezeichnung „Antlaß“ tragen übrigens außer der Kompanie Benediktbeuern-Ried nur jene in Lenggries, Wackersberg und Gaißach. Das Wort war früher der gebräuchliche Ausdruck für „Ablass“, erläutert Pecho: „Das heißt kirchlicher Nachlass von zeitlichen Sündenstrafen mittels Bußzeit.“ Weil dieser Ablass vor allem im Zusammenhang mit der Einsetzung der Eucharistie, zum Beispiel an Fronleichnam bis zum darauffolgenden Sonntag gewährt wurde, bezeichnet man diese Tage als Antlaßtage, so Pecho. „Aus historischer Sicht ist das Wort ,Antlaßschützen‘ darauf zurückzuführen, dass sich in unserer Gegend, zum Beispiel während des Dreißigjährigen Krieges zum Schutz der Geistlichkeit und des Allerheiligsten, Schützen als Begleitung zur Verfügung stellten.“ Die Bezeichnung Gebirgsschützen sei erst im 19. Jahrhundert aufgekommen und im Sinne des Landesverteidigung zu verstehen.

An das Alpenregionstreffen 1980 im Kloster können sich viele noch erinnern. Es kamen 53 Kompanien, 20 Spielsmannszüge und zwölf Musikkapellen aus Bayern, Tirol und Südtirol. Beim Festzug säumten 25 000 Zuschauer die Straßen, wird in der Festschrift berichtet.
An das Alpenregionstreffen 1980 im Kloster können sich viele noch erinnern. Es kamen 53 Kompanien, 20 Spielsmannszüge und zwölf Musikkapellen aus Bayern, Tirol und Südtirol. Beim Festzug säumten 25 000 Zuschauer die Straßen, wird in der Festschrift berichtet. © Festschrift/A

Dokumentationszentrum im Kloster wird im Sommer eröffnet

Eigentlich wurde 1869 die Auflösung der Gebirgsschützen als staatliche Organisation beschlossen. Aber: „Als privatrechtliche Verbindung bestanden die Kompanien in Benediktbeuern, Lenggries, Gaißach, Wackersberg, Gmund und Schliersee weiter“, erklärt Rauchenberger. Das Klosterdorf hieß bis 1865 übrigens „Laingruben“, und zum Hoheitsgebiet des Klosters gehörten auch Bichl, Kochel und Jachenau. Letztlich schrieb jede Kompanie ihre eigene Geschichte. In Bichl beispielsweise löste sie sich während des Zweiten Weltkriegs auf und wurde Anfang der 1970er-Jahre wieder gegründet. Diese und viele weitere Informationen erhält man ab Sommer im Kloster, wenn dort das Dokumentationszentrum für die Geschichte der Gebirgsschützen eröffnet wird. „2025 ist ein bedeutendes Jahr“, fasst Rauchenberger die Ereignisse zusammen.

Programm und Ehrengäste zum Patronatstag

Der große Festabend zum 500-jährigen Bestehen wird am Samstag, 3. Mai, begangen. Um 19 Uhr findet eine Serenade am Kriegerdenkmal statt, um 20 Uhr beginnt der Festabend. Die Festschrift zum Preis von 3 Euro gibt es bereits jetzt bei Schreibwaren Bader, bei der Tourist-Info und im Klosterladen zu kaufen. Die Feierlichkeiten beginnen am Donnerstag, 1. Mai, mit Auftritten von Anja Bavaria, „Los Brudalos“ und den DJs „Habe&Dere“ im Zelt. Es gibt noch Karten, ebenso für die Auftritte am Freitag, 2. Mai, wenn die Isarwinkler Jugendkapelle und die Musikatzen aufspielen. Gesucht werden noch Zeichenverkäufer. Interessierte sollen sich bei Hanns-Frank Seller (Betten Stern) melden.

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Den Patronatstag am Sonntag, 4. Mai, richtet der Bund der Gebirgsschützen aus. Erwartet werden rund 4500 Schützen. Zugesagt haben auch Ministerpräsident Markus Söder, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Staatskanzleichef Florian Herrmann sowie lokale Abgeordnete und Politiker, berichtet Landeshauptmann Martin Haberfellner.

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