Nachfolge für Trudeau: Trumps Zollkrieg nutzt den Liberalen in Kanada

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Vor dem Hintergrund von Anschuldigungen, Drohungen und sogar der Idee, Kanada zum neuen US-Staat zu machen, verrückt Trumps Politik Kanada wieder nach links.

Ottawa – Mit der Bekanntgabe einer neuen Führungsfigur für die liberale Partei in Kanada kann sich an diesem Sonntag (9. März) ein Stück weit die politische Zukunft des Landes entscheiden. Denn das Land steht nicht nur vor einem Führungswechsel seiner regierenden Partei und einem drohenden Zollkrieg mit dem wichtigsten Handelspartner, sondern auch vor einer baldigen Wahl.

Das Wahlergebnis schien in Umfragen über die vergangenen Jahre deutlich in Richtung der rivalisierenden Konservativen zu tendieren, während die Liberalen unter dem scheidenden Premierminister Justin Trudeau für ignorierte Wahlversprechen und steigende Lebenshaltungskosten abgestraft wurden. Doch seit Trudeaus Rücktrittsankündigung hat sich der Vorsprung der Konservativen, die das Land zuletzt von 2006 bis 2015 regierten, laut den Wahlprognosen von CBS News halbiert.

Chrystia Freeland und Mark Carney gelten als Favoriten auf die neue Führungsrolle bei Kanadas liberaler Partei.
Chrystia Freeland und Mark Carney gelten als Favoriten auf die neue Führungsrolle bei Kanadas liberaler Partei. © Christinne Muschi/AFP

Parteien in Kanada: Zollstreit mit USA schadet den Konservativen

Wie die Tagesschau berichtet, liege das jedoch nicht nur am Anfang Januar angekündigten Rücktritt des mit seinen Beliebtheitswerten kämpfenden liberalen Premiers, sondern auch und vor allem an der Politik im südlichen Nachbarland, die für Kanada schwerwiegende Folgen haben könnte. Bereits jetzt tobt zwischen den USA und Kanada ein erbitterter Zollstreit, der auf Vorwürfen des Drogelschmuggels über die kanadische Grenze basiert und beiden Handelspartnern wirtschaftlich schaden könnte.

Dazu kommen die Sticheleien, die bereits Wochen vor Trumps Amtsantritt begannen, als dieser öffentlich vorschlug, Kanada zum 51. Staat der USA und Trudeau zum Gouverneur zu machen. In der kanadischen Bevölkerung haben die Spitzen aus dem Nachbarland laut Tagesschau eine „patriotische Team Canada-Stimmung“ geweckt, die je nach weiterer Entwicklung den Liberalen zum erneuten Wahlsieg verhelfen könnte.

Wohl schon in wenigen Wochen: Viele rechnen mit vorgezogenen Wahlen in Kanada

Als Favoriten unter den vier möglichen Nachfolgekandidaten Trudeaus gelten derzeit die frühere Finanzministerin Chrystia Freeland sowie der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney. Beide gelten als lautstarke Kritiker der Trump-Politik. Freeland hat den US-Regierungschef zuletzt sogar bereits so provoziert, dass er sie öffentlich als „giftige Spinnerin“ bezeichnete. Gegen die möglichen Kandidaten der Liberalen steht mit dem Konservativen-Chef Pierre Poilievre ein Politiker, den vor allem Carney lautstark dafür kritisiert, Trump „anzubeten“. Bei der Bevölkerung und vor allem den unabhängigen Wählenden scheint diese Strategie derzeit Früchte zu tragen.

Die geplanten Parlamentswahlen müssen in Kanada spätestens im Oktober stattfinden, könnten aber auch bereits binnen weniger Wochen angesetzt werden. Viele Fachleute rechnen mit vorgezogenen Wahlen. (saka mit AFP/dpa)

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