Wegen Personalmangel: Leere Betten in Seniorenheim in Tegernsee - „Rennen gegen die Zeit“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Tegernsee
  4. Tegernsee

Kommentare

20 bis 25 Betten sind leer: Weil dem Seniorenzentrum Schwaighof in Tegernsee Personal fehlt, kann Geschäftsführer Alexander Herrmann das Haus nicht voll auslasten. © Thomas Plettenberg

Der Bedarf ist riesig, doch im Seniorenzentrum Schwaighof in Tegernsee müssen bis zu 25 Betten leer bleiben. Schuld daran ist der Personalmangel, erklärt Leiter Alexander Herrmann.

Landkreis – Das Seniorenzentrum Schwaighof in Tegernsee ist weiterhin nicht vollständig ausgelastet. 20 bis 25 der 129 Betten sind nicht belegt – wegen Personalmangel. Das schlägt sich nicht nur im Jahresergebnis 2022 mit einem Verlust von 115 000 Euro nieder, sondern erhitzte auch die Gemüter im Kreistag. „Es wäre eine fatale Entwicklung, Betten im Schwaighof zu reduzieren“, sagte Martin Walch (SPD). „Es ist absolut wichtig, ausreichend Plätze zu schaffen.“

Zuvor hatte Kreisrechnungsprüferin Claudia Winterberg die Jahresabschlüsse aller Unternehmen vorgestellt, an denen der Landkreis beteiligt ist – beim Schwaighof ist er das mit 100 Prozent. Neben dem Krankenhaus Agatharied sei das Seniorenzentrum die einzige Beteiligung mit einem negativen Jahresabschluss, erklärte Winterberg. Der Grund dafür sei der Personalmangel, mit dem der Schwaighof – wie überall in der Pflege – stark zu kämpfen habe. In der Folge würden sogenannte Personalüberlassungen zu höheren Personalkosten führen – weshalb die Zahl der belegten Betten reduziert werde.

Fachkräftequote muss über 50 Prozent liegen

Wie berichtet, sind gestiegene Personalkosten in der Pflege ein mittlerweile bekanntes Problem. Unter anderem muss auch das Krankenhaus auf Leiharbeiterfirmen zurückgreifen, um Engpässe zu überbrücken, wofür ein stolzer Preis fällig wird. Leiharbeiter würden teils das Dreifache eines Tarifbeschäftigten verdienen, schilderte kürzlich der Pflegedirektor des Krankenhauses Agatharied in unserer Zeitung. Wie Winterberg weiter erklärte, spiele neben den teuren Personalüberlassungen auch die sogenannte Fachkräftequote eine Rolle. Diese müsse bei über 50 Prozent liegen. Mehr ungelernte Kräfte einzustellen, um die leeren Betten belegen zu können, ist also keine Lösung.

Thomas Straßmüller (FWG), der im Aufsichtsrat des Schwaighofs sitzt, betonte nach der Kritik von Walch allerdings: „Es ist sicher nicht der Plan des Seniorenzentrums, Leistungen zu reduzieren.“ Vielmehr sei es nicht anders möglich, als die Betten unbelegt zu lassen. Langfristig sei aber keine Verminderung geplant. Anastasia Stadler (CSU), ebenfalls Teil des Aufsichtsrats, ergänzte: „Der Schwaighof ist auf einem guten Weg.“ Sorgen um den Fortbestand des Seniorenzentrums müsse man sich nicht machen – auch wenn die Bettenreduzierung im Moment nötig sei.

Betten im Tegernseer Tal dringend gebraucht

Für Alexander Herrmann, Leiter des Schwaighofs, ist diese Situation nicht neu. Schon als der 51-Jährige vor eineinhalb Jahren seine Stelle als Geschäftsführer antrat, waren von den 129 Plätzen nur knapp 100 genutzt – trotz voller Warteliste. „Dass ich die Bettenzahl nicht belegen kann, ist absolut richtig“, bestätigt Herrmann nach der Kreistagssitzung auf Anfrage unserer Zeitung. Allerdings sei das keineswegs der Wunsch des Seniorenzentrums – „der Begrenzer ist das Personal“, erklärt auch Herrmann. Er bestätigt, dass das Recruiting und auch die von Winterberg benannte Personalüberlassung drängende Themen seien. Der inländische Arbeitsmarkt sei jedoch leer gefegt. Längst versuche der Schwaighof, Kräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Ob das klappt, hänge aber auch von der Politik ab, sagt Herrmann. „Wir brauchen eine Refinanzierung und wir brauchen Geld für qualitative Pflege.“ Die Maximalzahl der stationären Betten würde im Tegernseer Tal dringend gebraucht, sagt Herrmann. „Die Bedarfe steigen stetig – wir rennen gegen die Zeit.“

Alexander Herrmann
, Geschäftsführer des Seniorenzentrums Schwaighof.
Alexander Herrmann, Geschäftsführer des Seniorenzentrums Schwaighof. © tp

Ein „Riesenthema“ ist laut dem Geschäftsführer auch die ambulante Pflege. Der Landkreis sei im Bereich der Kurzzeit- und der Tagespflege noch „sehr jungfräulich“ aufgestellt. „Aber diese Entwicklung lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen.“ Landrat Olaf von Löwis (CSU), der als Vorsitzender an der Spitze des Aufsichtsrats der Schwaighof GmbH steht, bestätigte diesen Bedarf auch in der Kreistagssitzung. „Wir haben Engpässe besonders in der ambulanten Pflege.“ Löwis versprach: „Da justieren wir nach.“ nap

Unser Tegernsee-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.

Auch interessant

Kommentare