Die Firma „Erka Kallmeyer“ mit Sitz in Bad Tölz gilt als Pionier bei der Herstellung von Blutdruckmessgeräten. Jetzt ist das Unternehmen insolvent.
Bad Tölz – Ein über 130 Jahre altes Unternehmen mit Sitz in Bad Tölz befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten. Wie jetzt bekannt wurde, ist die „Erka Kallmeyer Medizintechnik GmbH & Co. KG“ zahlungsunfähig. Beim Amtsgericht Wolfratshausen wurde auf Antrag einer Krankenkasse die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Unternehmens eingeleitet. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Holzkirchner Fachanwalt Dr. Alfred Ponzer. Nach seiner Einschätzung haben gleich mehrere Gründe zur Krise des Herstellers für Medizintechnik geführt.
Traditionsreicher Medizintechnik-Hersteller mit Sitz in Bad Tölz insolvent: Auch intern gab es wohl Probleme
Rund 30 Mitarbeiter sind laut Ponzer von der Insolvenz betroffen. „Der Geschäftsbetrieb läuft normal weiter“, erklärt der Insolvenzverwalter auf Anfrage unserer Zeitung. Ziel sei es, alle Arbeitsplätze zu erhalten. Die Mitarbeiter erhalten demnach weiter ihren Lohn. „Die ersten Gehälter werden in Kürze ausgezahlt“, so Ponzer. „Es erfolgt die übliche Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes, das den vollen Lohn und die normalen Sozialabgaben umfasst.“ Das Insolvenzgeld wird von der Agentur für Arbeit ausbezahlt. Es fließt allerdings maximal für einen Zeitraum von drei Monaten.
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Als Ursachen für die finanzielle Schieflage führt der Rechtsanwalt unter anderem die Corona-Krise und deren Nachwirkungen sowie die steigenden Energiekosten an. Doch auch intern gab es offenbar Schwierigkeiten: Ponzer nennt dabei den Wegfall von Mitarbeitern im Bereich Buchhaltung sowie nicht näher beschriebene „Probleme mit dem Steuerbüro“. Außerdem gebe es einen Finanzbedarf für Investitionen in neue Produkte.
Insolvenzverwalter optimistisch: „Das Potenzial sind die Produkte und die Mitarbeiter“
Beim Blick auf die Zukunft des Unternehmens ist der Insolvenzverwalter optimistisch. Für eine Rettung gebe es aus seiner Sicht „gute Chancen“, erklärt Ponzer. „Das Potenzial sind die Produkte und die Mitarbeiter.“ Aktuell verschaffe er sich einen Überblick über die Lage des Unternehmens. Mit wichtigen Lieferanten und Kunden sowie beteiligten Kreditinstituten stehe er dazu im Austausch. Das Ziel: „Eine stabile Fortführung im Insolvenzverfahren und einen Erhalt des Unternehmens.“
Die Firma „Erka Kallmeyer Medizintechnik“ wurde nach eigenen Angaben 1889 in Berlin gegründet. Sie galt als Vorreiter in der Entwicklung und Herstellung von Blutdruckmessgeräten. Außerdem wurden Stethoskope und Manschetten produziert. Das Unternehmen wirbt damit, nur in Deutschland zu produzieren. Exportiert werden die Produkte demnach in über 100 Länder. Das Unternehmen schreibt auf seiner Seite im Online-Business-Netzwerk LinkedIn über sich: „Unser Anspruch ist es, Medizinern die exaktesten und effizientesten Geräte an die Hand zu geben.“ Und weiter: „Das Beste ist für Erka-Produkte gerade gut genug.“ (vfi)