Wider Erwarten: Inflation steigt im Juli wieder an
Die Teuerungsrate ist im Juli überraschend wieder angestiegen – und zwar laut Statistischem Bundesamt um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.
Wiesbaden – Die Inflationsrate hat im Juli voraussichtlich wieder leicht angezogen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 2,3 Prozent, nachdem die Teuerungsrate im Juni bei 2,2 Prozent gelegen hatte. Wie in den Vormonaten verteuerten sich demnach Nahrungsmittel unterdurchschnittlich, Dienstleistungen überdurchschnittlich und für Energieprodukte sanken die Preise.
Inflation steigt im Juli: Verbraucher spüren Preisniveau
Die Lebensmittelpreise stiegen demnach mit 1,3 Prozent etwas stärker als im Juni. Der Preisanstieg bei Dienstleistungen blieb mit 3,9 Prozent konstant. Energie wurde im Juli um 1,7 Prozent günstiger, im Juni hatte das Minus noch 2,1 Prozent betragen. Bei Dienstleistungen schlagen sich die zuletzt höheren Tarifabschlüsse von Gewerkschaften nieder. Auch die Kaltmieten zogen im Juni weiter an.
Auch spüren Verbraucher beim Einkaufen oder Essengehen nach wie vor das kräftig gestiegene Preisniveau. Nahrungsmittel haben sich in den vergangenen Jahren im Schnitt um mehr als 30 Prozent verteuert, ergab eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024.
Gestiegene Inflation und schwächelnde deutsche Wirtschaft
Angesichts der kräftigen Gehaltszuwächse bleibt der private Konsum der wichtigste Hoffnungsschimmer für die schwächelnde deutsche Volkswirtschaft, die im zweiten Quartal überraschend um 0,1 Prozent schrumpfte. Für die zweite Jahreshälfte ließen die übrigen Stimmungsindikatoren nur wenig Schwung erwarten, schreibt etwa Volkswirt Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research. „Entscheidend wird daher vor allem sein, wie sich angesichts der realen Kaufkraftgewinne der private Verbrauch entwickelt.“
Ökonomen hatten zuletzt eher einen Trend zu stabilen Preisen im Sommer erwartet. So ergab eine Umfrage des Ifo-Instituts unter Unternehmen zu ihren Preisplänen, dass in den konsumnahen Bereichen seltener Preiserhöhungen geplant sind.
Seit April liegt die Inflation weitgehend stabil etwas über dem von der Europäischen Zentralbank angestrebten Wert von zwei Prozent. Die Zahlen für Juli sind vorläufig. Endgültige Ergebnisse will das Statistikamt am 9. August veröffentlichen. (lma/dpa/AFP)