WHO-Notlage wegen Mpox: Virologe Streeck über Impfung, Übertragung und Bedeutung für Deutschland

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Die WHO ruft wegen Mpox (auch als Affenpocken bekannt) internationale Notlage aus. Was bedeutet das für Deutschland? Virologe Hendrik Streeck zu den wichtigsten Fragen.

München – In Afrika breitet sich eine neue Variante der als Affenpocken bekannten Mpox aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagiert mit der höchsten Alarmstufe, erklärte am Mittwochabend (15. August) eine „gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“. Aber was bedeutet das eigentlich?

Internationale WHO-Notlage wegen Mpox (Affenpocken): Subvariante breitet sich in Afrika aus

Konkrete Auswirkungen – etwa Maßnahmen in Deutschland – hat die Notlage vorerst nicht. In erster Linie richtet sich die WHO an Behörden, die sich weltweit auf mögliche Ausbrüche vorbereiten sollen.

In Afrika breitet sich aktuell die Subvariante Klade Ib aus, sie könnte ansteckender und gefährlicher sein als bisherige Mpox-Erreger. Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC schätzt das Risiko einer Ausbreitung jedoch als „sehr gering“ ein, das Robert-Koch-Institut hat bislang keine Fälle der Klade I in Deutschland registriert.

Was bedeutet Mpox-Notlage für Deutschland? Virologe Streeck: „In Europa ist die Gefährdung im Moment niedrig“

Virologe Prof. Dr. Hendrik Streeck sagt bei IPPEN.MEDIA: „In Europa ist die Gefährdung durch Mpox-Ausbrüche im Moment niedrig, aber Ärzte sollten vermehrt darauf achten. Wichtig ist der Hinweis, dass sich Risikogruppen impfen lassen sollten und dass Ärzte und Gesundheitsbehörden über das Virus informiert sind. Es geht aber im Moment vor allem um die Eindämmung in Afrika.“

Virologe Prof. Dr. Hendrik ist seit 2019 Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Die Forschung dort legt besonderen Fokus auf HIV, CMV, Dengue, Chikungunya, Coronaviren und anderen „emerging viruses“. © Rolf Vennenbernd/Niaid/Niaid/Planet Pix via ZUMA Press Wire/picture alliance/dpa

Mpox-Impfung nur für bestimmte Personengruppen empfohlen

Das RKI empfiehlt eine Mpox-Impfung derzeit nur bestimmten Personengruppen. Dazu zählen Menschen im Alter von über 18 Jahren, die engen Kontakt zu Personen mit bestätigter Mpox-Erkrankung oder zu Laborproben hatten. Außerdem Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko, dazu zählen laut RKI derzeit „Männer über 18 Jahre, die Sex mit Männern haben und dabei häufig die Partner wechseln“ sowie „Personal in Speziallaboratorien, das gezielte Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten, ausübt.“

Mpox werden nicht mehr Affenpocken genannt

Die Krankheit hieß nur Monkeypox (Affenpocken), weil sie 1958 erstmals in Affen entdeckt wurde. Mit den Ausbrüchen in diesem Jahr haben Affen nichts zu tun. 2022 hat die WHO entschieden, die ursprüngliche Bezeichnung abzuschaffen. Zum einen wurde der neue Name, Mpox, gewählt, weil er in vielen Sprachen gut aussprechbar sei. Zum anderen soll durch die Umbenennung Diskriminierung gegen Tiere oder Länder verhindert werden.

Übertragung von Mpox nur durch engen Kontakt – Virologe Streeck sieht dennoch Möglichkeit der Verbreitung

„Mpox wird durch engen Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen. Zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr“, erklärt Streeck. „Zudem ist die Inkubationszeit des Virus sehr lang.“

Um weitere Übertragungen zu minimieren, ist das grundsätzlich gut. Streeck ordnet ein: „Hierdurch kann auf dem klassischen Weg durch Kontaktpersonennachverfolgung, Isolation und Quarantäne ein Ausbruch eingedämmt werden. Zusätzlich gibt es einen wirksamen Impfstoff. Es besteht dennoch die Möglichkeit, dass sich das Virus weiter verbreitet. Daher ist es entscheidend, dass die öffentlichen Gesundheitsbehörden und die behandelnden Ärzte wachsam bleiben.“

Das Virus ist mit dem bekannten Pockenvirus verwandt, der dagegen wirksame Impfstoff schützt auch vor einer Infektion mit Mpox. Sorge macht die Mpox-Subvariante Klade Ib und das bereits seit seit Monaten.

Mpox-Subvariante aktuell noch weitgehend unerforscht

Virologe Streeck ist vorsichtig bei der Interpretation der vorhandenen Daten. Bisherige Studien deuten laut dem Fachmann zwar darauf hin, dass Klade Ib eine erhöhte Übertragbarkeit aufweist und zu schweren Verläufen führen kann, doch detaillierte Studien fehlen bislang. Außerdem findet der Ausbruch aktuell in Teilen der Welt statt, die keinen guten Zugang zu Gesundheitswesen haben und in denen viele Menschen mangelernährt sind. „Wichtig ist, dass die eingesetzten Impfstoffe und Therapeutika auch gegen diese Variante wirken“, hält Streeck fest. (moe)

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