Lidl führt Gebühr für bislang kostenlosen Service ein – „Bald müssen wir Eintritt bezahlen“
Lidl-Kunden müssen mit einer neuen Gebühr vorliebnehmen. Die Reaktionen sind gemischt. Eine Umwelt-Expertin sieht die Maßnahme kritisch.
Kassel – Änderungen in Supermärkten und Discountern haben oft Aufregerpotential. Jetzt regen sich einige Verbraucher über einen Extrabetrag auf dem Kassenbon auf. Den fordert Lidl ein für einen zuvor kostenlosen Service. Dabei ist der Geldbetrag nur minimal – und soll der Umwelt helfen.
Lidl führt Gebühr ein: Plastikbeutel für Obst und Gemüse kosten nun ein Cent
Auf TikTok veröffentlichte „Der Filialleiter“ – ein Nutzer, der diese Funktion in einer Lidl-Filiale ausübt – ein Video. Darin erklärt er: „Es ist passiert, jetzt auch bei Lidl ein Cent für die Knotenbeutel.“ Wer in der Obst- und Gemüseabteilung lose Ware in den Plastikbeutel packt, muss ab sofort für diesen je Stück einen Cent extra zahlen. Auch Kaufland führte diese Regelung bereits ein. Es folgten teils wütende Reaktionen von Kaufland-Kunden. Ähnlich irritiert reagierten einige Aldi Kunden auf den Extracent für den Plastikbeutel.
Lidl ist also nicht allein mit der Veränderung in der Obst- und Gemüseabteilung. Der Lidl-Filialleiter findet den Cent mehr als gerechtfertigt. Denn die Kundinnen und Kunden packen sich manchmal ihren 70-Euro-Einkauf in 20 Knotenbeutel, schildert er: „Für die Umwelt absolut nicht super.“ Dann fragt er nach der Meinung der Kunden – doch die sind nicht alle begeistert.
Lidl-Kunde will mit Trick Ein-Cent-Plastikbeutel umgehen – „Nehme ich einfach die Beutel vom Backshop“
Ein User zeigt sich wenig beeindruckt: „Nehme ich einfach die Beutel vom Backshop.“ Auf die Idee kommen auch zahlreiche andere Nutzer. Es gibt zahlreiche Kommentare, in denen die 1-Cent-Neuerung abgelehnt wird. „Ein Cent für ein Stück kleines Plastik? Ciao, mit mir nicht“, „Nicht euer Ernst“ und „Bald müssen wir Eintritt bezahlen“ heißt es. Diese Regelung gibt es bei Aldi bereits für bestimmte Filialen.
Doch es gibt auch viele Stimmen, die die neue Lidl-Gebühr positiv bewerten. „Find ich super“, sagt eine Userin. „Richtig so. Viel zu viele packen sich die Dinger einfach so ein oder wollen ihren Einkauf in ein paar Tüten verstauen“, stimmt ein Nutzer zu. Viele geben an, sie hätten die Plastikbeutel sogar noch deutlich teurer als einen Cent gemacht. Eine Userin findet die Neuerung ebenfalls gut, wünscht sich aber einen Kompromiss: „Wenn ich z.B. Kirschen kaufe, sollte der Beutel kostenlos sein. Bei Sachen, die ich lose in den Wagen legen kann, z.B. Äpfel oder Bananen, kann der Beutel gern was kosten.“
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Lidl führt Gebühr für Plastikbeutel ein – Naturschützer sehen anderes Problem als dringender an
Derweil kritisierte der Naturschutzbund (NABU) gegenüber IPPEN.MEDIA den Extrabetrag von einem Cent je Plastikbeutel als „vor allem symbolisch“. Die NABU-Expertin für nachhaltigen Konsum und Ressourcenschonung, Katharina Istel, bekräftigte: „Eine kleine Einwegtüte aus Plastik oder Papier ist viel besser als eine Vorverpackung, was den Materialaufwand angeht.“
Daher brauche es vielmehr Veränderungen bei Lidl, Aldi Kaufland & Co. an dieser Stelle. „Die Vorverpackung ist sieben- bis achtmal materialintensiver als die Einwegtüten. Das heißt, es fällt viel mehr Abfall an.“ Wer in Sachen Nachhaltigkeit punkten möchte, kann sich auch für den Eigenanbau im Garten entscheiden. (sthe)