Die Ukraine stieß unlängst offenbar auf eine skurrile Innovation Moskaus: eine Drohne mit einer zehn Kilometer langen Glasfaserverbindung. Die Vorteile: Präzise und kaum zu entdecken.
Kiew – Die Ukraine hat in der Verteidigung gegen Russland immer wieder Einfallsreichtum unter Beweis gestellt: Munitionsmangel begegnete das ukrainische Militär etwa mit dem Bau von Bomben aus dem 3D-Drucker oder erledigte Minenaufklärung per Wärmebildkamera. Zuletzt gewannen Drohnen im Ukraine-Krieg immer mehr an Bedeutung. Mit teils selbst umgebauten unbemannten Flugobjekten oder Seedrohnen gelangen ukrainischen Truppen Erfolge. Doch Russland holt auf. Nun sichteten Militärbeobachter offenbar eine skurrile Innovation Moskaus: Eine russische Drohne mit Kabelverbindung.
Ukraine-Krieg: Russland experimentiert offenbar mit kabelgebundenen Drohnen
Der ukrainische Militärblogger Serhiy Flesh berichtete am Donnerstag (7. März) auf seinem Telegram-Kanal über einen außergewöhnlichen Fund. Es sei etwas, „das wir noch nie zuvor gesehen haben“, so der Blogger. Die Entdeckung: Eine russische Drohne, die über eine Kabelverbindung gesteuert wurde. Dafür sei eine über zehn Kilometer lange Spule Glasfaserkabel in der Luft abgerollt worden, berichtete Flesh. Etwas, wovon er zuvor nicht angenommen hatte, dass „dies realistisch sei [...], ohne die Faser zu zerreißen“.
Der Vorteil dieser Technik: Das unbemannte Fluggerät ist von elektronischer Kriegsführung wie etwa Störsendern nicht zu stoppen. Da die Drohne nicht über eine Funkverbindung verfügt, kann sie auch selbst schwerer aufgeklärt werden. Das schützt das Fluggerät selbst, aber auch den Piloten. „Und das Bild kann in höchster Qualität übertragen werden“, ergänzte der ukrainische Militärblogger. Entsprechend präzise können die Angriffe erfolgen.
Drohnenrevolution? Kabelgebundene Drohne an ukrainische Spezialisten übergeben
Auf Telegram teilte Flesh die Bilder der kabelgebundenen Drohne, die kurz darauf auch auf der Plattform X (vormals Twitter) kursierten. Darauf zu sehen die recht behelfsmäßig anmutende Anbringung von Munition mit Klebeband. „Es handelt sich um einen handelsüblichen Quadcopter mit einem Sprengkopf, der ursprünglich für einen RPG-7-Raketenwerfer vorgesehen war“, analysierten die ukrainischen Militärexperten von Militarnyi die Aufnahmen. Die Echtheit der von Flesh geteilten Bilder ließ sich zunächst nicht unabhängig verifizieren, ebenso unklar war der Ort oder genaue Zeitpunkt des Fundes. Eigenen Angaben zufolge übergab der Militärblogger die kabelgebundene Drohne für weitere Untersuchungen an die ukrainische Drohneneinheit „Birds of Magyar“.
Noch sei unklar, in welchem Stadium sich die russische Entwicklung von Drohnen dieses Typs befindet, so die Militärexperten weiter. Doch offenbar ist das Militär Russlands zumindest so weit, um einen Prototyp an die Front zu schicken. Was für Laien recht exotisch anmutet, ist in Militärkreisen offenbar eine bekannte Technik, die bei der Steuerung von Panzerabwehrraketen Verwendung findet. „Insbesondere das weltweit verbreitete israelische Panzerabwehrraketensystem Spike-ER ist in der Lage, Ziele in einer Entfernung von bis zu zehn Kilometern mithilfe von Glasfaserkabeln zu treffen“, so Militarnyi weiter. Dennoch: Wunderwaffen gibt es nicht, wie Militärexperten nicht müde werden zu betonen. Entscheidend ist vielmehr das Gefecht der verbundenen Waffen.