Tabelle offenbart, wer die meisten Sozialabgaben in Deutschland zahlt
Wer in Deutschland durchschnittlich verdient, muss knapp 21 Prozent an die Sozialkassen zahlen. So hoch sind die Sozialabgaben nach Jahreseinkommen.
München – Sie arbeiten hart, zahlen pünktlich ihre Beiträge – und trotzdem tragen Sie eine höhere Last als Millionäre? Eine aktuelle Analyse zeigt: Deutschlands Sozialabgaben treffen die Mitte am härtsten, während Reiche glimpflich davonkommen. Die Zahlen sind ernüchternd: Ein Arbeitnehmer mit dem Medianlohn von 52.159 Euro zahlt 21 Prozent seines Bruttogehalts an die Sozialkassen, wie focus.de berichtet.
Wer durchschnittlich verdient, gibt also mehr als 11.000 Euro pro Jahr ab – im Jahr 2025 wurden die Sozialabgaben sogar erhöht. Wer mit 65.000 Euro gut verdient, muss sogar 13.813 Euro abgeben. Doch je höher das Einkommen steigt, desto geringer wird paradoxerweise die prozentuale Belastung. Bei einem Spitzenverdiener mit 100.000 Euro sinkt der Anteil auf 17 Prozent. Und wer eine halbe Million Euro verdient? Der zahlt nur noch mickrige drei Prozent seines Einkommens an die Sozialversicherung.
Ungerechtigkeit soll durch Beitragsbemessungsgrenzen entstehen
Der Grund für diese Ungerechtigkeit liegt in den Beitragsbemessungsgrenzen. Diese stammen noch aus dem Jahr 1884 und sollten damals die „Arbeiterklasse“ von den Reichen trennen. Heute zahlen Arbeitnehmer nur bis zu bestimmten Einkommensgrenzen in die Sozialkassen ein: 66.150 Euro pro Jahr für Kranken- und Pflegeversicherung, 96.600 Euro für Renten- und Arbeitslosenversicherung. Was darüber liegt, bleibt beitragsfrei. Ein Millionär zahlt deshalb in absoluten Zahlen genauso viel wie jemand mit 100.000 Euro Jahreseinkommen – nämlich maximal 17.285 Euro.
Der Sozialverband VdK kritisiert diese Schieflage scharf. Präsidentin Verena Bentele erklärt: „Die angekündigte Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze ist eine faire Anpassung, geht aber noch nicht weit genug“. Sie fordert eine Angleichung aller Beitragsbemessungsgrenzen auf das Niveau der Rentenversicherung. Noch radikaler ist ihr Vorschlag für echte Gerechtigkeit: „Noch gerechter wäre es, würden alle Einkommensarten zur Finanzierung herangezogen“. Damit meint sie Einkommen aus Vermietung und Kapitalanlagen, die bisher komplett von Sozialabgaben befreit sind.
Normalverdiener werden immer stärker belastet
Die Diskussion wird noch brisanter vor dem Hintergrund explodierender Sozialabgaben. Das IGES-Institut prognostiziert im Auftrag der DAK-Gesundheit einen Anstieg von derzeit 42,5 Prozent auf fast 50 Prozent bis 2035. Besonders die Krankenversicherung treibt die Kosten nach oben. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag stieg bereits auf 2,9 Prozent, sodass der Gesamtbeitrag bei 17,5 Prozent liegt. Vom Brutto bleibt deshalb netto nicht mehr viel übrig.
Einkommensgruppe | Bruttoeinkommen/Jahr | Sozialabgaben absolut | Prozent vom Brutto |
---|---|---|---|
Minijob (dauerhaft) | 6.672 Euro | 240 Euro | 3,6 Prozent |
Mindestlohn | 26.664 Euro | 5.666 Euro | 21,2 Prozent |
Median | 52.159 Euro | 11.084 Euro | 21,3 Prozent |
Obergrenze KV/PV | 66.150 Euro | 14.068 Euro | 21,3 Prozent |
Spitzensteuersatz | 83.000 Euro | 15.843 Euro | 19 Prozent |
Spitzenverdiener | 100.000 Euro | 17.285 Euro | 17,3 Prozent |
Topverdiener | 200.000 Euro | 17.285 Euro | 8,6 Prozent |
Superreich | 500.000 Euro | 17.285 Euro | 3,5 Prozent |
Während Normalverdiener immer mehr belastet werden, gibt es am unteren Ende Entlastung. Minijobber mit maximal 556 Euro monatlich zahlen nur 3,6 Prozent in die Rentenkasse – etwa 20 Euro im Monat, meldet focus.de. Von dieser Pflicht können sie sich sogar befreien lassen. Das deutsche Sozialabgabensystem zeigt damit eine paradoxe Struktur: Die größte Last tragen weder die Ärmsten noch die Reichsten, sondern die arbeitende Mitte der Gesellschaft. (rd)