Digitalpakt 2.0 - Bildungs-Profi: Digital-Flop an Schulen wird nicht durch Geld und Geräte gelöst
Neugestaltung der Lehrkonzepte unter zielgerichteter Einbeziehung digitaler Mittel
Hier ist die Frage zu klären, wie wir unsere Lehrkonzepte künftig gestalten möchten. Digitalisierung kann meiner Meinung zur Qualität von Lehre beitragen; das ist aber nicht per se der Fall. Denn nicht jedes Schulfach und nicht jeder Lehrinhalt eignet sich in gleicher Weise für den Einsatz digitaler Lehrmethoden. Ich plädiere hier für ein kritisches Hinterfragen: Was genau soll jeweils mit Hilfe der Digitalisierung in einem Schulfach bewirkt werden? Und handelt es sich dabei tatsächlich um eine Verbesserung im Gegensatz zu anderen Lehrmethoden?
Nur, weil ein Arbeitsblatt plötzlich digital am Tablet von den Schülerinnen und Schülern bearbeitet werden kann, macht es den Lehrinhalt schließlich nicht automatisch besser. Digitalisierung sollte das Erreichen der Lernziele unterstützen und nicht unreflektierter Selbstzweck sein.
Vermittlung digitaler Kompetenz
Mein dritter Punkt dreht sich um die Vermittlung digitaler Kompetenz. Das schließt natürlich die digitale Kompetenz der Lehrkräfte ein, die in die Lage versetzt werden müssen, sinnvolle digitale Lehrkonzepte zu entwickeln. Oft ist beispielsweise eine Verknüpfung analoger und digitaler Lehrinhalte die beste Lösung. Dieses sogenannte Blended Learning ist bei Weitem aber noch nicht flächendeckend verbreitet und sollte daher dringend fokussiert werden.
Das Thema greift darüber hinaus aber wesentlich weiter, denn wir müssen uns die Frage stellen, wie wir Schülerinnen und Schüler dazu befähigen wollen, in einer vom technologischen Fortschritt immer geprägteren Welt Schritt zu halten. Der Fachkräftemangel in sogenannten MINT-Berufen ist weiterhin gravierend. Dem MINT-Herbstreport des Instituts der deutschen Wirtschaft IW zufolge fehlen derzeit über 285.000 Arbeitskräfte in diesem Bereich.
Das darf nicht länger so bleiben. Stattdessen müssen wir schon unseren Jüngsten in den Schulen frühzeitig Informatik-Kenntnisse vermitteln. Informatik sollte für Schülerinnen und Schüler eine ebenso selbstverständliche Kulturtechnik sein wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Dafür brauchen wir Informatik endlich als Schulfach. Ziel sollte es etwa sein, grundlegende Fähigkeiten des Programmierens sowie unterschiedliche Funktionsweisen von Algorithmen zu vermitteln. Selbst bei diesem Schulfach ist nicht automatisch gesagt, dass alle Lehrinhalte digital vermittelt werden müssen. Im Gegenteil – viele Informatik-Kenntnisse lassen sich auch wunderbar analog erklären, denn Informatik ist sehr viel mehr, als die Fähigkeit irgendwelche Softwaresysteme benutzen zu können.
Digitalisierung ist kein Selbstzweck
Der Digitalpakt 2.0 darf nicht dazu verwendet werden, die Digitalisierung rein um der Digitalisierung willen voranzutreiben. Ich wünsche mir vielmehr ein Förderprogramm, das es sich zum Ziel setzt, unsere Schülerinnen und Schüler zu Menschen mit einer kritischen Geisteshaltung in einer digitaler werdenden Welt zu erziehen. Um sich darin zurecht zu finden, braucht es Wissen. Mit sinnvollen digitalen Lehrkonzepten, die auch die Digitalisierung selbst einbeziehen, wären wir hier schon auf einem ziemlich guten Weg.
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Wirtschafts- und Sozialforscher, Publizist und der Leiter der Erich von Werner Gesellschaft
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