Stromausfall an Pfingsten? So sind Netzbetreiber auf die Hellbrise vorbereitet

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Deutschland baut immer mehr Windkraft- und Solarkraftanlagen. Damit wächst das Risiko sogenannter Hellbrisen. Das gilt vor allem an Feiertagen.

Bonn – Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion sieht für das Wochenende (7. und 8. Juni) eine hohe Ausbeute bei Wind- und Solarstrom. „Laut aktuellen Prognosen wird die Einspeisung aus Wind- und Solarenergie vor allem am Sonntag auf einem sehr hohen Niveau liegen“, erklärte Amprion auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Presse-Agentur machte daher die Frage auf, ob sogenannte Hellbrisen drohen und für Stromausfälle sorgen können.

Hellbrise in der Energiewende – Nachfrage bleibt hinter Stromerzeugung zurück

Was steckt dahinter? Die Denkfabrik und Lobbyorganisation Agora Energiewende definiert die Hellbrise als einfaches Gegenstück zur Dunkelflaute. Von Letzterer ist die Rede, wenn das Tageslicht fehlt (was die Ausbeute aus Photovoltaik schwächt) und gleichzeitig vergleichsweise Windstille herrscht (weniger Ausbeute für Windkraftanlagen). In solchen Phasen kann es zu enormen Engpässen bei der Stromversorgung durch erneuerbare Energien kommen.

Strommasten vor Wolken.
Strommasten vor Wolken (Symbolfoto). Deutschland baut immer mehr Windkraft- und Solarkraftanlagen. Damit wächst das Risiko sogenannter Hellbrisen. Das gilt vor allem an Feiertagen. © IMAGO / Panama Pictures

Bei der Hellbrise findet das genaue Gegenteil statt. Es bleibt sonnig, gleichzeitig geht viel Wind und die Stromnachfrage bleibt deutlich hinter der Ausbeute aus erneuerbaren Energien zurück. Agora zufolge kam die Hellbrise im Jahr 2024 fünfmal so häufig vor wie die Dunkelflaute. In 514 Stunden habe der Strompreis bei hoher Einspeisung aus Wind- und Solarstrom unter oder genau bei null Euro pro Megawattstunde gelegen.

Diese Hellbrisen haben den Strompreis um minus 5,5 Euro pro Megawattstunde auf im Schnitt 78,5 Euro pro Megawattstunde verringert. Sowohl die höheren Preise wegen Knappheit als auch die niedrigen bis negativen Strompreise durch Überproduktion seien ein „kalkulierbarer Teil“ des klimaneutralen Stromsystems.

Stromausfall wegen Hellbrise? – Übertragungsnetzbetreiber gibt Entwarnung

Für den Sonntag gaben die Stromnetz-Betreiber jedoch Entwarnung. Es sei zwar eine hohe Ausbeute bei Wind- und Sonnenstrom zu erwarten, aber es droht angeblich keine Gefahr für Stromausfälle wegen Netzüberlastung. „Aktuell gehen wir von einer beherrschbaren Situation aus und davon, dass die Netzstabilität gewährleistet werden kann“, erklärte Amprion dazu.

Feiertage erhöhen dieses Risiko generell. Damit das Stromnetz stabil bleibt, muss grundsätzlich so viel Strom eingespeist werden, wie die Verbraucher dann auch nutzen. Weil viele Fabriken an Feiertagen wie Pfingsten oder Ostern stillstehen, steigt an diesen Tagen das Risiko einer Netzüberlastung. Ein weiterer Risikofaktor ist der Zubau von Photovoltaik und Windkraftanlagen. Windkraftanlagen können zwar bei drohender Netzüberlastung abgeschaltet werden, das ist laut der dpa aber bei Solarstrom nicht immer gegeben.

Amprion ist dabei gemeinsam mit zwei anderen Übertragungsnetzbetreibern für die Überlandleitungen und die Stabilität des Stromsystems in Deutschland zuständig.

Netzbetreiber können Überschuss kompensieren – Risiko steigt in Zukunft

Vonseiten der Bundesnetzagentur gab es ebenfalls Entwarnung. „Bei der aktuellen Wetterlage und dem voraussichtlichen Stromverbrauch kann eine Gefährdung an Pfingsten mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden“, zitierte dpa den Behördenpräsidenten Klaus Müller. Den Netzbetreibern stehe eine Vielzahl an Maßnahmen zur Verfügung, um auch bei einer sogenannten Hellbrise den sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten.

Sogenannte Dunkelflauten sorgten zuletzt im vergangenen Winter für Versorgungsengpässe. Für solche Ernstfälle stehen den Netzbetreibern verschiedene Maßnahmen offen, um die ununterbrochene Stromversorgung aufrechtzuerhalten. Bei der aktuellen Wetterlage sei über Pfingsten nicht mit „ernsten Frequenzproblemen“ zu rechnen.

Mit zunehmendem Ausbau der erneuerbaren Energien steigt auch das Risiko der Hellbrise. Bis 2030 will die Bundesregierung erreichen, dass 80 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus den erneuerbaren Energien kommt. Der Erfolg ist bislang jedoch durchwachsen. Allein 2025, so jedenfalls der Plan, sollen Windkraftanlagen mit einer Leistung von 9,2 Gigawatt entstehen. Bei der Solarenergie sollen es Anlagen mit einer Leistung von 18 Gigawatt sein. (Laernie mit dpa)

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