Hinter den Kulissen - Aldi plant wohl Payback-Konkurrenz und druckt in ersten Städten keine Prospekte mehr

Nach Informationen von FOCUS online arbeitet Aldi Süd an einem eigenen digitalen Punktesystem, das wohl Mitte 2025 auch in Deutschland starten soll. Das Konzept erinnert an Payback. Kunden sammeln beim Einkaufen Punkte, die sie dann später in Prämien und Rabatte umwandeln können. Die digitale Kundenkarte soll Teil einer größeren Weiterentwicklung der neuen Aldi-App sein. Diese soll dann auch Prospekte enthalten und ähnlich wie bei Lidl Plus den Kassenbon speichern.

Ein größerer Test läuft derzeit von Aldi Nord in Belgien. Kunden in den belgischen Provinzen Westflandern, Ostflandern und Hennegau können die neue Funktion bereits in 70 Geschäften testen, so die Pressestelle. Die Pressestelle zeigt sich zurückhaltend: „Für eine Aussage über das weitere Vorgehen innerhalb der Unternehmensgruppe ALDI Nord ist es viel zu früh. Ob das Angebot auch in Deutschland eingeführt wird, können wir jetzt noch nicht sagen.“ Es ist nicht die einzige Änderung.

Im Prospekt blättern und sich die Angebote der Woche notieren? Das war einmal. Immer mehr Einzelhändler stellen die Printausgabe des beliebten Handzettels ein. Zuletzt sorgte Rewe damit für Aufsehen. Nun bereitet auch Aldi Süd möglicherweise erste Schritte in diese Richtung vor.

In einer Testphase sollen ab dem 19. August in einigen Regionen Deutschlands vorerst keine Handzettel mehr verschickt werden. Betroffen ist beispielsweise die Stadt Butzbach, berichtet die „Lebensmittel Zeitung“ in ihrer Printausgabe. Das Testgebiet umfasst mehr als 90 Aldi-Filialen. Wie lange der Test dauert, ist unklar. Die Pressestelle bestätigt den Test.

Die Kunden sollen sich „unkompliziert auf den für sie am besten geeigneten Kanälen über Angebote informieren können“. Nach Informationen von FOCUS online soll es einen zweiten Testlauf im Raum Stuttgart geben. Gleichzeitig will auch Aldi Nord in einigen kleineren Regionen auf den Handzettel verzichten. In allen betroffenen Testgebieten von Aldi Süd und Aldi Nord sollen die Prospekte aber zumindest in den Filialen ausliegen.

Aldi spricht von „Test“ und hält an den Prospekten fest

Aldi Süd betont, dass es sich um einen Test handelt. Das Prospekt soll auch weiter fester Bestandteil der Werbekommunikation bleiben. Allerdings ist der Discounter bereits über WhatsApp sehr erfolgreich mit seiner digitalen Ausgabe. In den neueren Filialen der Zukunft setzt der Discounter, ähnlich wie auch Lidl, auf digitale Werbeflächen in den Filialen. Dennoch kommt der Schritt für Branchenexperten völlig überraschend.

Der Handzettel ist einer der wichtigsten Werbekanäle für Aldi, ein möglicher Verzicht würde aber auch der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens entsprechen. Durch das Aus des gedruckten Handzettels spart Rewe etwa jährlich über 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und mehrere hundert Millionen Kilowattstunden Energie ein. Da das Aldi-Prospekt zum Teil mehr Seiten umfasst, wäre das Einsparpotenzial noch deutlich höher.

Ein Insider sagt aber: „Aldi braucht die Testphase, um zu sehen, wie Kunden darauf reagieren würden. Der Discounter stellt gerade viel auf den Kopf. Bei Rewe gab es nach dem Aus viel Ärger und Kritik. Das spürten die Filialen zu Beginn auch in den Umsätzen.“

Dass Aldi langfristig nicht mehr ausschließlich auf Print-Angebote setzen will, zeigt auch das Beispiel des Kundenmagazins „Aldi Inspiriert“. Auch hier wurde das Magazin nach einer Testphase im Januar 2023 eingestellt und erscheint seitdem ausschließlich digital.

Kein Prospekt: Wie komme ich an die Sonderangebote?

Viele Händler haben den gedruckten Handzettel bereits verbannt. Dazu zählen beispielsweise Obi und Rewe. Schnäppchenjäger erhalten das Heft weiterhin in gedruckter Form (Stand Juli 2024) unter anderem bei Aldi Nord, Aldi Süd, Combi, Edeka, famila, Hit, Kaufland, Lidl, Marktkauf, mein Real, Netto Deutschland, Netto Marken-Discount, Mix Markt, V-Markt oder tegut. Nahezu jeder dieser Händler hat auch eine digitale Ausgabe, die beispielsweise über die Homepage angeboten wird.

Zusätzlich dazu bieten Lidl, Edeka, Netto Marken-Discount und Kaufland das Prospekt auch in ihrer App oder per WhatsApp an. Auch digitale Werbeflächen in den Filialen spielt eine immer wichtigere Rolle.