Präsidentschaftswahl in den USA - Wie die Börse auf die US-Wahl reagieren wird

Mehrheiten im Kongress entscheidend

Viel wird aber davon abhängen, ob Trump die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus halten und auch den Senat hinter sich bringen kann. Mit einer Mehrheit in beiden Parlamentskammern könnte er tatsächlich durchregieren. Bei einer solchen Konstellation im Kongress würde Trump sich wohl ermutigt fühlen, hohe Zölle durchzusetzen, kommentiert Till Christian Budelmann, Investmentchef bei der Bergos Privatbank. Das würde die Schwellenländer und Europa belasten und der Ausblick für deren Aktienmärkte wäre erst einmal negativ.

Im Senat stehen die Chancen aus Trumps Sicht aktuell gut. Das Repräsentantenhaus aber könnte jedoch wieder demokratisch kontrolliert werden.

Bei einem Wahlsieg von Kamala Harris ergeben sich ebenso zwei mögliche Szenarien: Entweder erfährt sie Widerstand im Kongress, oder sie kann durchregieren. In letzterem Szenario erwartet Russell einen moderaten Rückgang bei US-Risikoanlagen, da die Marktstimmung angesichts drohender Erhöhungen der Unternehmenssteuern und regulatorischer Eingriffe belastet werden könnte. Eine derartige demokratische Welle erscheine allerdings unwahrscheinlich.

Harris könnte Boom für grüne Technologien bringen

Für Ronald Temple, Chef-Marktstratege bei der US-Investmentbank Lazard, ist ein wahrscheinliches Szenario, dass Kamala Harris gewinnt, jedoch mit einem republikanischen Senat regieren muss. Das würde bedeuten, dass sie bestimmte Gesetzesvorhaben nicht durchsetzen kann, etwa die Erhöhung der Unternehmenssteuern.

Prinzipiell würde der Sektor Erneuerbare Energien und Umwelttechnologie unter einer Harris-Regierung voraussichtlich boomen, da sich die Demokraten stark für den Klimaschutz einsetzten, zeigt sich Holger Knaup überzeugt, Gründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. Sie könnten massive Investitionen in grüne Technologien fördern und strengere Umweltauflagen einführen.

Trump nicht zwangsläufig besser für die Börse

Ist nun also Trump unter dem Strich besser für die Börse? Diese Frage lasse sich pauschal nicht klar beantworten, sagt Markus Lautenschlager, Portfoliomanager bei der BV & P Vermögen AG. „Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Donald Trump durch seine pro-unternehmerische Agenda mit Steuersenkungen und Deregulierungen der Börse nähersteht als Kamala Harris.“ Sie erwäge ähnlich wie der aktuelle demokratische Präsident Joe Biden höhere Steuern für Unternehmen und Vermögende. Auf der anderen Seite versuchten die Demokraten, durch soziale Programme und höhere Löhne die Kaufkraft in den USA zu stützen. Davon sollten prinzipiell auch die Unternehmen profitieren.

Unter Präsident Joe Biden zumindest hat sich die US-Börse beachtlich entwickelt: Vom 20. Januar 2021 bis heute hat der breit gestreute Aktienindex S&P 500 rund die Hälfte an Wert gewonnen. Ein Grund dafür ist, dass die Regierung mit milliardenschweren Investitionsprogrammen auf die Konjunktureinbrüche infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges reagiert hatte.

Generell sollte man Lautenschlager zufolge als deutscher Investor jedoch nicht glauben, dass durch die Wahl in den Vereinigten Staaten ein globaler Nutzen gezogen werden kann. Denn: „Auch wenn beide Kandidaten in der Außendarstellung unterschiedlich wirken, so verfolgen beide das Ziel, vor allem den Wirtschaftsstandort USA zu stärken. Und beide werden gegenüber anderen Handelspartnern hart verhandeln.“

9.17 Uhr: Dax startet am Wahltag mit leichtem Plus

An einem womöglich richtungweisenden Tag für die weltweiten Börsen haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt zurückgehalten. Die Präsidentschaftswahl in den USA ist das alles beherrschende Thema an den Finanzmärkten. Die damit verbundenen großen Unsicherheiten sprechen zunächst gegen größere Kurssprünge. Der Dax lag in den ersten Handelsminuten moderat im Plus bei 19.167 Zählern.

Von Hochspannung sprach Analyst Martin Utschneider von Finanzethos. Er prognostiziert den Dax heute in einer engen Handelsspanne. Das könne sich aber rasch ändern, denn vor und nach Wahlen in den USA erhöhten sich die Schwankungen aus der Historie heraus oftmals beachtlich.