Putins Armee prescht rasant im Donbass vor – und nimmt die „Festung“ Slowjansk ins Visier

Russland hat im November über 500 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet erobert, doppelt so viel wie im Oktober. Laut dem „Telegraph“ ist dies einer der schnellsten Vorstöße seit Beginn des Krieges vor fast vier Jahren. Die Daten stammen von DeepStateMap, einer ukrainischen Plattform zur Kartierung des Schlachtfelds. Auch die US-amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War bestätigt die raschen Geländegewinne.

Präsident Wladimir Putin verfolgt weiterhin das Ziel, den gesamten Donbass entweder durch Verhandlungen oder militärische Gewalt einzunehmen. Ein Friedensplan, der unter der Trump-Regierung ausgearbeitet wurde, sieht vor, dass die Ukraine große Teile ihres Territoriums abtritt. Doch sowohl die Ukraine als auch europäische Staaten lehnen diesen Vorschlag ab. 

Kämpfe um strategische Städte

Russland konzentriert sich derzeit auf die Stadt Siwersk in der Region Donezk, um den Weg zur „Festung“ Slowjansk zu ebnen. Diese Stadt wird so genannt, weil sie bislang fest in ukrainischer Hand ist.

Laut dem „Telegraph“ sollen russische Truppen am Sonntag Wohngebiete nördlich von Siwersk erobert haben. Dabei setzten sie kleine Infiltrationsgruppen ein, um hinter die ukrainischen Linien zu gelangen – eine Taktik, die bereits in Pokrowsk erfolgreich war.

Die ukrainische Armee meldet weiterhin heftige Kämpfe in Siwersk. DeepStateMap berichtet, dass etwa die Hälfte der Stadt umkämpft sei.

Telefonat mit Trump-Beratern

Am Samstagabend sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Steve Witkoff, dem Russland-Beauftragten des Weißen Hauses, und Jared Kushner, Trumps Schwiegersohn, über den Friedensprozess. Kurz darauf startete Russland eine massive Angriffswelle mit Raketen und Drohnen auf ukrainische Städte und Infrastruktur. Laut dem „Telegraph“ waren auch Bahnhöfe Ziel der Angriffe.

Europa fürchtet „Verrat“ durch USA

Die Unterstützung für die Ukraine scheint zu schwinden, während die Trump-Regierung ihre Aufmerksamkeit von dem Konflikt abzieht. Donald Trump Jr. erklärte auf einer Konferenz im Nahen Osten, sein Vater könne sich aus den Friedensgesprächen zurückziehen. Gleichzeitig betonte Keith Kellogg, der scheidende US-Gesandte für die Ukraine, dass ein Abkommen „sehr nah“ sei.

Am Montag treffen sich Selenskyj, Emmanuel Macron und Friedrich Merz in London zu Notfallgesprächen mit Sir Keir Starmer. Sie wollen sicherstellen, dass die Ukraine nicht durch den US-geführten Friedensprozess benachteiligt wird. Macron hatte zuvor angedeutet, dass ein solcher „Verrat“ möglich sei.

Am Montag treffen sich Selenskyj, Emmanuel Macron und Friedrich Merz in London zu Notfallgesprächen mit Keir Starmer. (Archivbild)
Am Montag treffen sich Selenskyj, Emmanuel Macron und Friedrich Merz in London zu Notfallgesprächen mit Keir Starmer. (Archivbild) dpa

Russlands Forderungen und Strategie für den Winter

Russland kontrolliert derzeit 19,2 Prozent des ukrainischen Territoriums und verlangt laut dem „Telegraph“, dass die Ukraine die gesamte Donbass-Region abtritt, nicht der Nato beitritt und ihre Streitkräfte reduziert. Diese Forderungen wurden von Kiew und Europa abgelehnt.

Mit Blick auf den Winter hat Putin seine Armee angewiesen, sich auf Kämpfe bei niedrigen Temperaturen vorzubereiten. Experten gehen davon aus, dass der Vormarsch in den kommenden Monaten langsamer wird. Dennoch bleibt das Ziel der vollständigen Kontrolle über den Donbass bestehen.

Moskau meldet Einnahme zweier Dörfer

Am Sonntag meldete das russische Verteidigungsministerium die Einnahme zweier Dörfer: Kutscheriwka in der Region Charkiw und Riwne in Donezk. Diese Angaben können jedoch nicht unabhängig überprüft werden. Auch Kiew hat sich dazu noch nicht geäußert.