FOCUS-Briefing von Thomas Tuma - Warum das Deutschlandticket gestoppt werden muss

Wie begründet man so ein Ziel in der Politik? Man gibt eine Studie in Auftrag. In diesem Fall bat die Grünen-Bundestagsfraktion das „Zentrum für Nachhaltigen Tourismus“ (ZENAT) um Hilfe. Und rubbeldikatz kam das gewünschte Resultat, dass mehr Deutschlandticket total gut wäre. Der ZENAT-Chef berät übrigens auch Robert Habecks Wirtschaftsministerium. Aber das nur am Rande.

Deutschlandticket: „Viel zu teuer"

Das Deutschlandticket ist „viel zu teuer für den Staat und ohne echten Effekt auf Umwelt oder Verkehrsströme. Es kostet jedes Jahr Milliarden und entstand in einer Zeit, als man dachte, Geld sei unbegrenzt vorhanden.“ Das sage nicht ich, sondern André Schwämmlein, Chef des jungen Mobilitätsriesen Flix, den ich neulich in München traf. 

Bei Schwämmlein sind nicht nur die Busse grün. Der 43-Jährige ist seit seiner Jugend Mitglied der Grünen und saß für die Partei sogar sechs Jahre im Kreistag von Fürth. So einem klugen Kopf kann man mal zuhören, oder?

Immerhin kostet das Deutschlandticket drei Milliarden Euro. Jährlich. Bund und Länder teilen sich die gigantische Summe bisher. Aber beiden wird es längst zu teuer. Der Preis des Deutschlandtickets soll deshalb ab Januar auf 58 Euro erhöht werden. Von aktuell 49. Natürlich gab’s dagegen sofort Proteste. Aber dass selbst diese Erhöhung nur einen Bruchteil der Kosten reinholt, lässt sich schnell ausrechnen angesichts von 13 Millionen Nutzern des Flatrate-Mobilitäts-Freibiers. 

Klar, die Leute lieben es. Aber der Segen ist ungleich verteilt: Während sich in den Städten viele nun ihre eh nötigen #ÖPNV-Tickets halt vom Staat alimentieren lassen, kommt auf dem Land immer noch kein Bus an. Für den Ausbau der Infrastruktur dort ist wegen des Deutschlandtickets noch weniger Geld da. 

Das Projekt ist ein Geschenk für Großstadt-Pendler, wo die Netze eh engmaschig sind. Mehr nicht. Die Mobilität hat zu-, die Autonutzung aber kaum abgenommen. Der Beitrag zum Klimaschutz ist mit „überschaubar“ schon euphorisch beschrieben.

Nett gemeint, schlecht gemacht

Das Projekt war also wie so vieles in der Ampel: nett gemeint, schlecht gemacht. Und nun? Für nächstes Jahr ist die Finanzierung schon beschlossen worden. Spätestens 2026 sollte man den Stecker ziehen, auch wenn das schwer wird, ahnt Schwämmlein: „Wer den Leuten einmal Freibier versprochen hat, kann das kaum mehr zurücknehmen.“

Sein Fazit: „Man hätte mehr auf Rahmenbedingungen setzen sollen statt auf irgendwelche Individual-Subventionen. Bei solchen Geldgeschenken werde ich immer skeptisch.“

Ach, Herr Schwämmlein, wollen Sie nicht mal in die Bundespolitik? Ende Februar wird da was frei. Verkehrsminister … mindestens. Wäre das nix?