Koks und Cannabis: Ein Dealer, der im Landkreis Freising einen florierenden Handel betrieb, muss für vier Jahre ins Gefängnis. Dabei kam wohl nur die Spitze des Drogen-Eisbergs zur Anklage.
Landkreis – Es war um beachtliche Mengen Drogen gegangen. Bis zuletzt hat ein 30-Jähriger vor dem Landgericht Landshut zu der Anklage geschwiegen. Der Vorwurf gegen ihn: Von seinem Wohnsitz München aus soll der Mann zwischen März 2021 und Mai 2024 einen schwunghaften Handel mit Kokain und Cannabis im Raum Freising betrieben haben. Doch seine Taktik ging nicht auf: Nach drei Verhandlungstagen sah die siebte Strafkammer den angeklagten Sachverhalt mit einer Ausnahme als erwiesen an. Er wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Nur in einem Punkt in der der Anklage erfolgte ein Freispruch. Ein Verkauf von über 24 Kilo Marihuana und 190 Gramm Kokain an drei Abnehmer im Stadtgebiet von Freising hatte ihm nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden können.
Schlägertrupp auf Partner gehetzt
Der gebürtige Serbe hatte sich wegen mehrfachen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln und Cannabis verantworten müssen. Wie es in der Anklage hieß, hatte sich der 30-Jährige durch seine Drogengeschäfte „eine Einnahmequelle von nicht unerheblichem Umfang und einiger Dauer verschaffen“ wollen. Allein mit den angeklagten Taten soll er 77 012 Euro umgesetzt haben.
In den Fokus der Ermittler war der Münchner dann durch einen enttäuschten Freund geraten, dem er am Ende ihrer Beziehung gar einen Schlägertrupp auf den Hals gehetzt haben soll. Der 28-Jährige hatte sich im Zuge seines eigenen Verfahrens wegen Drogendelikten der Polizei offenbart und so eine Kronzeugenregelung und in Folge eine mildere Strafe für sich erreicht.
Razzia im Studentenwohnheim
Zur Anklage kam wohl nur die Spitze des Eisbergs. Die Vermutung, dass der 30-Jährige in mindestens zwei großen Drogenprozessen zugrundeliegenden Straftaten der vergangenen Jahre verwickelt war, liegt nahe – allein die damaligen Angeklagten schwiegen jeweils zu etwaigen Hintermännern und Mittätern.
Wie der Belastungszeuge im aktuellen Prozess vor der siebten Strafkammer berichtet hat, hatte er 2020 angefangen mit dem Angeklagten zusammenzuarbeiten, als dieser regelmäßig mehrere Kilo Gras aus Spanien bekommen und hier verkauft hat. Drei Freisinger und ein Moosburger hatten im Mai 2023 vor dem Landgericht eingeräumt, im September 2022 74 Kilo Marihuana aus Spanien über Frankreich in das Bundesgebiet geschmuggelt zu haben. Die Angeklagten waren durch einen anonymen Hinweis im November 2021 aufgeflogen.
Als im Dezember 2022 die Angeklagten im Prozess um einen der größten Funde seit Jahrzehnten im Rauschgiftbereich in Bayern im Freisinger Studentenwohnheim ebenfalls zu Hintermännern geschwiegen hatten, soll der Münchner einem Aussteiger aus der Drogenszene anvertraut haben, er sei „froh, dass die nicht ausgepackt haben. Sonst wäre mein Name gefallen.“ 30 Kilo Betäubungsmittel hatte die Polizei im März 2021 in dem Wohnheim sichergestellt, nachdem sie einer Mitteilung nachgegangen waren: Aus einem Appartement rieche es immer so nach Gras.
kö