„So einen Menschen muss man suchen“: Trauer um engagierten Politiker (†97)

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Simon Kinshofer (†) wurde 97 Jahre alt. © Matthäus Krinner

Der Fischbacher Simon Kinshofer ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Er war ein engagierter Politiker und absoluter Familienmensch.

Fischbach – Ein langes und erfülltes Leben ist zu Ende gegangen: Im hohen Alter von 97 Jahren ist Simon Kinshofer, der „Thalerbauern Simma“, wie er genannt wurde, gestorben. Bekannt geworden ist er vor allem durch sein langjähriges Engagement in der Kommunalpolitik. Geprägt war sein Leben von Kindheit an von vielen einschneidenden Ereignissen, die seine Persönlichkeit formten und denen er mit der ihm eigenen Ruhe und Besonnenheit begegnete.

Fleiß und eine stets optimistische Lebenseinstellung zeichneten Simon Kinshofer aus

1927 geboren, wuchs Simon Kinshofer als jüngstes von sechs Kindern auf dem Thalerbauern-Hof in Unterfischbach auf und verlor bereits mit elf Jahren seinen Vater. Im Zweiten Weltkrieg wurden zwei seiner Brüder vermisst. Er selbst wurde noch eingezogen in ein Wehrertüchtigungslager, blieb aber vor einem Einsatz an der Front verschont, weil der Krieg schneller als gedacht endete. Bald darauf starb auch die Mutter – die Verantwortung für den elterlichen Hof lag nun auf seinen Schultern. Unterstützung bei der Arbeit bekam er von seinen beiden Schwestern, was dem jungen Bauern ermöglichte, in den Winterhalbjahren 1947/48 und 1948/49 die Landwirtschaftsschule im niederbayerischen Schweiklberg zu besuchen. 1956 heiratete Simon Kinshofer seine Frau Katharina. Vier Kinder – ein Sohn und drei Töchter – wuchsen heran, mit Fleiß und stets optimistischer Lebenseinstellung wurde das Tagwerk auf dem Hof gemeistert.

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Tatkraft und Umsicht waren auch im öffentlichen und gesellschaftlichen Umfeld gefragt: So wählten die Bürger der damals eigenständigen Gemeinde Unterfischbach Simon Kinshofer 1960 in den Gemeinderat und 1966 zu ihrem Bürgermeister. 1972 erfolgte im Zuge der ersten Gemeindegebietsreform die Angliederung Unterfischbachs an die etwas größere Nachbargemeinde Oberfischbach – der Thalerbauer wurde nun als Zweiter Bürgermeister verpflichtet. Als 1978 mit der zweiten Gebietsreform der Zusammenschluss von Oberfischbach und Wackersberg vollzogen wurde, war Kinshofer in den Amtsperioden bis 1990 als Dritter sowie von 1990 bis 1996 wiederum als Zweiter Bürgermeister tätig. Den durch die Reformen hervorgerufenen Änderungen und Neuerungen stellte er sich mit Offenheit und seinen persönlichen Erfahrungswerten.

Schon einmal war Kinshofer dem Tod nahe

Zu seinem Abschied aus der Kommunalpolitik 1996 wurde Kinshofer für seine besonderen Verdienste die Bürgermedaille verliehen. Nebenher hatte er sich zudem in Fischbach als Kirchenrat und 15 Jahre als Vorstand des Veteranen- und Reservistenvereins engagiert. Bei all diesen Verpflichtungen blieb aber die Familie stets sein Mittelpunkt. „Seine Kinder und Enkel waren ihm sehr wichtig“, blickt Witwe Katharina Kinshofer jetzt zurück. Gerne hat er sich früher zwischendurch Zeit genommen und war mit ihnen in den Bergen unterwegs. Mittlerweile gehören auch zwei Urenkelkinder zur Familie. „Er hatte ein absolut ausgeglichenes positives Wesen. Es gab von ihm nie ein böses Wort“, bekräftigt Schwiegertochter Traudl. „So einen Menschen muss man suchen.“

Der Trauergottesdienst in der Fischbacher Kirche mit anschließender Beerdigung beginnt an diesem Freitag um 10 Uhr.

Schon einmal, im Jahr 2013, war Simon Kinshofer dem Tod nahe. Aufgrund einer schweren Sepsis lag er drei Wochen in künstlichem Koma. Doch mit Physiotherapie und Ausdauer kehrte er wieder in das Leben zurück und genoss bis zuletzt umso mehr die sonntäglichen Kirchgänge mit dem anschließenden Frühschoppen und die täglichen Spaziergänge mit Hofhund Bumba. Nach einem Sturz mit Prellungen Anfang Mai gingen nun am Christi-Himmelfahrtstag seine Kräfte zu Ende. „Im Herbst wären wir 68 Jahre miteinander verheiratet gewesen“, sagt Katharina Kinshofer. „Er fehlt, aber wir müssen dankbar sein, dass wir ihn so lange aktiv und rüstig haben durften.“ (Rosi Bauer)

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