Familie - Kinder und Trennung: Wie Eltern ein Trauma vermeiden können

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Damit die Trennung nicht zum Trauma wird: Nutzen Sie das Kind nie als Erpressungsgrund oder Stellvertreter für Ihre Eheprobleme.
Getty Images/ Tetra Images Damit die Trennung nicht zum Trauma wird: Nutzen Sie das Kind nie als Erpressungsgrund oder Stellvertreter für Ihre Eheprobleme.
Donnerstag, 04.01.2024, 12:14

Eine Trennung stellt Familien vor große Herausforderungen, insbesondere für die Kinder. Christoph Maria Michalski, Experte für Konfliktmanagement, gibt Eltern praktische Ratschläge, um ihren Kindern durch diese schwierige Zeit zu helfen und ihr Wohlergehen zu sichern.

Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.

Was ist das Wichtigste bei einer Trennung der Eltern?

Eine erlebte und durchlittene Trennung wird die Sichtweise des Kindes auf die Welt wesentlich beeinflussen. Wenn Sie ihr Kind lieben, tragen Sie Sorge dafür, dass Ihre erwachsenen Probleme nicht auf dem Rücken des Kindes ausgetragen werden. Streiten Sie sich vor Gericht oder in intensiver Zweisamkeit, um die Trennung emotional, wirtschaftlich und sozial zu vollziehen.

Nutzen Sie das Kind dabei nie als Alibi, Erpressungsgrund, Drohung oder Stellvertreter für Ihre Eheprobleme. Den damit verbundenen Schaden wird ihr Kind ewig als Hypothek mit sich tragen. Die Bindungsfähigkeit und spätere Partnerwahl werden durch diese Erfahrungen wesentlich beeinflusst.

Das Wohl des Kindes ist an die erste Stelle zu setzen und sicherzustellen, dass es sich weiterhin geliebt, unterstützt und sicher fühlt. Dies erfordert eine bewusste Anstrengung beider Elternteile, in ihrer Rolle als Eltern zusammenzuarbeiten, auch wenn sie als Paar getrennte Wege gehen.

Wie kann man als Eltern eine Trennung am besten dem Kind erklären, um Traumata zu vermeiden?

Wenn Eltern sich trennen, ist es für das Kind oft eine verwirrende und schmerzhafte Erfahrung. Um das Risiko von Traumata zu minimieren, ist es wichtig, dass die Eltern zusammenarbeiten und eine liebevolle, unterstützende Umgebung für das Kind schaffen. Hier einige Tipps, wie man eine Trennung am besten dem Kind erklärt:

Zunächst sollten beide Elternteile zusammen mit dem Kind sprechen. Dies zeigt Einigkeit und vermittelt dem Kind Sicherheit. Bei der Erklärung ist es entscheidend, eine einfache und klare Sprache zu verwenden, die dem Alter und dem Verständnis des Kindes angepasst ist. Komplexe Erklärungen oder Schuldzuweisungen sollten vermieden werden.

Ein wesentlicher Punkt ist, dem Kind zu versichern, dass die Liebe und Fürsorge der Eltern unverändert bleibt, auch wenn sie nicht mehr zusammenleben. Kinder müssen wissen, dass sie weiterhin von beiden Elternteilen geliebt werden und dass die Trennung nichts mit ihnen zu tun hat.

Über den Experten

Christoph Maria Michalski ist „Der Konfliktnavigator“, Vortragsredner und Coach für Entscheidungsträger im Beruf. Es gibt zwar viele Instrumente für eine bessere Kommunikation, aber kein System, wie diese Werkzeuge konkret angewendet werden können. Dafür hat er KonfliktFLOW entwickelt - 6 Wegpunkte als Checkliste für eine erfolgreiche Vorgehensweise. Die Grundzüge dieser Idee hat er 2018 in „Die Konflikt-Bibel“ veröffentlicht. Als Marathonläufer weiß er, dass Erfolg das Ergebnis eines kontinuierlichen Trainings ist.

 

Es ist auch wichtig, die Alltagsroutine des Kindes so stabil wie möglich zu halten. Gewohnte Abläufe bieten Sicherheit und Normalität in einer Zeit des Wandels. Kinder sollten zudem ermutigt werden, ihre Gefühle offen zu äußern, egal ob es sich um Traurigkeit, Wut oder Verwirrung handelt. Eltern sollten geduldig zuhören und Unterstützung anbieten.

Fragen des Kindes sollten ehrlich, aber kindgerecht beantwortet werden. Es ist jedoch ratsam, das Kind vor den detaillierten Problemen der Eltern zu schützen. Kinder sollten nicht in die Rolle von Vermittlern oder Verbündeten gedrängt werden.

Wie könnte so ein Gespräch ablaufen?

In einem Gespräch mit einem 7-jährigen Kind über die Trennung der Eltern könnte der Anfang folgendermaßen aussehen:

Elternteil 1: „Hey Schatz, wir möchten mit dir über etwas Wichtiges sprechen. Es geht um Mama und Papa.“

Elternteil 2: „Du weißt, dass wir dich sehr lieben, nicht wahr? Und dass wir immer für dich da sind, egal was passiert.“

Kind: „Ja.“

Elternteil 1: „Manchmal passieren in der Welt der Erwachsenen Dinge, die ein bisschen kompliziert sind. Mama und Papa haben festgestellt, dass wir nicht mehr so glücklich sind, wenn wir zusammen leben. Das bedeutet, dass wir beschlossen haben, nicht mehr zusammen in einem Haus zu wohnen.“

Elternteil 2: „Aber das Wichtigste, was du wissen musst, ist, dass das nichts mit dir zu tun hat. Wir beide lieben dich genauso wie immer und das wird sich niemals ändern.“

Elternteil 1: „Du kannst immer mit uns über alles reden, was dich beschäftigt. Wir sind hier, um dir zuzuhören und deine Fragen zu beantworten.“

Kind: „Bedeutet das, dass ihr euch nicht mehr mögt?“

Elternteil 2: „Wir mögen uns noch, aber manchmal ist es für Erwachsene besser, getrennt zu leben, damit jeder glücklicher sein kann. Wir sind aber immer noch deine Mama und dein Papa und das wird immer so bleiben.“

Elternteil 1: „Wir werden beide immer für dich da sein und uns um dich kümmern, egal wo wir wohnen.“

Dieser Ansatz stellt sicher, dass das Kind sich geliebt und unterstützt fühlt, und bietet Raum für Fragen und Gefühlsäußerungen.

In manchen Fällen kann es auch hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Dies kann sowohl für das Kind als auch für die Eltern eine wertvolle Hilfe sein, um die Situation besser zu bewältigen.

Indem man diese Aspekte beachtet, können Eltern ihrem Kind helfen, die Trennung besser zu verstehen und zu verarbeiten, und dabei unnötigen emotionalen Stress vermeiden.

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Wie kann man ein Kind in die Gestaltung der neuen Lebenssituation einbeziehen, um seine Bedürfnisse zu berücksichtigen?

Nach einer Trennung ändert sich für ein Kind vieles, und es ist wichtig, dass es sich in der neuen Lebenssituation wohl und berücksichtigt fühlt. Einbeziehung in die Planung und Gestaltung des neuen Alltags kann dabei eine große Rolle spielen. Hier sind einige Ideen, wie das am besten gelingt:

Zunächst ist es wichtig, mit dem Kind offen über die anstehenden Veränderungen zu sprechen. Erklären Sie, was sich ändert und warum, aber auch, was gleich bleibt. Kinder brauchen diese Klarheit, um sich auf die neue Situation einzustellen.

Bei der Gestaltung der neuen Wohnsituation können Sie das Kind bitten, bei der Einrichtung seines neuen Zimmers mitzuhelfen. Vielleicht möchte es bestimmte Farben an den Wänden oder eine besondere Anordnung der Möbel. Das gibt dem Kind ein Gefühl von Kontrolle und Zugehörigkeit in einer Zeit des Wandels.

Es ist auch hilfreich, das Kind in die Planung des Alltags einzubeziehen. Fragen Sie, welche Routinen es beibehalten möchte und welche neuen es vielleicht einführen möchte. Vielleicht gibt es bestimmte Aktivitäten oder Hobbys, die das Kind weiterführen oder neu beginnen möchte. Dies hilft dem Kind, sich in der neuen Situation zu orientieren und sich darauf zu freuen.

Die Aufteilung der Zeit zwischen den Elternteilen ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Besprechen Sie mit dem Kind, wie es sich die Zeit mit jedem Elternteil vorstellt. Natürlich müssen die Wünsche des Kindes im Rahmen des Machbaren und im besten Interesse des Kindes berücksichtigt werden.

Es ist auch wichtig, dem Kind zu versichern, dass es immer über seine Gefühle und Gedanken sprechen kann. Offene Kommunikation hilft, eventuelle Ängste oder Sorgen anzusprechen und zu lösen.

Seien Sie offen für die Meinung des Kindes, aber machen Sie auch klar, dass letztendlich die Erwachsenen die Entscheidungen treffen müssen. Kinder sollten sich gehört und berücksichtigt fühlen, aber auch verstehen, dass nicht alle ihre Wünsche umgesetzt werden können.

Die 7 Vorschläge für eine kindgerechte Trennung:

1. Ehrliche Kommunikation: Sprechen Sie offen und altersgerecht über die Trennung, ohne Schuldzuweisungen.

2. Liebe bekräftigen: Versichern SIe dem Kind regelmäßig, dass beide Eltern es lieben und diese Liebe unabhängig von der Trennung besteht.

3. Gefühle respektieren: Erlauben Sie dem Kind, seine Gefühle auszudrücken, und nehmen diese ernst.

4. Stabile Routinen bewahren: Halten Sie den Alltag und Routinen des Kindes so konstant wie möglich.

5. Kein Mittler: Benutzen Sie das Kind nicht als Mittler oder Nachrichtenüberbringer zwischen den Elternteilen.

6. Gemeinsame Elternschaft: Arbeiten Sie zusammen als Eltern, um dem Kind Sicherheit und Unterstützung zu bieten.

7. Professionelle Hilfe: Ziehen Sie bei Bedarf professionelle Unterstützung hinzu, um dem Kind und sich selbst durch diese Zeit zu helfen.

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