Seit 30 Jahren in der Warteschleife: Tarantino plant Crossover zwischen „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“

Während in den USA die komplette Fassung von „Kill Bill: The Whole Bloody Affair“ erstmals regulär im Kino läuft, schaut Quentin Tarantino längst über das aktuelle Release hinaus. Trotz seiner seit Jahren wiederholten Ankündigung, nach zehn Filmen Schluss zu machen, tüftelt der Regisseur weiterhin an Ideen, die dieses Limit faktisch aushebeln könnten.

Mit 60 scheint Quentin Tarantino jedenfalls weit entfernt vom kreativen Ruhestand: Seine Klassiker erscheinen nach und nach in aufwendig überarbeiteten 4K-Editionen, parallel erweitert er sein eigenes Filmuniversum um neue Formate. Zuletzt sorgte die animierte Kurzgeschichte „Yukis Rache“ für Aufmerksamkeit – ein erstmals erzähltes Kapitel aus „Kill Bill“, das er in animierter Form nachreichte und das den Weg für weitere Experimente zu öffnen scheint.

Tarantino reaktiviert lange gehegtes Wunschprojekt: „Vega Brothers“ rückt wieder ins Blickfeld

Durch die Arbeit an diesem Anime-Projekt, verriet Tarantino gegenüber „Entertainment Weekly“, seien alte Ideen wieder wach geworden – darunter ein Titel, der in Fankreisen fast schon Kultstatus genießt: „Vega Brothers“. Die Grundidee existiert seit den 90ern: ein Film über die beiden Brüder aus Tarantinos Filmuniversum – Vic Vega, der kaltblütige „Mr. Blonde“ aus „Reservoir Dogs“, und Vincent Vega, der elegante Auftragskiller aus „Pulp Fiction“.

Tarantino hatte lange davon geträumt, Michael Madsen und John Travolta gemeinsam auftreten zu lassen. Doch da beide Figuren in ihren Filmen auf unterschiedliche Weise zu früh enden, schien das Projekt lange begraben.

Was bei „Vega Brothers“ passieren soll

Jetzt aber zeichnet sich ein realistischer Weg ab: Quentin Tarantino, der gerade „Die Tribute von Panem“ kritisiert hat, könne sich vorstellen, die Geschichte als Animationsfilm zu erzählen. Stilistisch schwebe ihm eine Mischung aus klassischem Anime und dem Look von „Yukis Rache“ vor.

Der geplante Film soll kein episches Gangsterdrama, sondern eine kompakte Episode aus dem Leben der Brüder werden. Im Mittelpunkt steht ein Wochenende in Amsterdam, auf das Vincent in „Pulp Fiction“ mehrfach anspielt. In der Version, die Tarantino vorschwebt, besucht Vic seinen Bruder – und wie man die Vegas kennt, dürfte das Wochenende alles andere als entspannt verlaufen.

Es wäre die erste Gelegenheit, das Verhältnis der beiden Kultfiguren tatsächlich auszuleuchten und eine direkte Verbindung zwischen den ikonischen Filmen herzustellen.

Chris Penn, Michael Madsen
Chris Penn, Michael Madsen in „Reservoir Dogs“ Universum Film GmbH

Trotz neuer Begeisterung bleibt die Zukunft des Films ungewiss. Tarantino hat in den vergangenen Jahren mehrere Projekte angekündigt, die sich später in Luft auflösten – darunter ein Star Trek-Film oder das Western-Sequel Django/Zorro.

Hinzu kommt: Michael Madsen ist im vergangenen Juli verstorben. Sollten die Vega-Brüder wirklich zurückkehren, müsste Vic Vega nun von einem anderen Sprecher verkörpert werden.

Allerdings hat Tarantino die Fanwelt schon häufiger überrascht. Dass „The Whole Bloody Affair“ überhaupt das Licht der Welt erblickt, hatten viele ebenfalls nie für möglich gehalten. Sollte „Vega Brothers“ eher ein kleines, animiertes Nebenprojekt werden, müsste es nicht einmal mit Tarantinos selbst auferlegtem Zehn-Filme-Limit kollidieren.