Weil viele einen Fehler bei der Reinigung begehen: Klimaanlagen im Auto können krank machen
Schimmel und Viren: Auto-Klimaanlagen sind voller Krankheitserreger, zeigt eine Untersuchung. Grund ist oft eine falsche Reinigung. Das kann mit einfachen Mitteln verhindert werden.
Düsseldorf – Sicherheit geht vor, also bleibt der Filter in der Plastiktüte. „Den hole ich nicht raus, der ist voller Bakterien“, sagt Detlef Peter Grün und zeigt auf die dunkel verfärbte Oberfläche des Anschauungsobjekts, das mal Teil einer Auto-Klimaanlage war. Grün ist Vize-Chef vom Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) und führt selbst eine Kfz-Werkstatt in Ennepetal in NRW. Zusammen mit Fachleuten vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat er sich im Rahmen einer großen Untersuchung die Hygienebedingungen von Klimaanlagen und Zuluftsystemen in Autos angeschaut.

Klimaanlage im Auto kann krank machen: Risiko für Asthma
Das Ergebnis, das VDI und ZDK jetzt vorgestellt haben: In den meisten Fällen werden die Systeme falsch gereinigt und schlecht gewartet – und das kann ein gefährliches Gesundheitsrisiko darstellen, sagt Andreas Winkens vom VDI. „Die Zuluft von jedem dritten Pkw ist stark bis sehr stark belastet. Wenn die Filter von Klimaanlagen nicht sachgemäß genutzt werden, vermehren sich schnell Schimmelpilze, Bakterien und Viren.“ Das könne im schlimmsten Fall die Ausbildung chronischer Krankheiten wie Asthma begünstigen.
Reinigung mit Klickdosen in der Werkstatt: „Belastung war danach noch größer“
In Kfz-Werkstätten kommen bei der Reinigung von Auto-Klimaanlagen oft sogenannte Klickdosen zum Einsatz. Dabei wird bei laufender Belüftung ein Spray in den Innenraum gesprüht, laut den Herstellern soll so die Anlage – im wahrsten Sinne per Knopfdruck – hygienisch einwandfrei gereinigt werden. „In Wirklichkeit ist das aber nur eine Scheinreinigung“, stellt Winkens klar. Denn die Untersuchung habe gezeigt: Das Spray macht alles nur noch schlimmer. „Bakterien fühlten sich nach der Benutzung offenbar angeregt, sich zu mobilisieren. Die Belastung für die Insassen war danach noch größer“, so Winkens.

Detlef Peter Grün hat früher selbst auch Klickdosen in seinem Betrieb verwendet, sagt er: „Als ich jetzt den Bakterienbefall auf den Petrischalen nach unserem Test gesehen habe, war das schon sehr erschreckend.“ Jetzt habe sich gezeigt: Viel besser als die Chemiekeule hilft eine einfache mechanische Reinigung der Filterumgebung mit Wasser und Seife. Und der Filter selbst müsse spätestens nach einem Jahr ausgetauscht werden.
Bislang keine Richtlinien für Auto-Klimaanlagen: „Leerstelle in der Autoindustrie“
„Das ist leider nicht so bequem, wie auf eine Spraydose zu drücken. Aber wenn wir unter der Dusche stehen, vertrauen wir ja auch zurecht auf Wasser und Seife“, so VDI-Experte Winkens. Grundsätzlich könnten Verbraucher mit etwas Geschick und Grundwissen so eine Reinigung der Klimaanlage selbst durchführen, im Zweifel solle man aber lieber Fachleute aufsuchen.
Meine news
Eine Richtlinie der Hersteller für die Reinigung von Auto-Klimaanlagen gibt es bislang nicht, Winkens spricht von einer „Leerstelle in der Autoindustrie“. VDI und ZDK haben jetzt eine eigene Richtlinie entwickelt, die sich an Werkstätten und Ausbildungsbetriebe richtet. „Luft ist lebenswichtig. Und Corona hat uns gelehrt, dass jedes bisschen mehr an Prävention hilft.“