Kunst mit Botschaft: Ausstellung „Plastic Phantastic“ bis 24. Oktober im Waitzinger Keller in Miesbach

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Viel Beifall erhielten (v. l.) Astrid Güldner, Gerhard Braunmiller, Angelika Hubner, Birgit Lutz, Maria Rosina Lamp und Paulo de Brito bei der Eröffnung von „Plastic Phantastic“. © Verena Wolf

Die neue Ausstellung „Plastic Phantastic“ im Miesbacher Waitzinger Keller soll nicht nur Besucher anziehen sondern auch eine wichtige Botschaft vermitteln. Sie läuft noch bis 24. Oktober.

Miesbach – Dass Plastik nicht nur die Welt vermüllt, sondern auch als vielfältiges Kunstmaterial taugt – das ist Thema der ebenso sehenswerten wie topaktuellen Ausstellung „Plastic Phantastic“ im Waitzinger Keller. Sie läuft noch drei Wochen.

Schön bunt, dazu nützlich und modern – so hat der Werkstoff seit den 1950er Jahren unsere Welt erobert. Plastikflaschen statt schwerer Glasflaschen, Plastikverpackungen, die Lebensmittel frisch halten. Plastikspielzeug und 1000 Alltagsgegenstände vom Brillenetui bis zur Kleidung… Kein Wunder, dass heute gut fünfhundertmal mehr Kunststoffartikel in den Ozeanen schwimmen, als es Sterne in unserer Galaxie gibt.

Doch die schiere Menge ist noch lange nicht die schwerste Folge für Mensch, Tier und den Planeten. Denn mittlerweile sammeln sich Plastikpartikel und Weichmacher in unseren Körpern – auch das ist Thema der Ausstellung „Plastic Phantastic“ im Waitzinger Keller, die ihren Titel an den gleichnamigen Dokumentar-Film von Isa Willinger anlehnt.

Ausstellung soll wichtige Botschaft vermitteln

Dabei kommt die Ausstellung selbst humor-leicht daher: Mit unglaublich viel Fantasie, Kreativität und Einfallsreichtum loten drei Künstler die Möglichkeiten von Plastikgegenständen als künstlerisches Spielmaterial aus und erschaffen Installationen, Skulpturen und Schmuck. All das ist inspirierend und wirklich sehenswert.

Doch die Botschaft, die das erfolgreiche Künstlerpaar Maria Rosina Lamp und Paulo de Brito, die in Starnberg leben und arbeiten, zusammen mit Wert-Stoff-Künstlerin Angelika Hubner (Schliersee) bewegt, kommt an. „Man schaut gerne hin, weil es neugierig macht und amüsant ist, aber das Lächeln bleibt einem schnell im Hals stecken“, sagte Premierengast Elisabeth Neuhäusler über die Wirkung der ungewöhnlichen Plastik-Kunstausstellung.

200 Interessierte bei Ausstellungseröffnung

Dass der Waitzinger Keller wieder einmal ein Thema gefunden hat, das den Nerv der Zeit trifft, zeigte auch der Publikumsandrang bei der Ausstellungseröffnung vergangene Woche. Etwa 200 Interessierte – darunter auch mehrere Schüler – bestaunten die sehenswerten Exponate.

Dann ging es zu den Reden und Vorträgen im Jugendstilsaal des Waitzinger Kellers, wo gleich eingangs Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller das Problem mit dem Plastik auf den Punkt brachte: „Weltweit werden 500 Millionen Tonnen Plastik verbraucht – 400 Millionen Tonnen enden als Plastikmüll in den Meeren und auf den Müllhalden.“ Wie dringend ein Umdenken erforderlich ist, zeigte die Schlierseer Journalistin und Arktisexpertin Birgit Lutz in ihrem Filmbeitrag, den sie live auf der Bühne kommentierte.

Ausstellung noch bis 24. Oktober im Waitzinger Keller

Nicht nur, „dass kein Stück Plastik, das je hergestellt wurde, unseren Planeten verlässt“, musste man erfahren, sondern dass Recycling nicht so funktioniert, wie man meinen dürfte: Tonnenweise wird Plastikmüll ins Ausland verschifft. Nur knapp 15 Prozent wird tatsächlich recycelt – und das unter enormem Einsatz an Energie. Deshalb werde zum Beispiel bei Festen in Miesbach Mehrweggeschirr verwendet, wie Vize-Bürgermeisterin Astrid Güldner aufzeigte.

Was also ist zu tun? Die Ausstellung (bis 24. Oktober, werktags 9 bis 13 Uhr, donnerstags 14 bis 16 Uhr; außer 10./11. Oktober) ansehen, die App „CodeCheck“ herunterladen (Inhaltsstoffe in Produkten wie Kosmetika und Lebensmitteln) und die Filmreihe „Plastic Phantastic“ im Oberland Kinocenter Hausham nicht verpassen. Denn wie Birgit Lutz es formuliert: „Die Lage ist zu ernst, um zu verzweifeln.“ Verena Wolf

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