Rüstungsriese entsteht - Rheinmetall und Leonardo schmieden mächtige Panzer-Allianz

Roberto Cingolani, CEO von Leonardo, hob die Bedeutung der Kooperation hervor: Europas Rüstungskonzerne seien einzeln zu klein, um gegen „Giganten“ aus den USA oder China zu bestehen. Dies sei ein erster Schritt zu einem neuen Verteidigungssystem auf europäischer Ebene. Beide Geschäftsführer wiesen Spekulationen zurück, dass LRMV eine Konkurrenz zum deutsch-französischen Main Ground Combat System (MGCS) darstellt, das langfristig die Panzer Leopard und Leclerc ablösen soll.

Auftragsbücher prall gefüllt

Der erste große Auftrag betrifft die italienische Armee, die ältere Panzer ersetzen will. Der Kampfpanzer basiert auf dem Panther-Modell von Rheinmetall, während das Modell Lynx als Grundlage für Schützenpanzer dient. Cingolani stellte eine Lieferung innerhalb von zwei bis drei Jahren in Aussicht. Mit KNDS hätte dies mindestens fünf Jahre gedauert.

Leonardo, das aus dem ehemaligen Staatsbetrieb Finmeccanica hervorging, erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von über 15 Milliarden Euro und beschäftigt über 50.000 Mitarbeiter. Der italienische Staat ist größter Einzelaktionär. Leonardo ist auch am Bau der F-35 und Eurofighter Kampfjets beteiligt. Rheinmetall, Deutschlands größter Rüstungskonzern, erzielte mit 34.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 7,2 Milliarden Euro. Aufgrund des Ukraine-Kriegs sind die Auftragsbücher des Düsseldorfer Unternehmens prall gefüllt.

Weg von nationalem Denken in der Verteidigungsindustrie

Ein Branchenkenner, der anonym bleiben möchte, sieht in der Kooperation einen Schritt weg von nationalem Denken in der Verteidigungsindustrie. „In Europa mögen Rheinmetall und Leonardo groß sein. Global gesehen sind sie es nicht“, sagte er. Unter den zehn größten Rüstungskonzernen der Welt befindet sich nur ein europäisches Unternehmen: BAE Systems aus Großbritannien. Laut einer Liste des Statistischen Bundesamts lag Rheinmetall letztes Jahr weltweit auf Platz 20, während Leonardo Platz 14 einnahm. Der Weltmarktführer Lockheed Martin erzielte einen Umsatz von rund 62 Milliarden Euro.

Die Kooperation von Leonardo und Rheinmetall könnte helfen, die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Rüstungskonzerne zu steigern. Für KNDS, das aus der Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und dem französischen Nexter hervorgegangen ist, bedeutet dies jedoch eine verlorene Chance. Ein geplanter Auftrag über 132 Kampfpanzer für Italien wird nun nicht realisiert. KNDS hatte im Juni eine neue Version des Leopard-Panzers vorgestellt, die nun Konkurrenz durch den Panther erhält.