Nase voll von Touristen: Weltstadt verbietet neue Hotels – und will „lästige“ Kneipentouren bekämpfen

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Amsterdam hat ein Problem mit Touristen. Eine Verordnung soll dafür sorgen, die Massen zurückzudrängen. Deshalb sagt die Stadt nun „Nein zu neuen Hotels“.

München – Amsterdam kämpft gegen den Massentourismus. Die Zahl der Hotelübernachtungen im Jahr 2023 in Amsterdam betrug 21 Millionen, ohne Übernachtungen in Ferienwohnungen, Bed and Breakfasts und Kreuzfahrten. Deshalb sagt die lokale Regierung nun „Nein zu neuen Hotels“, wie aus einer Mitteilung der Stadtverwaltung hervorgeht.

Stadt Amsterdam legt sich auf Obergrenze für Touristen fest

Mit der Volksinitiative „Amsterdam hat die Wahl“ hatte der Stadtrat erst im Juni 2021 die Verordnung „Tourismus in Balance Amsterdam“ ins Leben gerufen. Diese Volksinitiative führte dazu, dass die Regierung es sich selbst zur Aufgabe gemacht hat, einzugreifen, wenn mehr als 18 Millionen Besucher pro Jahr nach Amsterdam kommen. Die Obergrenze für Touristen liegt seit der Verordnung bei 20 Millionen Gästen pro Jahr.

Amsterdam beschließt Maßnahmen gegen Massentourismus.
Amsterdam ist ein beliebtes Reiseziel – deshalb hat die Stadt mit negativen Folgen von Massentourismus zu kämpfen. © IMAGO/Atli Mar Hafsteinsson

Wie die Stadt in einer weiteren Mitteilung erklärt, dürfe der Tourismus in Amsterdam keine Belästigung für die Einwohner darstellen. Um das einzudämmen, hat die Stadt eine Liste aufgestellt, um der Entwicklung des Massentourismus entgegenzuwirken. Ziel sei eine „Balance zwischen Besucherandrang und Lebensqualität für die Bewohner“. Im Kampf gegen den Handel von Rauschmittel forderte Amsterdams Bürgermeister zudem die Legalisierung von zwei Drogen.

Maßnahmen der Stadt Amsterdam gegen Massentourismus

  • „Lästige“ Junggesellenabschiede und organisierte Kneipentouren „bekämpfen“
  • Flusskreuzfahrten einschränken
  • Hotels zu Gebäuden mit Wohn- oder Bürofunktion umwandeln
  • Genehmigung neuer Hotels nur noch unter bestimmten Voraussetzungen
  • Verbot für neue Touristengeschäfte
  • Beschränkung von Ferienvermietungen
  • Schließungszeiten der Gastronomiebetriebe
  • Rauchverbot in Teilen der Innenstadt
  • Imagekampagne seit 2023

Aufgrund der hohen Touristenzahl aus dem vergangenen Jahr hat die Regierung nun weitere Maßnahmen beschlossen, um gegen den Massentourismus zu kämpfen. Bereits zuvor gab es ein Verbot für neue Touristengeschäfte und eine Beschränkung für Ferienvermietungen und neue Hotels. Jetzt hat die Stadt die Regularien für neue Hotels erneut verschärft. Auch die Hotelgebühren für Touristen wurden in Amsterdam deutlich erhöht.

Amsterdam kämpft gegen Tourismus: „Neues Hotel darf nur unter bestimmten Voraussetzungen gebaut werden“

Die Hotelrichtlinien waren bereits streng. Im Jahr 2017 hätten nur drei Pläne für neue Hotels den Bedingungen der Stadt entsprochen, wie die Verwaltung mitteilt. Dennoch würden sich immer noch neue Hotels im Bau befinden, da viele bereits ihre Rechte dafür vorher bekommen haben. 26 Hotelgründungen bleiben deshalb weiterhin aktiv.

Für weitere Hotelgründer wird es nun jedoch besonders schwer, denn die Maßnahmen wurden erneut verschärft. „Ein neues Hotel darf nur unter bestimmten Voraussetzungen gebaut werden, wenn ein Hotel anderswo schließt“, so die Stadtverwaltung. Die Anzahl der Schlafplätze darf nicht erhöht werden. Das Hotel muss zudem moderner und/oder nachhaltiger sein. Andernfalls ist ein Neubau ausgeschlossen. Zudem empfiehlt die Stadt Hotelbesitzern einen Ort außerhalb des Zentrums zu wählen.

Amsterdam als „freie und offene Stadt“ laut Stadtverwaltung für kommerzielle Zwecke genutzt

Die Stadt erklärt, dass Amsterdam als „freie und offene Stadt“ bekannt sei, die ihren kulturellen Reichtum mit Besuchern aus aller Welt teilen möchte. Diese Freiheit wurde in den vergangenen Jahren für kommerzielle Zwecke genutzt, so die Stadtverwaltung. Unternehmen „missbrauchen das Image der Stadt und verkaufen Amsterdam als einen Ort der grenzenlosen Möglichkeiten“, hieß es. Dadurch würde bei Touristen der Eindruck entstehen, dass in Amsterdam alles möglich und erlaubt ist. Die Maßnahmen sollen helfen, dieses Image abzuwerfen. (bk)

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