„Raumfahrt ist riskant“ – „Starliner“-Entscheidung der Nasa zeigt eines ganz deutlich

  1. Startseite
  2. Wissen

Kommentare

Die Nasa hat entschieden, dass sie dem Boeing-Raumschiff „Starliner“ ihre Astronauten nicht anvertraut. Diese schwere Entscheidung zeigt eines ganz deutlich. Eine Analyse.

Frankfurt – Lange hat die US-Raumfahrtorganisation Nasa Boeing, die interessierte Öffentlichkeit und allen voran zwei auf der Internationalen Raumstation ISS gestrandeten Astronaut:innen zappeln lassen, doch nun ist es klar: Die Nasa-Astronautin Suni Williams und ihr Kollege Butch Wilmore werden nicht mit dem Raumschiff „Starliner“ zur Erde zurückkehren, mit dem sie Anfang Juni zur ISS aufgebrochen sind. Das ist erst einmal keine gute Nachricht für die Nasa, denn es bedeutet, dass der „Starliner“ von Boeing so schnell nicht für den Transport von Menschen zertifiziert werden wird.

Schließlich sollten Williams und Wilmore das Raumschiff während einer etwa 8-tägigen Mission im Weltall auf Herz und Nieren prüfen. Dass die Nasa dem „Starliner“ nun nicht vertraut, die Crew wieder sicher nach Hause zu bringen, sagt einiges aus – vor allem, wenn man bedenkt, dass es seit der Vertragsvergabe der Nasa im Jahr 2014 das Ziel der Raumfahrtorganisation war, zwei verschiedene Raumschiff-Typen für die Beförderung von Menschen zu haben. Nie wieder wollte man so dastehen wie nach den beiden Unglücken mit Space Shuttles, als die USA plötzlich keine Möglichkeit mehr hatten, aus eigenem Antrieb ins Weltall zu fliegen.

Nasa geht mit „Starliner“-Entscheidung auf Nummer sicher – SpaceX springt für Boeing ein

Doch gleichzeitig ist die Entscheidung der Nasa auch eine gute Nachricht: Die Raumfahrtorganisation hat ganz offensichtlich aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt. Gemeint sind damit eben jene beiden Shuttle-Unglücke, bei denen jeweils sieben Astronaut:innen ums Leben kamen. 1986 und 2003 hatte die Nasa die „Challenger“ und die „Columbia“ mitsamt ihrer Crews verloren – beide Male aufgrund eigener Fehler und einer fehleranfälligen Sicherheitskultur. Diese hatte unter anderem verhindert, dass die Bedenken von Ingenieuren bis zu den entscheidenden Gremien durchdrangen.

Dass die Nasa sich heute für die sichere Variante entschieden hat – obwohl die Entscheidung das „Starliner“-Projekt gefährden könnte – zeigt, dass sich an der Fehlerkultur bei der Raumfahrtorganisation etwas geändert hat. Nasa-Chef Bill Nelson bezog sich in der Pressekonferenz zur „Starliner“-Entscheidung explizit auf die „Fehler der Vergangenheit“, bei denen mehrere Personen aus dem Führungsteam auch persönlich involviert gewesen waren.

Nasa-Chef zur „Starliner“-Entscheidung: „Raumfahrt ist riskant“

„Raumfahrt ist riskant, auch wenn sie am sichersten und routinemäßigsten ist“, erklärte Nelson. „Ein Testflug ist von Natur aus weder sicher noch Routine. Die Entscheidung, Butch und Suni an Bord der Internationalen Raumstation zu belassen und den ‚Starliner‘ von Boeing unbemannt nach Hause zu bringen, ist das Ergebnis unseres Engagements für Sicherheit: unser zentraler Wert und unser Nordstern“, so der Nasa-Chef weiter.

Das Boeing-Raumschiff „Starliner“ hat nicht zum ersten Mal Probleme – der erste (unbemannte) Testflug zur Internationalen Raumstation hat die ISS gar nicht erst erreicht. (Archivbild)
Das Boeing-Raumschiff „Starliner“ hat nicht zum ersten Mal Probleme – der erste (unbemannte) Testflug zur Internationalen Raumstation hat die ISS gar nicht erst erreicht. (Archivbild) © IMAGO/Paul Skupin

Fest steht: Das Führungsteam ist auf Nummer sicher gegangen, obwohl das in der bemannten Raumfahrt der nächsten Zeit einiges durcheinanderwirbelt: Zwei Astronauten (die Namen sind noch nicht bekannt) werden auf ihren ISS-Flug im September verzichten müssen, weil ihre Plätze für Williams und Wilmore freigehalten werden. Die sollen noch einmal sechs weitere Monate an Bord der ISS bleiben und erst im Februar 2025 zur Erde zurückkehren.

Nasa wählt die sichere Variante – die betroffenen Astronauten werden froh sein

Auch wenn die Entscheidung der Nasa den Weltraumaufenthalt der beiden gestrandeten Raumfahrer von acht Tagen auf neun Monate verlängert, dürften Williams und Wilmore froh sein, dass die Nasa auf Nummer sicher gegangen ist. (tab)

Auch interessant

Kommentare