Sein erstes Etappenziel hat Adrian Meisen erreicht: Der Slalom-Fahrer vom SC Garmisch darf am Sonntag beim Weltcup-Auftakt in Levi starten.
Beim Blick auf das Thermometer bekommt Adrian Meisen ein mulmiges Gefühl. Plus fünf Grad zeigt es an. Ein bisserl warm für das, was er vorhat. Der Skifahrer vom SC Garmisch befindet sich derzeit im finnischen Levi. Dort, wo an diesem Sonntag die Slalomfahrer ihren Weltcup-Auftakt bestreiten sollen (erster Lauf um 10 Uhr). Und die gute Nachricht vorweg: Meisen hat sich einen der vier deutschen Startplätze ergattert.
Bitteres Déjà-vu?
War ihm auch schon im vergangenen Jahr gelungen, als er beim zweiten Weltcup-Stopp in Val d’Isere (Frankreich) seine Chance bekommen sollte. Doch die Rennen wurden damals abgesagt. Jetzt sind in Finnland die Temperaturen nach oben geklettert und Meisen sagt: „Ich hab‘ schon Angst.“ Droht also ein bitteres Déjà-vu? Nicht wirklich, denn die Wettervorhersage ist vielversprechend. Bereits ab heute soll die Null-Grad-Marke unterschritten, der Sonntag wohl der kälteste Tag der Woche werden. „Es wird wohl kein Rennen im winterlich-verschneiten Levi, aber das wird sich schon ausgehen“, sagt Meisen zuversichtlich.
Meisen überzeugt die DSV-Trainer
Bereits vor zwei Wochen ist der Garmisch-Partenkirchner gen Skandinavien gereist. Sein Hauptziel galt der Vorbereitung auf die beiden Europacup-Rennen, die am 23. und 24. November im größten Skigebiet Finnlands steigen. Im Hinterkopf schwirrte aber natürlich auch der Gedanke, dass er es vielleicht schafft, die Verantwortlichen des Deutschen Skiverbandes (DSV) von sich zu überzeugen. Der DSV-Tross um Bundestrainer Christian Schwaiger trainiert ebenfalls am Ort des ersten Weltcups, einen Hang weiter als Meisen, der nach dem Winter 2022/23 seinen Kaderstatus verloren hatte. Und scheinbar wurde er bei seinen Einheiten genaustens beobachtet. Denn Meisen berichtet: „Ausscheidungsrennen gab es nicht.“ Doch die Coaches sahen das, was der 27-Jährige schon gefühlt hatte. „Der Speed ist da. Ich weiß es, die Trainer wissen es jetzt auch.“
Meisen: „Damit noch nichts erreicht.“
Zugleich ist Meisen bewusst, dass allein das nicht genügt. „Ich bin natürlich happy über die Nominierung, das kleine Etappenziel. Aber damit habe ich noch nichts erreicht.“ Er muss seine Performance auf dem Übungshang am Sonntag auch auf dem Weltcup-Hang projizieren. Den sahen alle bis dato nur aus der Ferne. In den ersten Tagen in Finnland spielte das Wetter nicht mit, anschließend wurde die Piste für den Weltcup vorbereitet. Und eine Woche zuvor darf die niemand mehr befahren. Für Meisen nicht so wild. „Ich kenne den Hang und mag ihn. Und da niemand drauf war, hat auch keiner einen Vorteil.“
Ohne Ergebnisdruck bei hoher Startnummer
Mit Ergebnisdruck geht der 1,97-Meter-Mann den Auftakt nicht an. Natürlich will jeder Fahrer den zweiten Durchgang, die Top 30, erreichen – „Ansonsten wäre ich fehl am Platz“ (Meisen) –, aber das könne nicht das primäre Ziel für ihn sein. „Ich schaue nicht nur aufs Resultat, sondern will hinterher sagen können, dass ich geil Ski gefahren bin.“ Zumal Meisen erst spät in den Wettkampf eingreifen, eine Startnummer rund um die 60 bekommen wird. Vielmehr will er weiter beweisen, dass sich seine Arbeit im Sommer und das Risiko, das er in puncto Materialwahl und -abstimmung eingegangen ist, gelohnt haben.
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Lieber Europacup als Weltcup
Und egal, wie es für ihn beim Auftakt laufen sollte, Meisen wird noch länger in Levi bleiben, will bei den beiden Europacups starten. Er würde sogar eine Einladung zum zweiten Weltcup in Gurgl (Österreich), der gleichzeitig steigt, ablehnen. „Die beiden Rennen sind eine große Chance für mich – auch um meine Startnummer zu verbessern.“ Entsprechend ist das Hotel bis zum 25. November gebucht. Meisen verliert sein Hauptziel nicht aus den Augen. Zugleich rattert es aber in seinem Hinterkopf: „Pläne sind ja umplanbar.“