Krebs-Erkrankung von Kate: Experte fordert: „Die Vorsorge muss besser werden, da immer mehr Junge erkranken!“

  1. Startseite
  2. Leben
  3. Gesundheit

KommentareDrucken

Prinzessin Kates Krebsdiagnose lässt die Welt aufhorchen. Prof. Algül von der TU München erläutert, warum das schockiert und fordert ein Umdenken bei der Prävention.

Die Krebserkrankung von Prinzessin Kate schockt die Welt. Prof. Hana Algül, Chefarzt und Krebsexperte der Technischen Uni München erklärt, warum uns trotz der ermutigenden Fortschritte im Kampf gegen Krebs immer wieder Nachrichten wie die der Erkrankung der 42-jährigen Prinzessin schocken – und welche Schlüsse wir ziehen müssen.

Das Spezialgebiet von Prof. Hana Algül (Technische Universität München) ist Krebs in der Bauchspeicheldrüse. Hier bemerkt er eine beunruhigende Entwicklung: Immer mehr junge Patienten sind betroffen. Der Onkologe fordert ein Umdenken bei der Prävention.

Krebsexperte Prof. Hana Algül (TUM) fordert eine bessere und umfassendere Krebsvorsorge: „Wir brauchen einen Entwicklungsschub bei der Vorsorge!“
Krebsexperte Prof. Hana Algül (TUM, li.) fordert eine bessere und umfassendere Krebsvorsorge: „Wir brauchen einen Entwicklungsschub bei der Vorsorge!“ Mit seinem Mitarbeitern forscht er, um Krebs effektiver zu bekämpfen. © TU München

Stimmt es, dass Krebs immer häufiger jüngere Menschen trifft?

Ja. Wir wissen aus Studien, dass einige Tumorerkrankungen einen überproportionalen Zuwachs gerade bei den Jüngeren haben, also den deutlich unter 50-Jährigen. Das gilt beispielsweise für Bauchspeicheldrüsen- und auch für den Dickdarm-Krebs. Zwar sind nur rund zehn Prozent der Patienten mit Dickdarmkarzinom jung. Aber bei den jüngeren Betroffenen ist der Krebs dann oft viel aggressiver als bei den Älteren. Weil die Zahl der jüngeren Erkrankten steigt und gleichzeitig deren Prognosen schlechter sind, müssen wir bei der Vorsorge umdenken. So wie das bereits beim Brustkrebs geschehen ist, wo die Vorsorge an die demografische Entwicklung angepasst wurde.

Panther Media
Die Mammografie ist laut Prof. Hana Algül Vorbild für andere Vorsorgeuntersuchungen. © Panther Media

Wie kann Prävention besser werden?

Zu einer modernen Prävention gehört die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs ebenso wie individuell zugeschnittene Vorsorgeuntersuchungen, die das genetische Risiko mit einbeziehen. Auch brauchen wir niederschwellige Angebote, in Sachen Dickdarmkrebs etwa Stuhl-Tests oder Blutuntersuchungen auf zirkulierende zellfreie Tumor-DNA. Um verdächtige Strukturen aufzuspüren, die das menschliche Auge übersehen könnte, brauchen wir auch den vermehrten Einsatz Künstlicher Intelligenz. Endoskopien kann man dann zielgerichtet dort einsetzen, wo ein Testergebnis Hinweise auf eine mögliche Krebserkrankung gibt. Je früher eine Krebserkrankung entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Apropos Heilungschancen: Bei Prinzessin Kate heißt es, sie bekäme nach der OP nun eine präventive Chemotherapie. Was heißt das?

Ich möchte mich an den Spekulationen um die Erkrankung der Prinzessin nicht beteiligen. Der Begriff präventive Chemotherapie ist aber ungünstig übersetzt. Es gibt den Begriff der Chemoprävention; darunter versteht man allerdings eine medikamentöse Therapie zur Vorbeugung der Entstehung eines Tumors. Eine Chemotherapie nach einer erfolgten und erfolgreichen Tumoroperation nennt man adjuvante Chemotherapie. Das bedeutet, dass im Anschluss an eine Tumor-Operation die Chemotherapie verabreicht wird, um eventuell noch verbliebene Krebszellen abzutöten. Ich nehme an, dass letzteres für den Fall der Prinzessin Kate zutrifft.

Forschende ebnen mit einer neuen Krebs-Studie womöglich den Weg für verbesserte Behandlungen. (Symbolbild)
Forschung für bessere Früherkennung. © Andrew Brookes/imago

Was könnten die Ursachen dafür sein, dass immer mehr jüngere Menschen Krebs bekommen?

Unsere Ernährung, die Vorsorge und die medizinische Versorgung sind um vieles besser als früher. So wird vermutet, dass der Anstieg auch mit unserer modernen Lebensweise zu tun hat: Mit der Ernährung, der Bewegung, Stressfaktoren und Umwelteinflüssen. Wir haben hier viel Ursachenforschung vor uns. Wegen fehlender Daten von früher kann man nicht sagen, ob die Zahl der vererbten Krebserkrankungen steigt. Unsere neuen Messmethoden zeigen aber deutlich, dass ein nicht zu unterschätzender Anteil von Tumorerkrankungen vererbt wird. Im Klartext heißt das, jeder sollte seine Familiengeschichte durchgehen. Gibt es eine Häufung von Tumorerkrankungen, sollte man das ernst nehmen. Und Achtung: Nicht nur auf die Tumorarten schauen: Wenn Vorfahren Prostatakrebs hatten, kann das zu einer Erhöhung des genetischen Risikos für andere Krebsarten führen.

Auch interessant

Kommentare