„Richtig Gas geben“ für die SPD: Genossen nominieren Raffael Joos (31) als Kandidaten für die Bundestagswahl
Die SPD hat den Wolfratshauser Raffael Joos (31) als Direktkandidaten für die Bundestagswahl nominiert. Zuvor haben ihm die Genossen ordentlich auf den Zahn gefühlt.
Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach – Eindeutiger hätte das Ergebnis nicht sein können: Einstimmig wurde Raffael Joos am Donnerstagabend von der SPD im Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach als Direktkandidat für die Bundestagswahl im Herbst 2025 nominiert. Zuvor hatten die über 30 Genossen dem 31-jährigen Wolfratshauser ordentlich auf den Zahn gefühlt.
SPD nominiert Raffael Joos als Direktkandidat: „Das Oberland ist mir ans Herz gewachsen“
Joos stammt eigentlich aus Konstanz, studierte in Erlangen Geschichte und Politik. Derzeit schreibt er an seiner Masterarbeit. Seit eineinhalb Jahren lebt er in Wolfratshausen. „Ich habe die Menschen hier als sehr herzlich erlebt. Das Oberland ist mir ans Herz gewachsen“, sagte er bei seiner Vorstellung. Politisch engagiert ist Joos schon lange, zunächst aber nicht bei einer Partei, sondern bei politisch aktiven Gruppen, die sich beispielsweise für Klimagerechtigkeit einsetzen. Seit 2016 ist er aber Mitglied der SPD. Schon damals habe es ob der ersten Flüchtlingskrise einen massiven Rechtsruck gegeben, das habe ihn besorgt, sagte er. „Daher wollte ich mich nicht mehr auf die Zuschauerrolle beschränken“, erklärte er seinen Parteieintritt. Mittlerweile ist Joos Vorsitzender der Jusos Oberland und steckt „viel Zeit und Herzblut in das Engagement“. Dabei sei er „nicht immer zufrieden mit der Politik der SPD“, betonte er. „Die Jusos bieten da die Möglichkeit, eigene Visionen zu entwickeln.“
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Für den 31-Jährigen „ist es höchste Zeit, dass die junge Generation in der Politik gehört wird“. Die Klimakrise sei die „größte Herausforderung“ seiner Generation. Dabei gehe es aber auch um soziale Fragen, wie: „Wer hat überhaupt Zugang zu erneuerbarer Energie und wer kann sich den Umstieg auf E-Mobilität leisten?“ Die Schuldenbremse sieht Joos mehr als kritisch. „Der Investitionsstau lähmt unser Land.“ Man brauche aber massive Investitionen in eine klimagerechte Zukunft. Zudem fordert er eine „klare Umverteilung von oben nach unten. Die Superreichen müssen ihren Beitrag leisten.“ Da Mobilität für Joos „der Schlüssel zur Teilhabe“ ist, müsse ein besserer Zugang zum öffentlichen Personennahverkehr auch auf dem Land ein Ziel sein.
Klare Haltung beim Thema Migration und Kampf gegen Rechts
Eine klare Haltung hat der 31-Jährige zum Thema Migration. „Deutschland ist ein Einwanderungsland.“ Man brauche endlich eine Gesetzgebung, die dem Rechnung trage. Der Rechtsruck in der Gesellschaft „macht mir Angst“, bekannte Joos. Es sei die größte Gefahr für die Demokratie. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass und Hetze den Diskurs bestimmen.“ Der Kampf gegen Rechts sei „unsere existenzielle Aufgabe. Wir sind die älteste antifaschistische Partei Deutschlands.“
Bei den Fragen an den Bewerber wurden viele Themen angeschnitten. Andreas Wagner aus Geretsried wollte beispielsweise wissen, wie Joos zu Waffenlieferungen an die Ukraine stehe. „Ich bin dafür, die Ukraine mit dem zu beliefern, was sie braucht“, antwortete Joos. Man dürfe die diplomatischen Kanäle aber nicht schließen, sondern müsse sich für einen Waffenstillstand einsetzen. Marinus Radzynski aus Miesbach wünschte sich bessere Verdienstmöglichkeiten in sozialen Berufen und mehr Respekt für Arbeitende in diesem Bereich. In eine ähnliche Richtung zielte die Anmerkung von Christian Schürmann aus Valley. Für die „normal arbeitende Bevölkerung zerplatzen immer mehr Träume, weil weniger Geld übrig bleibt“, sagte er. Hier müsse die SPD Lösungen bieten „für alle, die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden“.
SPD versprüht Aufbruchstimmung
Generell war viel Aufbruchstimmung zu spüren. Bernhard Lorenz aus Geretsried freute sich, dass man einen Kandidaten habe, „der Lust hat, für die SPD zu kämpfen. Er ist ein Gewinn für die Partei.“ Der Tölzer Kreisvorsitzende Klaus Barthel forderte die Genossen zu einem starken Votum für Joos auf. Dem kamen die Anwesenden geschlossen nach. „Ich bedanke mich für das starke Ergebnis“, sagte Joos. „Das bestärkt mich, für jeden richtig Gas zu geben.“ (va)