Ergebnis der Südkorea-Wahl: Warum gerade Stimmen junger Wähler entscheidend sein werden
Südkoreas Parlamentswahlen stehen vor der Tür. Auffallend scheint die hohe Unsicherheit der 20- bis 30-Jährigen. Ihr Schwanken könnte die Politik des Landes prägen.
Seoul – Rund 44 Millionen Menschen können in Südkorea am Mittwoch (10. April) ein neues Parlament wählen. Ergebnisse letzter Umfragen zeigen, der Ausgang der Wahl scheint noch offen. Die Gruppe der 20- bis 30-Jährigen, die rund ein Drittel der Wahlberechtigten ausmacht, könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen, berichtete die Korea Times.
Eine Gruppe, die mit Blick auf Umfrageergebnisse weder bei der Frage, ob sie wählen, noch, wen sie in das 300-köpfige Parlament wählen, entschlossen zu sein scheint. Jüngste Wahlumfragen sagen ein enges Rennen der beiden größten Parteien, der People Power Party (PPP) des amtierenden konservativen Präsidenten Yoon Suk Yeol und der oppositionellen Demokratischen Partei (Minju) voraus.

Zurzeit wird das Parlament von der Demokratischen Partei dominiert, was die Handlungsfähigkeit des Präsidenten einschränkt. Auch Yoons Zustimmungswerte leiden, berichtete die Nachrichtenagentur reuters.
Junge Wählerschaft vor Wahl in Südkorea unentschlossen: Niedrige Wahlbeteiligung erwartet
Laut einer Umfrage von Metrics gaben von 1000 Befragten im Alter zwischen 18 und 29 Jahren 40 Prozent an, sie seien noch nicht entschieden darin, wen sie am Mittwoch wählen wollen. Unter den 30-Jährigen waren es 33 Prozent. Einer Umfrage von Gallup Korea zeigte der Korea Times zufolge jedoch, dass das Interesse der jungen Bevölkerung an der Wahl niedrig ist. Nur 56,8 Prozent der 1.500 Befragten im Alter von 18 bis 29 Jahren zeigten demzufolge Interesse an den bevorstehenden Parlamentswahlen.
Sicher sei sich auch Jang Deok-hyun, Leiter der Planungs- und Forschungsabteilung von Gallup Korea nicht, dass junge Menschen in Südkorea am Mittwoch zur Wahl gehen werden, erklärte er gegenüber der südkoreanischen Zeitung Hankyoreh. Sollten viele junge Menschen zur Wahl gehen, sehe Jang darin jedoch eine Chance für die Demokratische Partei: „Wenn wir eine große Wahlbeteiligung unter jungen Menschen in den Zwanzigern und Dreißigern sehen, die selten Wahllokale aufsuchen, könnte die Oppositionspartei als Sieger hervorgehen.“ Generationsübergreifend herrsche Konsens darüber, dass die Wahl als Denkzettel für die amtierende Regierung genutzt werden sollte, sagte Jang gegenüber Hankyoreh.
Frust und Misstrauen vor Wahl in Südkorea
Die politische Haltung junger Koreanerinnen und Koreaner sei in den letzten Jahren unberechenbarer geworden. Groß sei der Frust über mangelnde Vertretung in der Politik und das Misstrauen aufgrund leerer Versprechungen, schreibt die Korea Times. Bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2022 gewann Yoon viele Stimmen der über 60-Jährigen sowie die von Männern in den 20ern, weil er in seinem Wahlkampf auf eine konservative Agenda setzte.
Wahlbeteiligung 2020 bei junger Bevölkerung deutlich niedriger: Experten rechnen mit weiterem Rückgang
Bereits bei der letzten Parlamentswahl im Jahr 2020 war die Wahlbeteiligung von Menschen in den Zwanzigern und Dreißigern wesentlich niedriger, als bei älteren Südkoreanerinnen und Südkoreanern. Einem Bericht der südkoreanischen Tageszeitung The Korea Herald zufolge, lag die Wahlbeteiligung bei dieser Gruppe bei rund 50 Prozent, während rund 72 Prozent der Menschen in den Siebzigern ihre Stimme abgegeben haben. Das sei aus den Daten der Nationalen Wahlkommission hervorgegangen.
In diesem Jahr sei Korea Herald zufolge, die sich auf Experten berufen, mit einem weiteren Rückgang der Wahlbeteiligung innerhalb der jungen Bevölkerung zu rechnen. Grund dafür seien der negativere Wahlkampf in einer polarisierten politischen Landschaft. Junge Menschen in Südkorea seien erschöpft und frustriert von der politischen Schlammschlacht. Der Professor für Politikwissenschaft an der Chung Ang-Universität der Jaung Hoon sprach sich gegenüber Korean Herald hingegen optimistisch zur die Wahlbeteiligung der jungen südkoreanischen Bevölkerung aus: „Die wachsende Negativität führt nicht immer zu Desinteresse an Politik.“
PPP und Demokratische Partei kämpfen um Stimmen der jungen südkoreanischen Wählerschaft
Und auch die konservative PPP und die oppositionelle Demokratische Partei scheinen das Potenzial der jungen Wählerschaft doch noch entdeckt zu haben. Wie Korea Herald berichtete, versprach Han Dong-hoon, Interimsvorsitzender der PPP kürzlich, eine Regierungsbehörde einzurichten, die sich um die Bedürfnisse von Koreanern in ihren Zwanzigern und Dreißigern kümmert. Auch die Demokratische Partei versuchte mit den Versprechen zu punkten, ein Programm zu starten, das bezahlbaren Wohnraum für Universitätsstudenten bereitstellen würde. (pav)