Bahn hält monatelang nicht in St. Koloman – Bürger protestieren

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Hinsichtlich der Wörther Gemeindepolitik herrschte in der gut besuchten Bürgerversammlung eine wohlwollende Grundstimmung. Kritische Wortmeldungen gab es hingegen zum aktuellen Vorhaben der Bahn. © Vroni Vogel

Betroffene Pendler fordern Lösungen, während die Gemeinde Wörth einen Brandbrief an das Verkehrsministerium plant.

Eine wohlwollende Grundstimmung herrschte in der Wörther Bürgerversammlung hinsichtlich der Gemeindepolitik. Der große Aufreger am Donnerstagabend in der Schulaula war die Ankündigung der Bahn, von Ende Oktober an über sieben Monate nicht mehr an der S-Bahn-Station St. Koloman zu halten.

Man müsse die Bahn mit Beschwerdepost „bombardieren“, forderte eine Zuhörerin. Es wurde vorgeschlagen, sich seitens der Bürger zusammenzuschließen. Schüler, Pendler und Jugendliche seien stark betroffen. Kritisiert wurde auch, dass der Schienenersatzverkehr nicht funktioniere und man sich auf die Pünktlichkeit der Bahn überhaupt nicht verlassen könne.

Kurzfristige Bahn-Info „macht sprachlos“

Ein Anwohner führte an, dass unbedingt die Geschwindigkeitsbegrenzung ausgeweitet werden müsse, wenn der Schienenersatzverkehr über sieben Monate eingesetzt werde. Sonst sei die Verkehrssituation viel zu gefährlich. Wie berichtet, gibt es keine Bushaltebuchten an der Straße. Ein Zuhörer fragte, ob der Bus nicht auf dem P+R-Parkplatz in St. Koloman halten könne. Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) erwiderte: „Den Ball hat jetzt erst mal die Bahn.“ Diese Problemlösung sei nicht Aufgabe der Gemeinde.

Grundsätzlich will sich die Kommune Hilfe von der großen Politik holen und „ein Brandschreiben“ an das Verkehrsministerium schicken. Man sei zudem in enger Abstimmung mit dem Landratsamt, um gemeinsam tätig zu werden. „Wir werden uns nach Kräften bemühen, eine akzeptable Übergangslösung zu finden.“ Die kurzfristige Mitteilung der Bahn, in St. Koloman über einen langen Zeitraum nicht mehr zu halten, mache Gneißl „für den Moment sprachlos“.

Der ehemalige SPD-Gemeinderat Wolfgang Behn, der sich intensiv mit Bahnthemen beschäftigt, meinte erzürnt: „Mit der Bahn zu reden macht keinen Sinn.“ Man müsse die Heimatabgeordneten anlaufen. „So kann es nicht gehen, wie die mit uns umgehen“, wetterte Behn.

Mit der Frage, wie es mit der ehemaligen Wörther Gastwirtschaft Klösterl weitergehe, schlug ein Bürger den Bogen zur aktuellen Gemeindepolitik: „Wenn das Klösterl abgerissen wird, was kommt da hin?“ Gneißl erwiderte: „Das lassen wir komplett offen.“ Angesichts vieler Großprojekte werde man sich nicht zeitnah mit einer künftigen Nutzung beschäftigen. Die Mehrheit im Gemeinderat habe sich für den Abriss entschieden. Jetzt sei dafür ein Antrag zu stellen. Wahrscheinlich müsse vor dem Abbruch des alten Gebäudes eine Umsiedelungsaktion für die Fledermäuse erfolgen, mutmaßte Gneißl.

Er ging auch auf die Anfrage ein, wie viele Parkplätze rund um die Wörther Schule zur Verfügung stünden, die erweitert und mit Teilneubauten versehen werden soll. Man setze auf eine Doppelnutzung von Schule und Sport mit insgesamt 36 Parkplätzen.

Kompliment vom Vize-Landrat

Michael Waldinger hatte in der Fragerunde eine Anmerkung zur Erdinger Berufsschule, die mit „Anerkennung und Wertschätzung“ zusammenhänge und die er an den stellvertretenden Landrat Franz Hofstetter (CSU) richtete. Als Handwerker finde er es „beschämend“, wie wenig „da gemacht wird“, sagte er mit Blick auf das alte Gebäude. Hofstetter dankte für die Anregung. Er stimmte zu, dass es „nicht die neueste Schule“ sei, verwies aber gleichzeitig auf hohe Investitionen im Bereich der Schreinerei, auf das neue Gastrozentrum und die FOS/BOS. „Die Berufsschule ist auch im Fokus“, versicherte Hofstetter.

In seinem Grußwort machte er hinsichtlich des gemeindlichen Lebens Bürgermeister Gneißl, dem Gemeinderat und der Verwaltung ein „Riesenkompliment“, weil es „hervorragend“ funktioniere. „Wenn man die Zahlen sieht, braucht einem auch nicht bange zu sein“, kommentierte Hofstetter die solide Finanzlage Wörths. Besonders erwähnenswert fand er das Inklusionskarussell in Hörlkofen: „Das schafft Gemeinschaft.“