Traditionsunternehmen aus Süddeutschland meldet Insolvenz an – 150 Mitarbeiter betroffen
Eine neue Insolvenz trifft Mitarbeiter im Süden Deutschlands. Betroffen sind in fünf Gesellschaften rund 150 Mitarbeiter.
Biberach (Baden) - Im noch jungen Jahr 2024 haben die weltwirtschaftlichen Herausforderungen bereits einige Unternehmen aus Baden-Württemberg in die Knie gezwungen. Jüngst meldete der Raumausstatter TTL aus Heidenheim Insolvenz an, bei dem Unternehmen scheint es aber bereits zuvor gekriselt zu haben. Wie die Anwaltskanzlei Berbuer, Speier und Kuhn (BSK) aus Freiburg im Breisgau in einer Pressemitteilung erklärt, hat die traditionsreiche Knäble-Gruppe mit Hauptsitz in Biberach im Kinzigtal beim Amtsgericht Offenburg Insolvenz in Eigenregie angemeldet. Betroffen sind in den fünf Gesellschaften der Gruppe insgesamt rund 150 Mitarbeiter.
Allein im ersten Halbjahr des Jahres 2023 hatten über 900 Unternehmen in Baden-Württemberg Insolvenz angemeldet; nicht alle haben die Maßnahme überstanden. Im Falle des bereits 1922 gegründeten Familienunternehmens Knäble sehen die Vorzeichen trotz Zahlungsunfähigkeit aber gut aus. Die Insolvenzverwalter betonen in der Mitteilung das ausdrückliche Ziel, die familiengeführte Unternehmensgruppe mit ihren Gesellschaften zu sanieren und auf einer gesunden Basis weiterzuführen. Ein anderes Traditionsunternehmen aus Baden-Württemberg hatte nach der Insolvenzverkündung einen regelrechten Boom erlebt.
Traditionsunternehmen ist aufgrund verschiedener Faktoren in die Schieflage geraten
Als Grund für die Schieflage des traditionsreichen Familienunternehmens werden von den Insolvenzverwaltern mehrere verschiedene Faktoren genannt. Zum einen habe das Unternehmen im Jahr 2020 hohe Investitionen in ein neues Asphaltmischwerk tätigen müssen. Diese seien im Verhältnis zur Unternehmensgröße sehr herausfordernd gewesen, aber „alternativlos, um das Traditionsunternehmen überhaupt weiterbetreiben zu können und so die Arbeitsplätze auch in der Zukunft zu sichern.“ Dadurch seien aber zum einen die Rücklagen des Unternehmens aufgebraucht worden und zum anderen erhebliche Schulden entstanden, deren Abbau das Familienunternehmen seitdem Monat für Monat belasten.

Knäble Straßenbau-Gruppe
Die Ursprünge der Knäble-Gruppe gehen auf das Jahr 1922 zurück, das Unternehmen kann demnach auf eine über einhundertjährige Firmengeschichte zurückblicken. Die Gruppe besteht aus den Gesellschaften Georg Knäble & Sohn KG, Knäble Straßenbau GmbH und der Ortenauer Baustoffe & Recycling GmbH, die ihren Sitz allesamt in Biberach haben. Zudem gehören die Huber GmbH aus Gegenbach (Ortenaukreis) und die Walter, Tief- und Straßenbau GmbH aus Offenburg-Zunsweiler zur Gruppe.
Zu den Kunden des traditionsreichen Tief- und Straßenbauunternehmens gehören Städte wie Offenburg, Lahr/Schwarzwald, Schramberg oder Gengenbach und weitere Gemeinden im baden-württembergischen Ortenaukreis.
(Quelle: knaeble-gruppe.de)
Hinzu kam, dass während der Corona-Pandemie viele Konkurrenten und Mitbewerber aus Verzweiflung, wie es in der Mitteilung heißt, den Fortbestand ihrer Betriebe durch ungesund niedrige Preise zu gewährleisten versuchten. Dadurch musste die Knäble-Gruppe eine Vielzahl an Großaufträgen mit niedrigen oder sogar negativen Deckungsbeträgen abarbeiten. Die aktuelle Thematik mit hohen Energie-, Rohstoff- und Personalkosten im Zuge des Ukraine-Krieges trug zusätzlich zur angespannten finanziellen Lage der Unternehmensgruppe aus Baden-Württemberg bei. „Die Unternehmensgruppe ist durch eine äußerst unglückliche Kombination negativer äußerer Umstände unverschuldet in die Krise geraten“, so Sanierungsanwalt Basil Speier.
Knäble-Gruppe tritt Insolvenz mit solider Grundlage an – Gehälter der Mitarbeiter gedeckt
Aufgrund der finanziellen Situation hat die Eigentümerfamilie, die die Unternehmensgruppe bereits in der vierten Generation führt, beschlossen, das Unternehmen mit professioneller Hilfe in Eigenverantwortung zu sanieren. Im Gegensatz zu einer Bäckerei-Kette aus Baden-Württemberg, die aufgrund wiederholter Hygienemängel alle Filialen schließen musste, steht das Tief- und Straßenbauunternehmen aus dem Ortenaukreis auf einer soliden Basis. „Im Kern und vor allem im operativen Bereich ist das Unternehmen grundsolide und sehr leistungsfähig“, führt Basil Speier aus. „Zudem sind die Auftragsbücher gut gefüllt und die Belegschaft zieht mit.“
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Der Mitteilung zufolge sind die Löhne und Gehälter der rund 150 Mitarbeiter vollständig bezahlt und durch das Insolvenzgeld gedeckt. Gehaltseinbußen seien demnach ausgeschlossen, Betriebsschließungen seien nicht geplant. Der Geschäftsbetrieb der Unternehmensgruppe und seiner Gesellschaften läuft während des Sanierungsverfahrens unverändert weiter. „Auf dieser Basis wollen wir in den nächsten Monaten gemeinsam mit der sehr verantwortungsvoll handelnden Eigentümerfamilie eine nachhaltige und belastbare Lösung für die Zukunft schaffen“, sagt Rechtsanwalt Speier. Anfang Februar hatte auch ein Autozulieferer aus Baden-Württemberg Insolvenz angemeldet – trotz voller Auftragsbücher.