Nach 55 Jahren kehrten Abschlussklassen der Kastulus-Realschule Moosburg zu einem Jubiläums-Klassentreffen an den Ort zurück, an dem sie große Teile ihrer Jugend verbracht haben. Dabei kamen viele Erinnerungen positiver und negativer Art wieder hoch.
Moosburg – „Wir haben schon strenge Zeiten erlebt“, erinnerte sich der Moosburger Kultmusiker Günter Janovsky, während er seit Jahren wieder einmal im Schulhof der Kastulus-Realschule stand und die Gebäude betrachtete, in denen er als Jugendlicher einen Teil seines Lebens verbrachte. Nach 55 Jahren kehrten jüngst die Abschlussklassen von 1970 zu ihrer Schule zurück, um im Rahmen eines Jubiläums-Klassentreffens noch einmal kurz die Schulbank zu drücken und nach so mancher Erinnerung zu suchen. In Erinnerung ist den meisten ein äußerst strenger Rektor geblieben, vor dem sie unter anderem im Pausenhof im Spalier antreten mussten. Aber es entstanden auch tiefe Freundschaften – und für die blieben einige sogar freiwillig sitzen.
„Viel verändert hat sich aber nicht“, war an diesem Tag häufig zu hören. Einige Gebäudekomplexe sind zwar dazugekommen, vieles wurde renoviert, aber dennoch erkannten die rund 50 ehemaligen Schülerinnen und Schüler ihre Realschule sofort wieder. „Da gab es noch extra ein Mädchengebäude“, erinnerte sich Otto Kollmannsberger, während Gerhard Selig sofort die berühmte „Eitersuppe“ wieder einfiel, die es häufig bei der Schulspeisung zum Essen gab. Und selbst bei der hatte man eher Angst vor dem Rektor, der so manchen Schüler energisch darauf hinwies, dass die Suppenlöffel in der falschen Hand gehalten wurden.
Aber zwischen den Klassen lief es gut, der Zusammenhalt passte, auch das war oft zu hören. „Es war eine ganz andere Zeit“, betonte der Organisator des besonderen Klassentreffens, Anton Greiner. Mit seiner ehemaligen Klasse setzte sich Greiner in eines ihrer Klassenzimmer. Schulleiter Wolfgang Korn machte den Spaß mit und unterrichte die Erwachsenen, aber nicht in Mathe oder Deutsch, sondern über die Entwicklung der Schule. „Wir waren Revoluzzer mit langen Haaren“, erklärte Janovsky grinsend, weshalb Reibereien zwischen dem Rektor, einigen Lehrern und der Schülerschaft vorprogrammiert waren.
Weil etwa der Rektor glaubte, ein Schüler hätte seine Tochter „abgebusselt“, musste die ganze Schule wohl mehrmals im Pausenhof Spalier stehen, um den Schuldigen zu finden – was nicht gelang, wie sich mehrere erinnerten. „Für mich war das später ein Beispiel, wie man es nicht macht“, erklärte Helmut Attenberger, der später selbst Lehrer und stellvertretender Schulleiter an der Karl-Meichelbeck-Realschule in Freising wurde. Im Treppenhaus fiel ihm ein: „Wir fuhren damals noch mit dem Bockerl zur Schule – und in der Früh und am Nachmittag waren da nur Realschüler drin. Da haben sich sehr viele Freundschaften ergeben“.
Nicht mit dem Bummel-Bockerl, sondern mit einem schicken VW-Käfer kam die Mathelehrerin zur Schule, wie es Reinhold Höchtl erzählte. „Und die hatte auf dem Nummernschild dreimal die Sechs stehen, das weiß ich noch wie heute – und das waren auch meine Noten in Mathe“, so Höchtl lachend. Während er deshalb nicht sitzengeblieben ist, drehten andere ganz bewusst eine Ehrenrunde. „Wir waren eine Blase, lauter Freunde, alle mit langen Haaren“, erzählte Werner Matzanek. Weil einige derart schlechte Noten hatten, dass ein Weiterrücken in die nächste Klasse nicht möglich war, beschlossen die anderen, bei den Schulaufgaben einfach leere Blätter abzugeben, um auch eine Ehrenrunde zu drehen, dafür aber noch ein Jahr zusammenbleiben zu können. „Die Mädels waren eh wichtiger – und die Rolling Stones sowieso. Und so wurden wir zu einer Art Club der Verlierer“, so Matzanek schmunzelnd. Und Franz Wenger ergänzte: „Das war eine schöne Zeit.“