Hohe Strompreise: Bequemlichkeit kostet Verbraucher womöglich zu viel Geld
Die Preise für Strom sind für Haushalte nach wie vor deutlich höher als vor der Krise. Dennoch bleiben nach Darstellung eines Vergleichsportals viele Verbraucher in zu teuren Verträgen.
Noch immer bezieht ein knappes Viertel der Haushalte in Deutschland Strom über den Grundversorgungstarif des örtlichen Versorgers – „die mit Abstand teuerste Tarifgruppe“, wie das Vergleichsportal Verivox in einer Mitteilung (Stand: 21. Mai) schreibt. Weil sich diese rund 10 Millionen Haushalte weder um einen Stromanbieterwechsel noch um einen günstigeren Tarif beim bisherigen Versorger kümmern würden, würden sie „hochgerechnet auf dieses Jahr knapp 5,5 Milliarden Euro zu viel“ bezahlen.

Was ist der Vorteil des Grundversorgungstarifs?
Den Grundversorgungstarif des örtlichen Stromversorgers erhalten alle Haushalte, die sich beim Hausbau oder beim Neueinzug nicht um ein günstigeres Angebot kümmern. Der Vorteil des Grundversorgungstarifs: Er stehe allen Kunden zur Verfügung und könne jederzeit gekündigt werden. Der große Nachteil sei, dass er sehr teuer sei, so das Vergleichsportal. Eine Kilowattstunde (kWh) Strom im Grundversorgungstarif kostet demzufolge derzeit im bundesdeutschen Durchschnitt 44,36 Cent. „Im günstigsten verfügbaren Tarif mit Preisgarantie liegt der Preis im Bundesschnitt aktuell bei 24,7 Cent/kWh. Die Haushalte im Grundversorgungstarif könnten somit ihren Strom rund 44 Prozent günstiger beziehen“, heißt es weiter in der Mitteilung von Verivox.
Vergleichsportal: Strom-Grundversorgung „immer noch beliebt – aber sehr teuer“
2022 seien rund 27,9 Milliarden Kilowattstunden Strom an Haushalte in der Grundversorgung geliefert worden, berichtet Verivox unter Verweis auf den aktuellen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur. Auf Basis dieser Verbrauchsmenge zahlen die Kunden der Grundversorgung im Jahr 2024 den Angaben zufolge rund 12,4 Milliarden Euro für Strom. Im günstigsten Tarif würden dagegen nur 6,9 Milliarden Euro an Stromkosten anfallen, was einer Ersparnis von rund 5,5 Milliarden Euro entspreche. „Seit mehr als 25 Jahren können Haushalte in Deutschland ihren Stromanbieter frei wählen. Dass dennoch fast ein Viertel der Stromkundinnen und -kunden freiwillig im teuersten Tarif verharrt, ist erstaunlich“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4.000 kWh spare durch den Wechsel aus dem Grundversorgungstarif zum günstigsten Angebot mit Preisgarantie „im Bundesdurchschnitt aktuell 786 Euro im Jahr“ ein, so das Vergleichsportal.
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Augen auf beim Anbieterwechsel
Strompreise können jedoch zum Beispiel regional stark variieren, oder auch je nach der Verbrauchsmenge. Nicht immer ist ein Wechsel von Vorteil – die Verbraucherzentrale hat ein paar grundsätzliche Tipps, worauf man achten sollte: Vor einem Wechsel sollten Verbraucher zunächst den bestehenden Tarif und die Konditionen prüfen. Das funktioniert am einfachsten mithilfe der Vertragsunterlagen oder anhand der letzten Rechnung. Die Verbraucherzentrale empfiehlt wechselwilligen Kunden zudem, nicht nur unterschiedliche Anbieter, sondern auch deren verschiedene Tarife zu vergleichen.
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Worauf sollte man bei der Vertragslaufzeit achten?
Ein wichtiger Aspekt ist zudem die Laufzeit. Hier muss man im Einzelfall abwägen. „Wenn Sie ein akzeptables Tarifangebot erhalten, wählen Sie eine Vertragslaufzeit von etwa einem Jahr in Verbindung mit einer Preisgarantie“, hieß es in einer Mitteilung der Verbraucherzentrale Bayern (Stand: 11. März). Beachten sollte man, wie die Verbraucherzentrale zu bedenken gibt: „Mit kurzen Vertragslaufzeiten bleiben Sie flexibel, allerdings können sie mitunter zu früheren ordentlichen Kündigungen durch den neuen Anbieter und neuen Vertragsangeboten mit schlechteren Preiskonditionen führen. Bei Verschlechterung der Konditionen haben Sie ein Sonderkündigungsrecht.“
Ob eine Preisgarantie sinnvoll sei, lasse sich „nicht pauschal sagen“, erklärte die Verbraucherzentrale Bayern zugleich ganz allgemein. „Das hängt immer davon ab, wie die Preise aktuell sind und wie sie sich voraussichtlich entwickeln. Und zusätzlich davon, welche Preiskomponenten die Preisgarantie abdeckt.“ Verbraucher sollten sich zu den Details im Einzelfall ausführlich informieren und Tarife und Angebote gut miteinander vergleichen.
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