„Milton“, „Helene“, „Kirk“ - Was hinter dem weltweiten Sturm-Wahnsinn steckt - und was Deutschland droht

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Uncredited/National Oceanic and Atmospheric Administration/AP/dpa Es wird erwartet, dass «Milton» große Zerstörung anrichtet.
Donnerstag, 10.10.2024, 13:07

Hurrikan "Milton" wütet über Florida hinweg, nur zwei Wochen nach dem Tropensturm "Helene". Derweil tobt der Ex-Hurrikan "Kirk" über den Südwesten Deutschlands. Was das Sturm-Wetter mit dem Klimawandel zu tun hat – und ob Deutschland künftig solche Hurrikane drohen.

Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 Kilometern pro Stunde wütet der Hurrikan „Milton“ über dem US-Bundesstaat Florida. Mehr als ein Dutzend Tornados wurden in Florida gesichtet, erklärte der Gouverneur Ron DeSantis. Millionen Menschen haben keinen Strom. Erste Todesopfer werden bereits gemeldet.

Erst vor wenigen Wochen waren weite Teile Floridas von Hurrikan "Helene" heimgesucht worden. Inzwischen rast der Ex-Hurrikan "Kirk" über Europa hinweg. Für Florida sind Wirbelstürme keine Seltenheit, doch das Ausmaß der Hurrikans beunruhigt die Forscher. Ist der Klimawandel schuld?

Eine Schnellanalyse der Wissenschaftler-Initiative World Weather Attribution bestätigt den Verdacht: Der Klimawandel hat die Regenfälle und Windgeschwindigkeiten von „Helene“ schlimmer gemacht. Ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel wäre der Wind um etwa elf Prozent schwächer und der Regen um etwa zehn Prozent geringer ausgefallen. Die Autoren schätzen, dass die Untersuchungen des Hurrikans "Milton" ähnlich aussehen werden.

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Was hat der Klimawandel mit den Hurrikans zu tun?

Bereits Anfang des Jahres warnten Forscher, dass sich in dieser Hurrikansaison in den USA extrem viele und schwere Hurrikane bilden könnten. Ende Juni wütete „Beryl“ der Kategorie 5 in der Karibik. Vor wenigen Wochen dann „Helene“. Kategorie 4, 200 Tote. Innerhalb weniger Tage folgten „Isaac“, „Kirk“, „Leslie“ und nun „Milton“. 

Dass die Hurrikans derzeit so extrem sind, hat verschiedene Gründe:

  • La Nina: Momentan endet das Wetterphänomen El Nino, welches Hurrikans eher unterdruckt hat. Ende des Jahres erwarten Forscher das Schwester-Wetterphänomen La Nina, welche typischerweise Hurrikans verstärkt.
  • Meeres-Erwärmung: Auch die durch den Klimawandel erwärmten Meere spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Tropenstürmen. Experten gehen davon aus, dass die zunehmende Erderwärmung ihre Intensität erhöht, weil wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann. „Tropische Stürme oder Wirbelstürme beziehen ihre Energie aus dem warmen Meerwasser", erklärt der Meteorologe Jan Schenk von The Weather Channel (TWC). "Je höher die Temperatur, desto mehr Energie können tropische Wirbelstürme aufnehmen. Sie werden also stärker, wenn sich die Meere erwärmen.“

Kommen solche Hurrikans wegen des Klimawandels nun öfter vor?

Hurrikans werden durch viele verschiedene meteorologische Faktoren verursacht. Der Klimawandel wirkt sich jedoch auf die Intensität aus. Zudem haben Forschende der „World Weather Attribution“-Initiative mittels Attributionsforschung herausgefunden, dass Hurrikans wie Helene durch den Klimawandel auch häufiger werden. 

Zur Erklärung

Für eine Attributionsstudie werden meteorologische Daten der vergangenen Jahrzehnte und Klimasimulationen statistisch ausgewertet. Dabei wird verglichen, wie sich ähnliche Ereignisse zwischen dem vorindustriellen und dem heutigen Klima verändert haben.

Solche starken Wirbelstürme sind in Florida heute etwa zweieinhalb Mal so wahrscheinlich wie in vorindustriellen Zeiten, heißt es in der Schnellanalyse. "Unsere Studie zeigt einmal mehr, dass die Hurrikane immer heftiger werden, wenn die Menschen weiterhin fossile Brennstoffe verbrennen und damit den Planeten aufheizen“, sagt Koautorin Friederike Otto vom Imperial College London. Früher seien solche Hurrikans nur alle 130 Jahre aufgetreten, heute etwa alle 53 Jahre. Deshalb sei nicht nur der Klimaschutz extrem wichtig, sondern auch eine bessere Vorbereitung der betroffenen Regionen, so die Forscherinnen und Forscher. 

Dennoch ist sich die Wissenschaft nicht einig, ob Hurrikane und Sturmwetter durch den Klimawandel unbedingt häufiger werden. „Infolge der Erwärmung gibt es nicht unbedingt häufiger tropische Wirbelstürme. Aber die Hurrikane werden tendenziell immer stärker und zerstörerischer“, erklärt der Klimaforscher Stefan Rahmstorf gegenüber dem „Spiegel“. „Der Klimawandel erschafft "Stürme auf Steroiden", zitiert Rahmstorf einen US-Kollegen. 

Drohen solche Hurrikane in Zukunft auch Deutschland?

Nein. Solche Hurrikans, wie sie derzeit Florida verwüsten, werden auch künftig nicht in Deutschland toben. „Ein Wirbelsturm ist symmetrisch aufgebaut und Scherwinde wirken wie Gift. Deshalb zerlegen sich die Hurrikane bei Landfall“, erklärt Meteorologe Schenk. „Die Bodenreibung bewirkt eine Winddrehung und damit Scherwinde. Der symmetrische Wirbel zerfällt. Daher sind Hurrikane in Deutschland nicht möglich, die Corioliskraft lässt keine Bildung von tropischen Wirbelstürmen zu.“ 

Dennoch verändere sich durch den Klimawandel der Ort, wo Hurrikans entstehen können. Wie der der Atmosphärenforscher Karsten Haustein von der Universität Leipzig gegenüber „Zeit Online“ erklärt, verschiebe sich die Grenze des Meerwassers nach Norden, welches bis zu 27 Grad erreicht. "Das heißt, so ein Hurrikan kann in Zukunft immer näher an uns heranziehen“, so Haustein. 

Diese Ex-Hurrikans würden dann das Wetter in Europa deutlich beeinflussen, erklärte der ZDF-Meteorologe Özden Terli bereits vor einigen Monaten gegenüber FOCUS online EarthÖzden Terli bereits vor Monaten gegenüber FOCUS online Earth.. „Die Hurrikane verlieren zwar ihre Stärke, bevor sie Europa erreichen und sind daher nicht in der Lage, bei uns als solche zu landen. Dennoch speisen sie die vorhandenen Tiefs und können dadurch unser Wetter beeinflussen. Das ist eigentlich ein normaler Vorgang, aber wenn es wärmer ist, sind die Stürme stärker. Der gesamte Vorgang ist super aufgeladen.“