Demenz: Drei Faktoren, warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken

  • Durchblutungsstörungen im Gehirn: Bei rund 80 Prozent der Alzheimer-Patienten kommt es unter anderem durch den Abbau von Perizyten zu Durchblutungsstörungen im Gehirn. Perizyten sind Zellen, die normalerweise den Blutfluss im Gehirn regulieren. Werden sie allerdings weniger, führt dies zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Infolgedessen lassen die kognitiven Fähigkeiten nach. Da die Gene zur Steuerung der Perizyten auf den männlichen und weiblichen Geschlechtschromosomen liegen, führt dies zu einer unterschiedlichen Regulation bei Männern und Frauen. So leiden Frauen nach der Menopause wohl häufiger unter Durchblutungsstörungen. Damit haben sie auch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.
  • Störung der Informationsweiterleitung im Gehirn: Auch die Informationsübertragung im Gehirn wird offenbar vom Geschlecht bestimmt. Normalerweise sorgen die sogenannten Oligodendrozyten dafür, dass Nervenzellen geschützt sind und es zu einem raschen Informationsaustausch kommt. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass diese Oligodendrozyten bei Frauen, die an Alzheimer erkrankt sind, weniger aktiviert werden als bei Männern. Der Schutz der Nervenzellen und die Informationsweiterleitung sind damit bei Frauen beeinträchtigt. Die Gene, welche diese Prozesse vermutlich steuern, liegen in den jeweiligen Fortpflanzungsorganen.
  • Geschwächte Immunabwehr: Die Abwehr des Immunsystems scheint ebenfalls bei Frauen und Männern unterschiedlich zu sein und sich auf die Entstehung einer Alzheimer-Erkrankung auszuwirken. Bei der Immunabwehr des Gehirns spielen beispielsweise Mikrogliazellen eine wichtige Rolle. Ist das Gehirn gesund, wirken diese entzündungshemmend und sorgen für die Beseitigung und Entsorgung schädlicher Stoffe. Leidet eine Person an Alzheimer, schaffen es die Mikrogliazellen zunächst noch, die für eine Demenz typischen Proteinablagerungen im Gehirn abzubauen. Im weiteren Krankheitsverlauf können sie diesen Schutz allerdings nicht mehr gewährleisten. Stattdessen führen sie zu chronischen Entzündungen. Dadurch wird der Abbau von Nervenzellen zusätzlich begünstigt. Viele Gene, die mit der Immunreaktion zu tun haben, liegen auf dem X-Chromosom. So beeinflusst das Geschlecht die Immun- und Entzündungsreaktionen im Körper. Bei Frauen scheinen folglich sowohl die Immunabwehr als auch die Regulation von Entzündungsprozessen schlechter zu funktionieren als bei Männern.