Krieg im Nahen Osten - Hamas-Sprecher: Wenn Forderungen nicht erfüllt werden, droht Geiseln der Tod
Dem Bericht zufolge habe sich Sinwar zunächst in Gaza-Stadt aufgehalten und dann in einem Fahrzeug einem humanitären Konvoi angeschlossen. Dieses brachte ihn in den Süden des Gazastreifens in die Stadt Chan Junis, eine Hochburg der Hamas, die Israel seit wenigen Tagen mit Bodentruppen angreift.
Israelische Behörden gehen davon aus, dass sich Sinwar noch immer in Chan Junis in einem der zahlreichen Tunnelsysteme aufhält, die die Hamas in den vergangenen Jahren unter der Stadt errichtete. Wo genau er ist, ist aber derzeit mehr als unklar.
Israels Armee setzt Bombardement im Gazastreifen fort
Sonntag, 10. Dezember, 09.16 Uhr: Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Am Samstag seien mehr als 250 Ziele am Boden, aus der Luft und vom Meer aus angegriffen worden, teilte die Armee am Sonntagmorgen mit. In den Stunden zuvor hätten die Truppen Waffenlager zerstört, gezielte Vorstöße auf Militäranlagen vorgenommen, unterirdische Tunnel zerstört sowie Angriffspläne von Terrorzellen zunichte gemacht. Kampfflugzeuge hätten zudem in der Nacht im Verbund mit Bodentruppen eine neben einer Moschee im Süden des Gazastreifens gelegene militärische Kommunikationsanlage der islamistischen Hamas getroffen.
In der südlichen Stadt Chan Junis, die als Hamas-Hochburg gilt und in der Israels Armee seit Tagen kämpft, seien am Vortag Tunnelschächte mit Präzisionswaffen attackiert worden, teilte das israelische Militär weiter mit. Eine „Terrorzelle“, die nachrückende israelische Truppen in dem Gebiet angreifen wollte, sei mit Hilfe einer Drohne ausgemacht und daraufhin ausgeschaltet worden, hieß es.
Familie von israelischer Geisel bestätigt deren Tod nach misslungener Befreiung
16.48 Uhr: Die Familie einer in den Gazastreifen verschleppten israelischen Geisel hat deren Tod bei einem misslungen Armee-Einsatz zu ihrer Befreiung bestätigt. „Mit großer Trauer und gebrochenem Herzen geben wir bekannt, dass Sahar Baruch ermordet wurde“, teilten das Forum der Familien der Geiseln und der Kibbuz Beeri am Samstag in einer gemeinsamen Erklärung mit. Ein Bruder des 25-Jährigen wurde demnach bereits bei dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober getötet.
Der wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernte Kibbuz war Schauplatz eines der schlimmsten Massaker, die Kämpfer der Hamas und ihrer Verbündeten bei ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober verübten. Allein in Beeri wurden 80 der 1110 Einwohner getötet, viele andere wurden in den Gazastreifen verschleppt, darunter auch Sahar Baruch.
Die israelische Armee hatte am Freitag einen gescheiterten Einsatz zur Befreiung von Geiseln eingeräumt. Dabei seien zwei Soldaten schwer verletzt und „zahlreiche Terroristen getötet“ worden, doch sei keine Geisel befreit worden. Zu deren Schicksal äußerte sich die Armee nicht.
Hamburger Gericht hebt Verbot von spontanen Pro-Hamas-Kundgebungen auf
15.51 Uhr: Das Hamburgische Verwaltungsgericht hat das Verbot von spontanen Kundgebungen zur Unterstützung der Hamas oder deren Angriffen auf Israel aufgehoben. Die Polizei als Versammlungsbehörde akzeptiere die Entscheidung des Gerichts und werde die Allgemeinverfügung mit sofortiger Wirkung nicht weiter zur Anwendung bringen, teilte ein Polizeisprecher am Freitag mit.
Israels Armee setzt Bombardement im Gazastreifen fort
Freitag, 08. Dezember, 08.53 Uhr: Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Im Laufe des vergangenen Tages seien etwa 450 Ziele am Boden, aus der Luft und vom Meer aus angegriffen worden, teilte die Armee am Freitagmorgen mit. Die Truppen seien weiter dabei, Tunnelschächte, Waffen und weitere Infrastruktur von Terroristen auszumachen und zu zerstören. In der Nacht seien zudem vom Meer aus Marine- und Geheimdienstkapazitäten der islamistischen Hamas mit Präzisionsmunition getroffen worden.
In der im Süden gelegenen Stadt Chan Junis, die als eine Hochburg der Hamas unter ihrem Chef Jihia al-Sinwar gilt, seien dessen Terroristen aus der Luft mit Präzisionsschlägen beschossen worden, hieß es. Die gezielten Schläge der Luftwaffe hätten zwei Stunden lang angedauert.
Es sei nur „eine Frage der Zeit“, bis man Sinwar finde, hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwochabend nach der Umstellung von Sinwars Haus durch die Armee erklärt. Experten vermuten, dass sich Sinwar und seine Führungsriege in einem weit verzweigten Tunnelnetz unter Gaza verschanzt haben. Auch zahlreiche der noch 138 festgehaltenen Geiseln werden dort vermutet.
Sinwar gilt gemeinsam mit Mohammed Deif, Kommandeur des bewaffneten Arms der Terrororganisation Hamas, als Planer des beispiellosen Massakers in Israel vom 7. Oktober, in dessen Folge rund 1200 Israelis getötet und rund 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt wurden. Israels Armee soll jetzt beide Männer aufspüren.
Knapp 70 Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen angekommen
21.24 Uhr: Neue Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung sind nach Angaben von Helfern am Donnerstag im Gazastreifen eingetroffen. 69 Lastwagen mit Hilfsgütern seien über den Grenzübergang Rafah in das abgeriegelte Küstengebiet gefahren, teilte der Palästinensische Rote Halbmond auf X mit. Die Laster seien mit lebenswichtigen Vorräten beladen gewesen.
Vor dem Krieg fuhren rund 500 Lastwagen mit humanitären Gütern pro Tag in das Gebiet. Seit die islamistische Hamas 2007 gewaltsam die Kontrolle über den Gazastreifen an sich gerissen hat, hat Israel eine Blockade des Küstengebiets verschärft, die Ägypten mitträgt. Nach dem Massaker von Hamas-Terroristen in Israel am 7. Oktober wurde das Gebiet komplett abgeriegelt.
Aufgebrachte Zivilisten im Gazastreifen hatten am Mittwoch UN-Hilfslieferungen geplündert. Sie warfen dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA vor, notleidenden Einwohnern nicht ausreichend zu helfen. Das Hilfswerk sprach von einem „besorgniserregenden Zeichen, dass die zivile Ordnung zusammenbricht“. Viele Menschen seien verzweifelt. Vorwürfe, dass UNRWA Hilfsgüter horte, seien „falsch, unredlich und nicht hilfreich“.
Augenzeugen hatten zuvor bereits berichtet, Mitglieder der islamistischen Hamas hätten Hilfslieferungen von Lastwagen gestohlen und in ihren Autos mitgenommen, teilweise mit Waffengewalt.
Die UN beklagen, dass wegen der intensiven Kämpfe weniger Hilfe in den Süden des Gazastreifens gelange.
Nach Angaben des UNRWA gibt es mittlerweile fast 1,9 Millionen Binnenvertriebene in dem Küstenstreifen - bei mehr als 2,2 Millionen Bewohnern insgesamt. Die Organisation warnt, sie komme angesichts der dramatischen Lage nicht mehr mit der Versorgung der Einwohner hinterher.
„Frage der Zeit, bis wir ihn finden“: Israelische Armee umstellt Haus des Hamas-Chefs
07.56 Uhr: Nach Darstellung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hat Israels Armee das Haus des Chefs der islamistischen Hamas im Gazastreifen umstellt. Jihia al-Sinwar könne fliehen, sagte Netanjahu am Mittwochabend nach Angaben seines Büros, „aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn finden“. Sinwars Haus befindet sich Berichten zufolge in Chan Junis. Israels Armee hat ihre Angriffe im Gazastreifen kürzlich auch auf die größte Stadt im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens, ausgeweitet. Sie gilt als eine Hochburg der Hamas.
Experten vermuten, dass sich die Führung sowie auch Tausende Mitglieder der Hamas in dem weit verzweigten Tunnelnetz unterhalb des Gazastreifens verschanzt haben könnten. Sinwar sei nicht über der Erde, sondern im Untergrund, sagte auch Israels Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwochabend. Nähere Angaben dazu wollte er nicht machen. Es sei die Aufgabe des Militärs, Sinwar zu töten.
Sinwar war 1988 wegen Mordes an vier mutmaßlichen Kollaborateuren und zwei israelischen Soldaten von Israel verurteilt worden. Er verbrachte mehr als zwei Jahrzehnte in israelischer Haft. 2011 kam Sinwar als einer von mehr als 1000 palästinensischen Häftlingen im Gegenzug für den in den Gazastreifen entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit frei. 2017 wurde er dann Hamas-Chef im Gazastreifen.
Seit dem Massaker der Hamas und anderer Gruppierungen im israelischen Grenzgebiet, bei dem am 7. Oktober rund 1200 Menschen getötet wurden, steht Sinwar ganz oben auf Israels Abschussliste.
Israel erlaubt Einfuhr von mehr Treibstoff in den Gazastreifen
Donnerstag, 07. Dezember, 00.05 Uhr: Israel erlaubt die Einfuhr von mehr Treibstoff in den Süden des Gazastreifens. Das Sicherheitskabinett habe am Mittwochabend einer entsprechenden Empfehlung des Kriegskabinetts zugestimmt, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Eine Erhöhung der erlaubten Mindestmenge sei erforderlich, „um einen humanitären Zusammenbruch und den Ausbruch von Epidemien zu verhindern“, hieß es weiter. Unklar war zunächst, um wie viel die Treibstoffmenge, die täglich in den Gazastreifen gebracht werden darf, konkret erhöht werden soll.
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