Trump droht im Ukraine-Krieg die Demütigung – „Lässt sich von Putin vorführen“
Ein Ende des Ukraine-Kriegs ist nicht in Sicht. Trump fällt den Europäern erneut in den Rücken. Die Abkehr wäre ein „katastrophaler Fehler“, glaubt US-General a. D. Hodges.
Kiew/Washington D.C. – US-Präsident Donald Trump konnte sein ursprüngliches Versprechen, den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden nach Amtsantritt zu beenden, erwartungsgemäß nicht einlösen. Obwohl Trump später einräumte, dass dies eine Übertreibung gewesen sei, bleibt unklar, ob er als selbsternannter Friedensstifter sein Versprechen überhaupt halten kann. Ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar. „Trump hat keine Chance, langfristig gesehen jedenfalls nicht“, glaubt der Militärökonom Marcus Keupp.
Experte: Putin will kein Ende des Ukraine-Kriegs – „Trump lässt sich von Putin vorführen“
Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 analysiert Keupp die Entwicklungen im Krieg. Gegenüber t-online erklärte er: „Russland wird jede Kampfpause dazu nutzen, sich zu konsolidieren und wieder aufzurüsten.“ Moskau werde dann „erneut angreifen und versuchen, das gesamte Land zu unterwerfen“. Seinen hybriden Krieg werde Russland in jedem Fall fortsetzen.
Nach einem Telefonat mit Russlands Präsident Wladimir Putin scheint Trump seine Bemühungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs eingestellt zu haben. In einem anschließenden Gespräch mit europäischen Staats- und Regierungschefs soll Trump geäußert haben, Russland und die Ukraine sollten den Konflikt eigenständig lösen. Das Gespräch mit Putin am Montag (19. Mai) brachte keine greifbaren Ergebnisse, obwohl Trump danach sofortige Verhandlungen im Vatikan über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine in Aussicht stellte. Keupp kommentierte: „Trump lässt sich von Putin vorführen.“
Nach Putin-Telefonat: Trump wendet sich erneut von Europäern ab
Der US-Präsident wurde erneut kritisiert, weil er bei seinen Friedensbemühungen nicht ausreichend Druck auf Moskau ausübe. Berichten zufolge will Trump sich EU-Sanktionen nicht anschließen und stellte stattdessen engere Handelsbeziehungen mit Russland nach Kriegsende in Aussicht. Damit wendet Trump sich nach einem kurzen Moment der scheinbaren transatlantischen Einigkeit erneut von den Europäern ab.
Donald Trumps Kehrtwende im Ukraine-Konflikt könnte auch für die USA negative Konsequenzen haben, glaubt US-General a. D. Ben Hodges. In der Bild-Zeitung äußerte der frühere oberste Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa, dass ein Ende der US-Unterstützung für die Ukraine „eine Demütigung für die Vereinigten Staaten und diese Regierung“ wäre. Trump drohe der Verlust seiner Glaubwürdigkeit: „Nach all dem lautstarken Gerede, man könne das Problem in 24 Stunden lösen, wird die Glaubwürdigkeit dieses Präsidenten und dieser Regierung durch dieses Versagen meiner Meinung nach schwer beschädigt sein.“
Ukraine-Krieg: Trumps Abkehr von Europa wäre ein „katastrophaler Fehler“
Hodges betonte, dass die US-Unterstützung „nicht aus Wohltätigkeit“ erfolge. „Es geht um den Schutz amerikanischer strategischer Interessen. Unsere Wirtschaft, unser Wohlstand ist direkt mit dem Wohlstand Europas verbunden.“ Sollte Trump die Unterstützung einstellen, „zeugt das für mich von einem sehr oberflächlichen Verständnis und einer sehr oberflächlichen Sorge um die tatsächlichen Interessen Amerikas“. Eine Abkehr von Europa wäre ein „katastrophaler Fehler“.
Hodges ist zudem der Ansicht, dass die Europäer im Ernstfall die Unterstützung der Ukraine auch ohne die USA leisten könnten: „Wenn man die Volkswirtschaften aller europäischen EU-Länder plus Großbritannien und Kanada zusammenzählt, stellt das alles in den Schatten, was Russland an Industrie und Wirtschaft hat. Es geht also um den politischen Willen und das Selbstvertrauen, um die Ukraine zu unterstützen.“
Ende des Ukraine-Kriegs: Putin geht nicht auf Waffenruhe ein und hält an Maximalforderungen fest
Putins Weigerung, auf Forderungen nach einer Waffenruhe einzugehen, und sein Festhalten an Maximalforderungen für ein Kriegsende werden als Zeichen gewertet, dass er den Krieg nicht beenden will. In der Ukraine dauern die Kämpfe an, und es gibt Befürchtungen, dass Putin bereits eine neue Offensive vorbereiten könnte. „Russland hat seine Kriegsziele nie geändert. Es geht nach wie vor um die Zerstörung der Ukraine und die Idee der Ukraine als Staat“, so der frühere US-General. (pav)