„Eltern machen Unterschiede“ bei ihren Kindern: Das kann lebenslange Folgen haben

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Wenige Eltern geben es zu – trotzdem behandeln sie ihre Kinder unterschiedlich. Das zeigt eine Studie. Dabei spielen das Geschlecht und der Charakter des Kindes eine Rolle.

Ein Pärchen steht aufgeregt nebeneinander. Er hält einen Luftballon. Sie piekst mit einer Nadel und zittriger Hand mitten hinein. Rosa Konfetti wirbelt durch die Luft. So oder so ähnlich erfahren Freunde, Familie und Instagram-Follower bei Gender-Reveal-Partys, dass das Pärchen ein Mädchen erwartet.

Dass sie sich ein Mädchen gewünscht haben, erzählen inzwischen viele Eltern offen. Was sie wohl seltener zugeben würden: Dass sie eines ihrer Kinder favorisieren. Ein US-kanadisches Forscherduo hat in einer Studie allerdings genau das herausgefunden. Sie werteten 30 Untersuchungen sowie 14 Datenbanken zu dem Thema aus.

Mütter und Väter bevorzugen ihre Töchter – das kann sich auf ihr Leben auswirken

Wie sie mit ihren Kindern umgehen, wie oft sie loben oder schimpfen, wie viel Geld sie für sie aufgeben – Eltern können ihre Kinder auf vielfältige Weise bevorzugen. Die Forschenden schauten sich unter anderem den Einfluss der Geschwisterfolge, des Geschlechts und der Charakterzüge an.

Sie fanden heraus, dass sowohl Mütter als auch Väter eher die Töchter bevorzugen. Zudem würden gewissenhafte, also verantwortungsbewusste und sorgfältige Kinder eher favorisiert. Die Effekte sind in beiden Fällen nur leicht. Die Forscher hoffen trotzdem, dass sich Eltern dessen durch die Ergebnisse der Studie mehr bewusst werden.

Denn, seit Jahrzehnten wüssten Forschende, dass eine unterschiedliche Behandlung durch die Eltern dauerhafte Folgen für die Kinder haben könne, sagt Hauptautor der Studie, Alexander Jensen. Studien zeigen, dass Menschen, die in der Kindheit von ihren Eltern bevorzugt wurden, tendenziell psychisch stabiler sind. Sie sind auch erfolgreicher im Job und haben eher längere Beziehungen.

Trauriger Junge.
Geschwister, die weniger bevorzugt behandelt würden, hätten in der Regel eine schlechtere psychische Gesundheit, sagt ein Psychologe. © Design Pics/Imago

Eltern fördern benachteiligte Kinder möglicherweise mehr – das kann problematisch sein

„Eltern machen Unterschiede oft auch unbewusst“, sagt der Soziologe Martin Diewald von der Universität Bielefeld der Deutschen Presse-Agentur. Er war nicht an der Studie beteiligt, aber lobt sie. Eltern würden einen vertrauteren Umgang eher mit umgänglichen Kindern entwickeln, das mache vieles leichter. Das müsse aber nicht heißen, dass Eltern den übrigen Nachwuchs weniger liebten.

Sie könnten ein weniger talentiertes und dadurch vermeintlich benachteiligtes Kind besonders fördern, um ihm gleiche Chancen zu ermöglichen. Wenn Eltern es jedoch übertreiben und jedes kleine Hindernis beseitigen, kann das bei ihren Kindern Ängste auslösen, warnt die Psychologin und Pädagogin Jenny Grant Rankin bei BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Beim Erziehungsstil der sogenannten Rasenmäher-Eltern, würden Kinder nicht lernen, mit Niederlagen umzugehen. Als Erwachsene entwickelten sie dann eher Depressionen und Angststörungen.

Warum besonders geschiedene Eltern gefährdet sind, zu „Rasenmäher-Eltern“ zu werden

„Besonders geschiedene Eltern sind sehr gefährdet, zu Rasenmäher-Eltern zu werden, da sie ihrem Kind weitere Traumata ersparen wollen. Zu einem gewissen Grad ist das okay, aber viele Eltern gehen zu weit“, sagt Rankin. Sie machen für ihre Kinder die Hausaufgaben, lassen sie eher mal von der Schule fernbleiben oder versuchen bei der Lehrerin alles, damit das Kind nicht nachsitzen muss, sagt die Psychologin.

Unbewusste Unterschiede machen Eltern auch beim Kuscheln mit ihren Kindern. Der Umgang mit Mädchen und Jungen sei weltweit stark von den gesellschaftlichen Frauen- und Männerbildern geprägt und könne daher unterschiedlich sein, weiß die Psychologin Eva Schandro. „Demnach kann es vorkommen, dass Jungen weniger Zärtlichkeit als Mädchen erfahren“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland. Dadurch könnten Jungs ein niedrigeres Level des Hormons Oxytocin aufweisen. Oxytocin hat vielfältige Auswirkungen: Es kann angstlösend wirken und bewirkt, dass wir uns auf andere Menschen einlassen.

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