Eine seltene Falterart hat unter einer Hochspannungsleitung in Oberbayern einen neuen Lebensraum gefunden.
Der Blauäugige Waldportier, ein brauner Falter mit blauen sogenannten Augenflecken, gilt in Deutschland als stark gefährdet. Unter einer Hochspannungsleitung von „Bayernwerk Netz“ bei Weilheim hat er nun einen neuen Lebensraum gefunden. „Der seltene Edelfalter – auch Blaukernauge genannt – breitet sich auf einer ökologischen Ausgleichsfläche aus“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Bei einer Kartierung im Jahr 2018 wurde der Schmetterling auf dem Trassenabschnitt noch nicht nachgewiesen. Inzwischen gibt es auf dem Areal, dessen genaue Lage in der Mitteilung nicht verraten wird, stabile Bestände von ihm.
Bei Kartierung 100 Exemplare des seltenen Falters gefunden
Das Gelände unter der Hochspannungsleitung ist „ein wertvolles Sumpfbiotop, in dem sich trockene und feuchte Bereiche abwechseln“, so das Bayernwerk. Für eine klassische Bewirtschaftung eigne es sich kaum. Seit 2021 werde es daher im Spätsommer mit einer leichten Sternwalze gemäht und das Mahdgut werde abtransportiert. „So bleibt die Fläche nährstoffarm und offen – ein Vorteil für viele Tier- und Pflanzenarten“, wie in der Mitteilung erläutert wird. Mit der Pflege dieses Bereichs trägt der Netzbetreiber der Pressemitteilung zufolge zum bayernweiten Biotopverbund bei, der ein vielfältiges Netz von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere schaffen soll.
Auf der Roten Liste der Tagfalter in Deutschland gilt der Blauäugige Waldportier als stark gefährdet. Im Alpenvorland kommt er allerdings laut Bayernwerk noch „etwas häufiger“ vor. Bei Tagfalter-Kartierungen im Juli und August zählte der Insektenexperte Markus Bräu aus München auf der Ausgleichsfläche bei Weilheim fast 100 Exemplare des Blauäugigen Waldportiers. „Das ist ein mittelgroßer, stabiler Bestand, der sich hier bei Fortsetzung der derzeitigen Mahdpflege dauerhaft halten kann“, erklärt er.
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Das bei der Kartierung erfasste Artenspektrum kann sich laut Bayernwerk auch ansonsten sehen lassen: Im genannten Bereich wurden 19 Tagfalterarten festgestellt, darunter weitere gefährdete Arten, wie Baldrian-Scheckenfalter und Braunfleckiger Perlmuttfalter. Für Bräu überraschend war der Pressemitteilung zufolge das Auftreten des Hellen Wiesenkopf-Ameisenbläulings, einer streng geschützten, europaweit bedrohten Art.
Bedrohten Arten Zukunft geben
Geplant und über 25 Jahre betreut werden die Pflegemaßnahmen auf der Stromleitungstrasse von der Bayerischen Kulturlandstiftung (BKLS) des Bayerischen Bauernverbands. BKLS-Mitarbeiterin Malou Czibeck stellt fest: „Mit regelmäßiger, schonender Pflege schaffen wir Strukturen, die bedrohten Arten eine Zukunft geben. Projekte wie die Fläche bei Weilheim machen deutlich, dass praktische Landschaftspflege ein Schlüssel zum Erhalt der Artenvielfalt ist.“