48.200 Körperverletzungen: Höchststand in zehn Jahren

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Iris Spranger (SPD, M), Senatorin für Inneres, Digitalisierung und Sport von Berlin, spricht auf der Pressekonferenz zur Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik und der politisch motivierten Kriminalität 2023 in Berlin. © Hannes P Albert/dpa

Zwar geben Polizeistatistiken nur einen Teil der Verbrechen wieder, weil viele Taten nicht angezeigt werden. Aber Tendenzen wie etwa mehr Gewalt kann die Statistik zeigen.

Berlin - Auf die Zunahme von Gewalttaten in Berlin hat Innensenatorin Iris Spranger (SPD) mit Sorge reagiert. Rund 48.200 Körperverletzungen seien im vergangenen Jahr von der Polizei offiziell erfasst worden, sagte Spranger bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2023 am Mittwoch. Das seien 3829 Fälle mehr als im Vorjahr und die höchste Zahl in den vergangenen zehn Jahren. Erkennbar sei eine „Verrohung“.

Auch insgesamt registrierte die Polizei mehr Straftaten, die Zahl stieg um 3,2 Prozent auf 536.697. Allerdings wachse auch die Stadt weiter und in Relation zur Einwohnerzahl sei die in der Statistik erfasste Kriminalität in den vergangenen 20 Jahren deutlich gesunken, sagte Spranger. Das Bundeskriminalamt (BKA) habe für diesen Anstieg von Taten und Tätern mit Blick auf ganz Deutschland drei Gründe genannt, erklärte sie weiter: „erhöhte Mobilität, wirtschaftliche Belastung und ein dynamisches Migrationsgeschehen“.

Mit Blick auf die Gewalttaten sagte Spranger, auffallend sei der hohe Anteil von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden bis 21 Jahre unter den mutmaßlichen Tätern. Dazu ermittelte die Polizei knapp 33.000 Täter (plus 9,7 Prozent). Knapp 20 Prozent davon waren jünger als 21 Jahre, darunter 1963 Kinder und 2636 Jugendliche. 3482 Straftaten seien mit der Drohung oder dem Einsatz von Messern verübt worden, sagte Spranger. Hier sei unter den 4528 Verdächtigen sogar jeder Dritte unter 21 Jahre alt.

Explizit ging Spranger auf den hohen Anteil von Ausländern von 42,9 Prozent (Vorjahr: 40,5 Prozent) der mutmaßlichen Täter bei Gewaltdelikten ein. Der Anteil der in Berlin wohnenden Ausländer beträgt laut Statistik 23,9 Prozent. Für diesen Anstieg und hohen Anteil gebe es Gründe, sagte Spranger: „Gewalt wird nicht durch Herkunft bestimmt, sondern durch besondere Umstände geprägt. Sozialisation, Gewalterfahrungen, Ängste sind nur einige davon, auch ein fremdes Umfeld, eine ungewisse Zukunft, wenig Geld.“ Ein Teil der Körperverletzungen geschehe in Flüchtlingsunterkünften, wo Konflikte über Herkunft oder Religion auf engem Raum entstünden.

Zudem sei die Zahl der Ausländer in Berlin in den vergangenen Jahren weiter deutlich gestiegen und 17 Prozent höher als 2021. Es sei nicht überraschend, dass diese Veränderung auch in der Kriminalstatistik eine Rolle spiele. Spranger sagte, Humanität und Ordnung seien zwei Seiten einer Medaille. „Wir reichen die Hand für diejenigen, die Hilfe suchen. Aber wir zeigen denjenigen die Grenzen auf, die unsere Hilfe ausnutzen und gegen unsere Gesetze verstoßen.“ Daher müsse die Integration und die Prävention gestärkt werden. dpa

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