„Jeder muss es wollen“: Genossenschaftspläne in Marzling nehmen Konturen an
„Marzling kann“ startet durch: Um den Verkauf eines gemeindlichen Grundstücks an einen Investor zu verhindern, setzen vier Räte alle Hebel in Bewegung.
Marzling – Viel Zeit bleibt den Initiatoren für ein Genossenschaftsmodell in Marzling nicht, weil die klamme Gemeinde das Grundstück am 17. März auf den Markt bringen möchte. Die gute Nachricht bei der jüngsten Infoveranstaltung: Bereits zahlreiche Personen wollen in das Projekt einsteigen und investieren. Und einige weitere Interessenten könnten folgen, doch noch gibt es aus Sicht von Bürgerinnen und Bürgern einiges zu klären.
Erste Absichtserklärungen liegen bereits vor
Das Versprechen von Thomas Sellmeir, einem aus dem Räte-Quartett, die Veranstaltung kurz und knapp zu halten, konnte er deshalb nicht einhalten. Selbst nach rund 150 Minuten lagen noch viele Fragen auf dem Tisch. Immerhin: Bis dato haben laut Sellmeir bereits zahlreiche Interessenten eine Absichtserklärung abgegeben. Wie hoch die Gesamtsumme aktuell ist, konnte er aber noch nicht sagen, weil die Absichtserklärungen noch gar nicht geöffnet worden sind. Das soll eine sogenannte neutrale Person vornehmen. Klar ist: Mit der Abgabe der Absichtserklärung ist die Bereitschaft verbunden, mindestens 2500 Euro für den Millionen-Deal zu Verfügung zu stellen.
Diskutiert wurde am Infoabend die Idee des Initiative-Quartetts, zur Finanzierung des Bauvorhabens einige Wohnungen zu verkaufen, die auf dem dann erworbenen Grundstück entstehen würden. Das stieß vor allem bei Genossenschaftsfans auf strikte Ablehnung, weil es schlichtweg der Idee einer Genossenschaft stark widerspreche. „Das ist nur die Notlösung“, versprach Sellmeir.
„Was ihr braucht, ist ein verbindendes Element“
Überzeugen konnte er damit nicht alle, ein Bürger gab zu bedenken: „Damit latscht man halt den Genossen auf die Füße. Das sind ja alles Kämpfer, und der Grundsatz ist ja, dass jeder gleich behandelt wird.“ Andere hingegen fanden die Idee durchaus als Investition charmant, hatten aber wiederum Probleme mit dem Genossenschaftsgedanken.
Inspiration brachte Christoph Aichinger, der mit einer Genossenschaftsgründung den Metzgerwirt in Giggenhausen retten konnte. Sein Tipp: „Jeder muss es wollen. Was ihr braucht, ist ein verbindendes Element.“ Eine Möglichkeit sei etwa die Schaffung eines kulturellen Ortes für Marzling in dem Gebäudekomplex, das auf dem Areal dann entstehen soll – oder eine Fokussierung auf soziale Projekte, zum Beispiel Betreutes Wohnen. Was für Aichinger aber feststeht: „Das meiste Geld kommt von Leuten mit ideellen Werten, die etwas für Marzling erhalten wollen.“ In die gleiche Kerbe schlug abschließend auch Sellmeir selbst: „Wenn es dabei nur um eine finanzielle Motivation geht, wird das ganze kein Erfolg werden. Die Leute müssen es wollen, auch für ihre eigene Zukunft.“