Einer rettet den Männergesangsverein Harmonie Eching - trotz Gegenstimme der eigenen Frau
Wieder drohte einem Traditionsverein die Auflösung. Beim Männergesangsverein Harmonie Eching sprang jedoch der bisherige Vorsitzende in die Bresche – trotz Gegenstimme seiner Frau.
Eching – Duplizität der Lokalereignisse bei Echinger Traditionsvereinen in weniger als einer Woche: Nach der in letzter Minute abgewendeten Vereinsauflösung beim Krieger- und Soldatenverein (wir haben berichtet) drohte dem Männergesangsverein Harmonie Eching e.V. bei seinen turnusmäßigen Neuwahlen nach über 100 Jahren ebenfalls das Aus.
Der bisherige Vorsitzende Gerhard Sonntag wollte nach zehn Amtsjahren aufhören und sich von den Verpflichtungen eines exponierten Ehrenamts in die zweite Reihe zurückziehen. Die jüngste Vergangenheit, geprägt durch Corona, interne Zwistigkeiten und das unter großen Anstrengungen eindrucksvoll begangene Jubiläumsjahr 2023 hatten Spuren beim gesundheitlich angeschlagenen Vereinschef hinterlassen.
Viele Höhepunkteund zwei Trauerfälle
Da die Situation bei einer geplatzten Wahl existenzbedrohend und infolgedessen die Auflösung wahrscheinlich gewesen wäre, sprang Sonntag in die Bresche und kandidiert nochmals. Ein allerletztes Mal, wie er eindringlich betonte. Eine – ernst gemeinte – Gegenstimme gab es auch bei seiner von Applaus begleiteten Wahl, nämlich die seiner Frau. Nicht mehr zur Wiederwahl stand Stellvertreter Harry Huber, doch in Person von Uli Hübner hatte sich ein Nachfolger gefunden. Ihm wurde per Akklamation ebenso das Vertrauen ausgesprochen wie dem wiedergewählten Kassier Claus-Peter Käsemann und Schriftführer Wilhelm Schmid (letzterer in Abwesenheit). Ludwig Ehbauer konnte zum Schluss überredet werden, den Posten des Notenwarts von Lothar Woiczikowski zu übernehmen.
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Der alte und neue Gesangsvereins-Vorsitzende ließ im Anschluss ein ereignisreiches Jubiläumsjahr 2023 Revue passieren – mit vielen musikalischen und gesellschaftlichen Höhepunkten –vom Palmsonntagssingen mit sechs Chören über die 1250-Jahr-Feier der Gemeinde bis zum Festkonzert anlässlich des 100-jährigen Bestehens, wo sich die Harmonie sehen und hören lassen konnte.
„Ich glaube an eine gute Zukunft“
Allerdings galt es erst kürzlich zwei herbe Verluste durch den Tod der beiden Sangesbrüder Franz Wittmann und Gerhard Trat zu verkraften. Wie soll es weitergehen? Der ausgeschiedene Stellvertreter Harry Huber forderte eine unverstellte Sicht nach vorn an: „Wir sind weniger geworden, sehr viel weniger.“ Er machte sich für einen Wandel stark und dafür, auf mehr Einstimmigkeit zu setzen. Er appellierte an die Sänger, sich neuen Ideen nicht zu verschließen, wie projektbezogen zu proben und sich auch auf modernere Chorliteratur einzulassen. Seine Vision eines „kleinen, fleißigen und smarten Chores“ deckt sich mit dem Anspruch des jungen und ambitionierten Chorleiters Aldo Brecke. Huber schloss mit den Worten: „Ich glaube an eine gute Zukunft“. Vieles sei unbequem, „aber machbar“.
Auch Sonntag plädierte angesichts von nur noch einem guten Dutzend aktiver Sänger für eine Ausrichtung des Chores auf ein erweitertes Doppel-Quartett. Zudem appellierte er eindringlich an alle Mitglieder, verstärkt persönlich um weitere Sänger in Nachbarschaft, Freundeskreis oder am Arbeitsplatz zu werben. Seiner Erfahrung nach ist die direkte Ansprache dabei am ehesten von Erfolg gekrönt. So sind, so führt der Vorsitzende vor Augen, seit 2020 sechs neue Chorsänger dazugekommen: „Das ist ermutigend“.
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