„Verstehe Angst vor dem Krieg“: So denken Amerikaner im Landreis über Trump
Was US-Bürger im Landkreis München von Präsident Donald Trump und dessen Politik halten, haben jetzt zwei Amerikaner im Münchner Merkur verraten.
Landkreis - US-Präsident Donald Trump setzt Europa und die Ukraine zunehmend unter Druck: Kürzlich kündigte er an, der Ukraine die Unterstützung zu streichen, nachdem er sich vor laufender Kamera mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gestritten hatte. Europa und Deutschland kritisiert Trump dafür, zu wenig für die eigene Verteidigung zu tun. Zwei US-Amerikaner, die im Landkreis München leben, erzählen, wie sie auf die politische Lage blicken – mit komplett unterschiedlichen Sichtweisen.
Amerikaner sollten nicht für die Verteidigung der Europäer zahlen müssen
Dass Trump Selenskyj zu einem Abkommen drängt, findet Michael Lasher gut. Der 57-Jährige kommt aus Long Island im Bundesstaat New York und ging 1993 der Liebe wegen nach Deutschland, nun lebt er in Unterföhring. Mit seiner Firma „Mike‘s Bike Tours“ bietet er Fahrradtouren durch München an, zudem schreibt er ein Buch über die Politik in den USA. „Warum sollen wir einen Krieg finanzieren, wenn es nichts zu gewinnen gibt?“, sagt Lasher. Trump versuche, das Sterben in der Ukraine zu beenden und eine weitere Eskalation mit Russland zu vermeiden. Außerdem: „Die Amerikaner haben eigene Probleme.“ Sie sollten also nicht für die Verteidigung der Europäer zahlen müssen. Schließlich habe sich Europa nicht an das NATO-Abkommen gehalten, das vorschreibt, wie viel Mitgliedsländer für die Verteidigung ausgeben müssen.
„Abscheulich“, wie Trump mit Selenskyj umgegangen ist
Ganz anders blickt John Angelina (70) auf Trump. Angelina stammt aus Rhode Island und kam 1980 nach München. Er ist Pastor der Freikirche „Gospel Life Center“ in Feldkirchen. Wie Trump mit Selenskyj umgegangen ist, sei „abscheulich“. Dass der US-Präsident die Hilfen für die Ukraine streichen will, nennt er eine „Tragödie“. Andererseits werde den Europäern nun klar, dass sie mehr für die eigene Verteidigung tun müssten. Denn dass Europa und Deutschland die Verpflichtungen gegenüber der NATO nicht erfüllt haben, sieht auch Angelina so. Wichtig sei, dass der Westen die Ukraine unterstütze. „Ich verstehe die Angst vor dem Krieg“, sagt Angelina. Sein Vater sei als Soldat bei der zweiten Welle des D-Day im Zweiten Weltkrieg dabei gewesen, der Krieg habe dessen Leben geprägt. „Aber die Realität ist: Wenn wir nicht Stärke zeigen, werden wir in etwas hineingezogen, das noch schlimmer ist. Abschreckung ist leider notwendig.“

Bestürzung verursachte Trump hierzulande auch mit seiner Ankündigung, den Panama-Kanal und Grönland übernehmen zu wollen. Größenwahn nennt John Angelina diese Aussagen. Michael Lasher hingegen findet: Amerika habe den Panama-Kanal erbaut, nun kontrolliere China den Kanal, was nicht in Ordnung sei. Zudem vermutet Lasher, dass viele Grönländer ohnehin lieber zu Amerika gehören wollen. Dass Trump seine Ambitionen mit militärischer Gewalt durchsetzen wird, glaubt er nicht. „Man darf ihn nicht aufs Wort nehmen.“ Trump drücke Dinge überspitzt aus, um in die Schlagzeilen zu kommen und um Menschen an den Verhandlungstisch zu bringen.
Kritik an Meinungsfreiheit
Kritik aus Amerika gab es auch an der Meinungsfreiheit in Deutschland, da es hierzulande strafbar ist, Beleidigungen im Internet zu äußern. Michael Lasher findet, dass die Meinungsfreiheit in Deutschland während der Corona-Pandemie tatsächlich gefährdet war. Seiner Ansicht nach wäre es vielleicht irgendwann so weit gekommen, dass Menschen wegen impfkritischer Aussagen bestraft worden wären. „Das war nicht in Ordnung.“
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John Angelina hingegen beklagt, dass der US-Präsident Falschinformationen verbreite, das sei „extrem gefährlich“. Er könne nicht verstehen, warum die Demokraten und die Medien nicht mehr gegen Trumps Fake News sagen. Auch Trumps Migrationspolitik kritisiert Angelina, dessen eigene Großeltern einst von Neapel nach Amerika auswanderten. Ein Land solle wissen, wer einreist, aber „die Hetze gegen Migranten finde ich sehr traurig.“
Hoffnung, dass Beziehungen zwischen USA und Deutschland wieder besser werden
Dass Trump so christlich ist, wie er sich gerne gibt, glaubt Angelina „nicht für eine Sekunde“. Trumps Stolz, Machtanspruch und prahlerisches Auftreten passten nicht zu christlichen Werten. Angelina bete mit seiner Gemeinde wegen der politischen Situation zurzeit sehr viel. Michael Lasher blickt entspannt in die Zukunft: Er ist überzeugt, dass die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland wieder besser werden.