Abverkauf startet: Modekette schließt alle deutschen Filialen zum 31. Oktober
Nach einer Welle der Filialschließungen bei einer Modekette folgt nun das endgültige Aus für alle Standorte in Deutschland. Der Räumungsverkauf startet bald.
Bad Reichenhall – Die Mode- und Trachtenkette Dollinger zählte – anders als eine ebenfalls in enormer Schieflage befindliche – vielleicht nicht zu den allerbekanntesten in Deutschland. Aber mit einst 150 Mitarbeitern hatte sie eine durchaus eine stattliche Größe und bot für viele eine wichtige Anlaufstelle, sich einzukleiden. Doch damit ist bald Schluss: Auf die Insolvenz folgt die Schließung aller deutschen Filialen.
Rettungsversuche gescheitert: Modekette Dollinger schließt alle verbliebenen sechs Filialen in Deutschland
Bereits im März hatte Dollinger ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Doch die Hoffnungen, das Unternehmen neu aufzustellen und zu retten, zerschlugen sich. „Trotz intensiver Bemühungen konnte in den vergangenen Monaten kein tragfähiger Sanierungsplan entwickelt werden, der den langfristigen Fortbestand ermöglicht hätte“, heißt es von Geschäftsführerin Kathrin Proft in einer Mitteilung, die unter anderem PNP und Traunsteiner Tagblatt vorliegt.
Räumungsverkauf in Dollinger-Filialen startet im August
Die bittere Konsequenz: Zum 31. Oktober stellt die Modekette Dollinger den Geschäftsbetrieb in Deutschland ein. Lediglich die Filiale in Salzburg bleibt erhalten, sie wird von einem Schwesterunternehmen fortgeführt. Die Lichter werden hingegen an den sechs anderen bayerischen Standorten ausgehen: in Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Reit im Winkl, Ruhpolding, Salzburg sowie in den getrennten Stores für Damen und Herren in Traunstein. Auf den aktuell laufenden Sommer-Schlussverkauf soll im August soll ein Räumungsverkauf mit Rabatten zum Abverkauf der Warenbestände starten, so das Traunsteiner Tagblatt.
Bereits zum Jahreswechsel wurden Filialen geschlossen
Das Unternehmen hatte die Mitarbeiterzahl von einst 150 auf 31 reduziert. Und es waren einst mal deutlich mehr Filialen: Zum Jahreswechsel wurden bereits fünf Filialen geschlossen, etwa die in Inzell. Es gab damals bedauernde Instagram-Kommentare von Stammkunden: „Oh nein, immer in Inzell Urlaub Pflichttermin gewesen“ und „War immer Pflichtprogramm im Winterurlaub in Inzell. Inzell stirbt langsam aber sicher aus. Sehr schade.“
„Unter diesen Bedingungen war ein wirtschaftlicher Betrieb nicht länger möglich“
Und zieht jetzt endgültig die Reißleine. Geschäftsführerin Proft ließ wissen, die Eigentümerfamilie bedauere „die Entwicklung zutiefst“. Sie formuliert auch Gründe dafür: „Die Herausforderungen, mit denen das Unternehmen seit Jahren konfrontiert ist, sind tiefgreifend: Die Kundenfrequenz im stationären Einzelhandel ist seit der Coronapandemie kontinuierlich zurückgegangen. Parallel dazu sind die Kosten erheblich gestiegen – insbesondere für Mieten, Energie und Personal. Die angekündigte weitere Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns hat den wirtschaftlichen Druck zusätzlich verstärkt. Unter diesen Bedingungen war ein wirtschaftlicher Betrieb nicht länger möglich.“
Das Selbstverständnis von Dollinger lässt sich auf der Homepage nachlesen: „Seit über 60 Jahren steht Dollinger für die Verbindung unserer Wurzeln in der Tracht und zeitgemäßer, nachhaltiger Fashion. Wir sind unseren Orten seit Langem verbunden. Wir kennen unsere Kunden und kümmern uns um dich.“
„Wer hätte das einmal gedacht“: Einst so stolze Modekette ist am Ende
Es handelte sich also um keine anonyme Kette, sondern um eine, die am Puls der jeweiligen Städte lag. Für manche ein Stück Heimat oder eben Urlaub. Und mal voller Stolz. So kommentiert eine Nutzerin unter einem Facebook-Beitrag zur Schließung: „Wer hätte das einmal gedacht!!! Habe so lange für Dollinger gearbeitet.“ Kürzlich schrieben FIlialschließungen bei einem Schuh-Giganten Schlagzeilen. (lin)