Nachhaltiger Tourismus immer gefragter: Sogar das Bier wird selbst gebraut

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Lenggries

KommentareDrucken

Kostprobe: Die Besucher konnten die verschiedenen Brotsorten probieren. Dabei erklärte Florian Seidl (2. v. li.), warum er begonnen hat, seine eigenen Brote für das Frühstücksbuffet zu backen. © arp

Die Betreiber der „Landerermühle“ in Lenggries geben im Zuge des Nachhaltigkeitssommers bei einer Exkursion Einblicke in ihren Betrieb.

Lenggries - In dritter Generation führen Florian und Stephanie Seidl das Gasthaus und Café Landerermühle im Lenggrieser Ortsteil Leger. Das Ehepaar baut dabei seit circa vier Jahren immer mehr nachhaltige Elemente in sein Konzept ein. So halten sie Hühner, backen ihr eigenes Brot, brauen Bier und verarbeiten selbst angebautes Obst und Gemüse. Damit sind sie das positive Beispiel eines Tourismusbetriebs mit einer regionalen Verpflegung und einer nachhaltigen Speisekarte. Aus diesem Grund fand jetzt im Rahmen des „Nachhaltigkeitssommers 2024“ eine Exkursion für andere Gastgeber in den Isarwinkler Familienbetrieb statt.

Organisatoren wollen „nicht missionieren“

Der „Nachhaltigkeitssommer“ ist ein Fortbildungsprogramm für touristische Leistungsträger, das gemeinsam von Tölzer Land Tourismus, Regionalentwicklung Oberland und dem Wirtschaftsforum Oberland organisiert wird. Nach dem Motto „Regionales auf dem Teller der Gäste – so geht Nachhaltigkeit in der Praxis“ können touristische Betriebe an den Angeboten des „Nachhaltigkeitssommers“ teilnehmen. Dieser Einladung folgten am Dienstag circa 20 Gastgeber und Lebensmittelproduzenten aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach.

„Unser Ziel ist es zum einen, das Bewusstsein für nachhaltige Gastfreundschaft zu stärken, und zum anderen wollen wir mehr Austausch und Netzwerken ermöglichen“, sagte Christina Baier von Tölzer Land Tourismus. Dabei gehe es nicht darum „zu missionieren“, sondern „zu zeigen, dass man schon mit kleinen Umstellungen etwas erreichen kann“. Ein positiver Nebeneffekt sei, wenn es dabei gelingt, regionale Produzenten und Gastgeber zu vernetzen. Das stärke auch die Region.

Nachhaltigkeitssommer Besuch auf der Landerermühle Lenggries Florian Seidl Gemüseanbau
Aus eigener Ernte: Allerlei verschiedene Gemüsesorten baut Florian Seidl unweit des Gasthauses an. © arp

Margot Strötz, Vermieterin aus Bad Tölz, sagte: „Ich habe selbst einen Naturgarten. Bei uns wird Biodiversität großgeschrieben. Es ist heute eine tolle Gelegenheit zu sehen, wie Familie Seidl ihre eigenen Produkte in den Betrieb integriert.“ Denn: „Wenn jemand schon so was auf die Beine stellt, ist es doch klar, dass man sich das ansieht.“ Überdies sieht es Strötz als Vorteil, die eigenen Gäste besser informieren zu können, welche Angebote es in der Region gibt. „Wir merken deutlich, dass die Gästeklientel in den vergangenen zehn Jahren deutlich bewusster und nachhaltiger geworden ist. Da müssen auch wir als Gastgeber informiert sein, welche entsprechenden Angebote es für Urlauber hier gibt.“

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Marianne Obermüller, Wirtin der Quengeralm auf dem Brauneck, ist der gleichen Meinung: „Es gibt hier so viele verschiedene Betriebe, die sich gegenseitig super ergänzen. Wir hängen ja alle in einer gewissen Form zusammen. Der eine hat Ferienwohnungen, der andere einen Tagesbetrieb. Durch ein gutes Miteinander können wir uns gegenseitig unterstützen.“ Auch die Bichler Kräuterpädagogin Susanne Neff war aus diesen Gründen bei der Exkursion dabei. „Es ist ein super Angebot zum Netzwerken und auch, um Neues kennenzulernen und sich fortzubilden.“

Florian Seidl erklärte seinen Besuchern unterdessen, wie er zu der nachhaltigen Speisekarte gekommen ist. „Eigentlich ist das Ganze aus reiner Liebe zu mir selbst entstanden. Ich fand es immer bedenklicher, dass ganz viel Gemüse von weit her kommt oder gespritzt wird. Das ist dann gar nicht mehr so gesund.“ Also habe er vor vier Jahren für seine Familie ein Beet angelegt und begonnen, sich mit biologischem Obst- und Gemüseanbau zu befassen. „Das ist dann immer mehr und größer geworden, bis wir dazu übergegangen sind, auch für den Betrieb Gemüse anzubauen.“ Es habe nicht lange gedauert, bis ein weiteres Produkt dazukam. „Ich habe abends nach der Brotzeit gemerkt, dass ich das Brot vom Bäcker nicht mehr vertrage, obwohl ich keinen empfindlichen Magen habe“, so Seidl. „Dann hab‘ ich zu meiner Frau gesagt, dass nun auch eigenes Brot her muss“, berichtete er. Mittlerweile stellt die Familie verschiedene Sorten für das Frühstücksbuffet her.

Motto von Florian Seidl: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg

„Je mehr man sich mit der Herstellung der Produkte befasst, desto mehr kommt man auch in Kontakt mit Produzenten aus der Region.“ Seidl ist es wichtig, dass die Produkte, die er zukauft, nicht weiter als 80 Kilometer von seinem Betrieb entfernt hergestellt werden. Seit einem Jahr braut er übrigens auch sein eigenes Bier in einer privaten Anlage in Gaißach, seit zwei Jahren hält die Familie Hühner. Ein Imker aus Gmund bewunderte, wie die Familie die Lebensmittelproduktion neben Gastronomie und Ferienvermietung schafft. Seidl hat dazu eine klare Einstellung: „Wenn man will, geht alles.“

Auch interessant

Kommentare