Aufbruch in der Münchner Straße
Shoppen, bummeln, flanieren: Die Münchner Straße zwischen Marktplatz und Bahnhof könnte mehr sein als eine von Autos beherrschte Durchgangsstraße. Um den Straßenzug selber wachzuküssen, fehlen der Marktgemeinde die Grundstücke. Doch jetzt gelang es endlich, planungsrechtlich die Nutzung und Gestaltung in gewünschte Bahnen zu lenken.
Lang hat‘s gedauert. Genauer gesagt fast genau 20 Jahre, wie Hans Putzer (SPD) jetzt im Marktgemeinderat feststellte. So lange schon versucht das Rathaus, bei der Entwicklung der Münchner Straße zwischen Bahnhof und Marktplatz – die Hauptschlagader des Orts – entscheidende Weichen zu stellen, um den Einzelhandel zu schützen und zu fördern, die typische Bauzeilen zu erhalten und mehr Aufenthaltsqualität zu ermöglichen.
Zu Jahresbeginn 2025 scheint jetzt endlich ein Durchbruch gelungen. Der Marktgemeinderat beschloss in seiner jüngsten Sitzung, jeweils einstimmig, einen Bebauungsplan für die Achse zwischen Bahnhof und Oskar-von-Miller-Platz sowie eine „Erhaltungssatzung“ für ein etwas größeres Gebiet, das vom Bahnhof bis zum Marktplatz reicht. Die Erhaltungssatzung wirkt wie eine Art unbefristete Veränderungssperre. Sprich: Will ein Grundstückseigentümer etwas abreißen, verändern, anders nutzen oder neu bauen, muss er dafür eine Einzelfall-Genehmigung im Rathaus erwirken (wir berichteten).
„Wir haben jetzt ein Mitsprachrecht bei der Gestaltung eines zentralen Ortsbereichs“, stellte CSU-Fraktionssprecher Sebastian Franz fest. Das heiße nicht, dass die Gemeinde eine Käseglocke über den Bestand lege, ergänzte Grünen-Sprecher Robert Wiechmann: „Aber jeder Änderungswunsch bedarf jetzt einer Einzelfall-Prüfung.“
Hans Putzer erinnerte daran, wie 2005 zunächst eine „Sanierungssatzung“ in Kraft gesetzt worden war, um die Schutzwürdigkeit dieser zentralen Achse festzustellen. Damals habe es Bedenken gegeben, die Gemeinde könne damit in die privaten Grundstücke eingreifen. Heute könne man sagen, dass sich der zeitliche und finanzielle Aufwand für die Gemeinde gelohnt hat. „Eine 20-jährige Entwicklung hat jetzt ihren Abschluss gefunden.“
Die Erhaltungssatzung hatte der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München für das Rathaus erarbeitet. Wie deren Sprecherin Michelle Hagenauer in der Sitzung erläuterte, sind in den sechs Paragrafen keine starren Gestaltungsvorgaben formuliert. Aber die Gemeinde könne sich jeden Änderungswunsch vorlegen lassen und darauf achten, dass die Raumkanten mit ihren repräsentativen Frontpassagen, der geschwungene Straßenverlauf und die Fernwirkung von St. Laurentius geschützt bleiben.
Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) verbindet mit dem Satzungswerk die Hoffnung auf Veränderung: „Diese Straße bietet teils wunderschöne Gebäude, die noch nicht so zur Geltung kommen, wie sie es könnten.“ Parallel zur Erhaltungssatzung wurde der Bebauungsplan beschlossen – nach zweijährigem Vorlauf. „Ich denke, wir konnten alle Grundstücksbesitzer mitnehmen“, erklärte Kilian Lex, Leiter der Ortsplanung. Die Vorgespräche seien „intensiv und konstruktiv“ verlaufen.
„Ich bin gespannt, wie die ersten Bauanträge ausschauen“, erklärte der Bürgermeister. Im Rathaus überlege man bereits, einen „Leitfaden“ für die Grundstücksbesitzer zu erstellen, wie sie gemäß der Satzungen vorgehen und was im Sinne der Gemeinde erwünscht wäre. „Ich denke, es sind alle interessiert, zu mehr Qualität zu kommen.“