Sie sind seit Jahren ungebetene Gäste, doch ihre Existenz ist unvermeidbar: In Europa breiten sich kleine Blutsauger aus. Inzwischen überwintern sie auch.
Wien – Die asiatische Tigermücke hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter in Europa ausgebreitet. Fachleute aus dem Umweltbereich beobachten diese Entwicklung genau: Weil die kleinen Tierchen in ersten Regionen bereits den Winter überleben und sich exponentiell vermehren, steigen die Zahlen deutlich an. Allein in Österreich gebe es derzeit „mehrere Millionen der Tiere“, betonte der Ökologe Bernhard Seidel im Gespräch mit dem Nachrichtenportal Heute.
Laut Seidel sind in diesem Jahr drei bis vier Generationen von Tigermücken geschlüpft. Das liegt an der schnellen Fortpflanzung der Tiere. Laut dem Umweltbundesamt legen Weibchen im Laufe ihres Lebens zwischen 300 und 350 Eier ab. Neu geschlüpfte Stechmücken sind bereits nach etwa drei Tagen wieder paarungsfähig. Dadurch entstehen mehrere Generationen innerhalb eines Jahres. In Österreich habe dies in diesem Jahr bereits zu einer Zahl im Millionenbereich geführt. „Sollte im September noch ein Hochwasser kommen, vergrößert sich die Zahl explosionsartig“, erklärte der Experte.
„Millionen Tiere“ in diesem Jahr: Asiatische Tigermücke vermehrt sich rasant in Österreich und Deutschland
Doch was ist an der asiatischen Tigermücke eigentlich so problematisch? Die Stechmücke kommt ursprünglich aus dem asiatisch-pazifischen Raum und ist in der Lage, verschiedene Krankheitserreger wie beispielsweise das Dengue- oder das Zika-Virus zu übertragen. Asiatische Tigermücken in Europa sind in der Regel (noch) keine Überträger, da die Krankheiten hierzulande nicht verbreitet sind. In Deutschland wurden demnach noch keine Übertragungen durch die Asiatische Tigermücke registriert. Das kann sich laut Experten in Zukunft aber ändern, besonders im Hinblick auf den Klimawandel.
Um das Risiko von Krankheitsübertragungen einzudämmen, sollen die Populationen in Europa möglichst gering gehalten werden. Das gelingt nur bedingt. Die österreichische Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit (AGES) informiert, dass die erste asiatische Tigermücke 2012 nachgewiesen wurde. Zehn Jahre später sei sie bereits in allen Bundesländern gefunden worden. „Etablierte Populationen, die den Winter bei uns überstehen können, bestehen aber bisher nur in Teilen von Wien, Graz und Linz“, wird betont.
„Müssen entschlossen handeln“ - Ausbreitung von Stechmücken nimmt an Fahrt auf
Auch Bayern prüft derzeit verstärkt die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke. Gesundheitsministerin Judith Gerlach sagte dazu im Juni: „Wir müssen entschlossen handeln, um die Risiken des Klimawandels für die Gesundheit so gering wie möglich zu halten. Das gilt auch mit Blick auf Stechmückenarten, die tropische und subtropische Infektionskrankheiten übertragen könnten. Deshalb beobachten wir die Situation sehr genau.“
Die Asiatische Tigermücke
Die Asiatische Tigermücke ist eine relativ kleine Stechmücke und wird nur bis zu etwa neun Millimeter groß. Sie zeichnet sich besonders durch ihre schwarz-weiße Färbung aus. Ihr Hinterleib und die Hinterbeine haben eine ausgeprägte schwarz-weiße Musterung, auch am Hinterkopf hat sie eine auffällige weiße Linie bis zum Flügelansatz. Trotzdem kommt es manchmal „zu Verwechselungen mit meist größeren und weitaus häufigeren einheimischen Stechmückenarten wie z. B. der Ringelschnake“, so das Umweltbundesamt.
Exemplare der Asiatischen Tigermücke seien im vergangenen Jahr in 17 bayerischen Landkreisen gefunden worden. In drei Städten – Fürth, München und Würzburg – haben sich laut Gerlach erste überwinterungsfähige Populationen gebildet. Das bedeutet, dass an diesen Orten eine lokale Vermehrung der Insekten stattfindet. Bei den anderen Funden handelt es sich bislang um einzelne Neueintragungen. Bewohner können den Kampf gegen die Ausbreitung der invasiven Mücke unterstützen. (no)