Als „Battlefield 2042” 2021 erschien, schien die altehrwürdige Multiplayer-Shooter-Reihe vor dem Ende zu stehen. Viele Fans wandten sich ab, da sie mit den Gameplay-Entscheidungen und dem Zukunftsszenario nicht warm wurden. Entsprechend gering waren die Erwartungen, als Electronic Arts den Nachfolger ankündigte. Doch bei den Testwochenenden im Sommer stellten Spielerinnen und Spieler überrascht fest, dass der neue Serienteil die alte „Battlefield“-Magie wieder einfängt und offenbar ein richtig gutes Spiel geworden ist.
Zurück zu den Wurzeln!
Die Reihe begann 2002 mit „Battlefield 1942“ und revolutionierte Mehrspieler-Gefechte durch große Karten, steuerbare Fahrzeuge und Taktikelemente. „Battlefield 6” knüpft an diese Erfolgsformel an. Dank moderner Technik, bis zu 64 gleichzeitig spielenden Personen und zahlreichen Neuerungen wirkt sie nun ausgereifter denn je.
Multiplayer: der klare Fokus
Das Schlachtfeld-Feeling im Mehrspielermodus ist beeindruckend: Dröhnender Sound und starke Grafikeffekte schaffen Atmosphäre. Kampfjets rasen über die Spieler hinweg, Häuser stürzen ein und eröffnen neue Wege, Explosionen erschüttern den Bildschirm – es passiert ständig etwas, sofern die Spieler eine Rolle wählen, die sie direkt ins Geschehen eingreifen lässt. Versorger halten das Team am Leben und Aufklärer nehmen mit Scharfschützengewehren Gegner vom Kartenrand ins Visier. Zahlreiche Karten und Modi – von Panzerschlachten bis zu engen Nahkampfaufträgen – bieten für jeden Geschmack etwas. Hier liegt der klare Fokus des Spiels. Und da ist dem Entwicklerstudio Battlefield Studios ein echtes Glanzstück geglückt.
Singleplayer: vergebene Chance
Die Einzelspielerkampagne wirkt im Vergleich zum Mehrspieler-Modus weniger eindrucksvoll. Das Szenario ist ambitioniert und versucht, aktuelle geopolitische Entwicklungen widerzuspiegeln: Wir erleben einen Konflikt zwischen einer geschwächten Nato und einer übermächtigen Privatarmee. Dabei kämpfen wir uns durch unterschiedlich gestaltete Level rund um den Globus – mit viel US‑Militär‑Pathos und vorsichtigen Anklängen an gesellschaftliche Kritik.
Andere Titel der Serie wie „Battlefield V“ und der Antikriegs‑Shooter „Spec Ops: The Line“ sind in dieser Hinsicht differenzierter. Krieg im Singleplayer glaubhaft darzustellen, bleibt eine große Herausforderung. Im Mehrspielermodus fällt die Distanz zum Thema deutlich leichter, ohne Gewalt zu glorifizieren. Angesichts realer Konflikte und politischer Spannungen wäre an mancher Stelle vielleicht mehr Feingefühl wünschenswert als die klassische Hollywood‑Inszenierung. So bleibt das Gefühl, dass hier eine Chance vertan wurde.
Portal und Battle Royale
Die Modi „Portal“, in denen Spieler eigene Einstellungen für Schlachten vornehmen können, und der neue Battle-Royale-Modus waren in unserer Testphase noch nicht spielbar. „Portal” soll mit dem Release am 10. Oktober live gehen, der Battle-Royale-Modus folgt Ende des Monats.
Fazit
„Battlefield 6“ richtet sich an Bestandsfans, aber auch an alle, die zwischenzeitlich den Glauben an die Reihe verloren haben. Alte Tugenden wie dynamische Schlachtfelder, klar definierte Soldatenrollen und das Zusammenspiel von Fahr- und Flugzeugen sowie Infanterie kehren in modernisierter Form zurück und sorgen für die immersivste Schlacht-Action seit Langem. Das Gunplay ist derzeit die Referenz im Shooter-Genre – mit Ausnahme echter Simulationen wie „Arma“.
Damit spricht „Battlefield 6” eine breite Masse von Shooter-Fans an. Anfänger:innen werden anfangs frustriert sein, weil erfahrene Spieler:innen auf dem Schlachtfeld dominieren. Wichtig ist deshalb, dass die Technik in Mehrspielerpartien passende Erfahrungslevel zusammenführt. Die Lernkurve ist steil und auch Neulinge können positive Erfahrungen sammeln, indem sie sich beispielsweise auf unterstützende Aufgaben wie das Wiederbeleben von Kameraden konzentrieren.
Wer hingegen eine packende Einzelspielerkampagne mit Antikriegsbotschaft sucht, erlebt hier lediglich einen soliden Shooter, dem es jedoch an nachhaltiger Wirkung fehlt.
Fazit: 4 von 5 Wiederbelebungen, mit Abzug in der B-Note für die schwächere Single-Player-Kampagne.